Das veränderte Rollenbild hilft jungen Frauen, zu einem Landwirt ja zu sagen und auf einen Bauernhof zu ziehen.
Vor fünf Jahren sorgte eine Studie der Universität für Bodenkultur für Aufsehen, in welcher eine zunehmende Abwanderung der jungen Frauen aus den Landgemeinden festgestellt wurde. Das würde die Chancen lediger Bauern verringern, die Partnerin fürs Leben zu finden, lautete eine Schlussfolgerung.
Aber jetzt ist ein Umkehrtrend spürbar. Einen Bauer als Lebenspartner oder Ehemann zu haben, wird für junge Frauen wieder aktuell. „Bäuerliche Menschen haben Erdung und Natürlichkeit. Danach wird heute gesucht und das sollte unser Selbstbewusstsein aufpeppen“, ist der Murtaler Josef Moser überzeugt. Als Flirt-Coach weiß Moser, der selbst Bauer ist, wovon er spricht.
Der Jammerei über fehlende Bäuerinnen hält er ganz klar entgegen: „In erster Linie geht es darum, den anderen Menschen als Partner zu sehen – und nicht als Bäuerin oder Bauer. Erst so hat man die Chance, in die Geheimnisse der Liebe einzutauchen.“
Hat man keinen Partner an seiner Seite, ist – so Beziehungspsychologin Doris Jeloucan – der Leidensdruck gerade jetzt im Frühling besonders hoch. „Diesbezüglich ist speziell am Land die soziale Erwartung enorm“, sagt Jeloucan.
„Viele glauben ja noch, Single zu sein ist eine Art Krankheit“, schlägt die südsteirische Bäuerin Michaela Stradner in dieselbe Kerbe. Stradner bietet, wie berichtet, zusammen mit einer Geschäftspartnerin Wanderungen für Alleinstehende an – mit Herzblatt-Aussicht. Unter den Teilnehmern sind auch Landwirte. „Junge Bauern tun sich dabei eigentlich sehr leicht. Aber je älter, desto kritischer werden sie und wissen oft genau, was sie nicht wollen“, berichtet Stradner. „Deren Erwartungen sind dann oft kaum noch zu erfüllen.“
Ein Grund, warum das Leben auf einem Bauernhof für immer mehr junge Frauen wieder an Bedeutung gewinnt, sieht Leo Madl, Obmann der steirischen Jungbauernschaft, im veränderten Rollenbild. „Man akzeptiert mittlerweile, dass die zum Hof gekommene Frau mit einem ganz anderen Beruf wie zum Beispiel Krankenschwester oder Verkäuferin Geld verdient.“
Das bestätigt auch Ökonomierat Ernst Hofer, der „Vater des Ledigenballs“ im Almenland: „Vor 30 Jahren waren in unserer Region 25 Prozent der männlichen Hoferben ohne Partner. Dieser extreme Wert ist heute deutlich gesunken, weil man zu akzeptieren gelernt hat, dass die junge Frau einen außerlandwirtschaftlichen Beruf ausübt.“
Den Ledigenball gibt es noch heute. „Und es sind tatsächlich einige feste Beziehungen daraus entstanden“, freut sich Hofer. Seinem leisen Bedauern, dass die Landjugend als ländliche Partnerbörse an Bedeutung verloren habe, hält Landjugend-Landesobmann Stefan Sonnleitner entgegen: „Bei uns gibt es nach wie vor viele Landjugend-Paare! Wer sich bei uns engagiert, hat ähnliche Interessen und das zieht an.“ Vor allem für die jungen Männer hat Sonnleitner einen heißen Tipp parat, wie man zu einer Freundin kommen kann: „Wer tanzen kann, kommt bei den Mädchen immer gut an.“
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