Der Regionalität verpflichtet

von Franz Tonner

Nach dem Lockdown geht es jetzt in der Gastronomie wieder aufwärts. Das verschärft die Diskussion um eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung.

Ob verpflichtend oder nicht, weitblickende Gastronomen und Hoteliers haben den Vorteil der regionalen Lebensmittelbeschaffung und die Auslobung in der Gastronomie auf freiwilliger Basis längst erkannt. Man will ja schließlich die schöne Landschaft mitverkaufen und die wird unumgänglich mit den örtlichen Bauern in Verbindung gebracht, die einerseits Nahrung für Tier und Mensch vor Ort produzieren und andererseits durch die verantwortungsvolle Bewirtschaftung auch jenes Landschaftsbild gestalten, das die Steiermark so liebens- und besuchenswert macht.

Vorzeigebetrieb

Ein Vorzeigebetrieb in jeder Hinsicht ist das Almwellnesshotel Pierer mit der bei den Jugendlichen besonders beliebten Latschenhütte auf der Teichalm, das die Brüder Alfred und Franz Pierer in vierter Generation bewirtschaften. Was vor 126 Jahren als kleiner Almgasthof begann, hat sich inzwischen zu einem Vier-Stern-Superior Hotel in der Top-Gastronomie und Hotellerie entwickelt.   Regionalität ist hier gelebte Realität. Sämtliche Produkte, die in der Gastronomie verabreicht werden, werden so nah wie möglich eingekauft und das zu einem guten Preis, denn man kann die Philosophie „Qualität auf höherer Ebene“ eben nicht einseitig leben.

Qualität auf höherer Ebene

So ist es fast selbstverständlich, dass die Pierers Milch und Rindfleisch direkt von den vor ihrem Hotel weidenden Rindern der Familie Hiden im Restaurant verabreichen. Das Schweinefleisch liefert Familie Ablasser in Fladnitz exklusiv für das Almwellnesshotel. Die Schweine in Freilaufhaltung werden extensiv und daher etwas länger gemästet, was sich in der Qualität des Fleisches niederschlägt. Wobei die gesamten Rinder und Schweine im Ganzen gekauft werden und dann vor Ort zerlegt und aufgearbeitet. „Es ist Aufgabe des Küchenchefs alles zu verwerten, daher können wir auch einen guten Preis zahlen“, legt Alfred Pierer die Latte für den Küchenchef hoch und setzt damit seiner Kreativität keine Grenzen, von Grammeln, Pasteten und Aufstrichen bis zu den saftigen Steaks. Das Lammfleisch kommt vom Rechberg, der Fisch aus Naas, das Gemüse aus St. Ruprecht und auch sonst wird alles abgenommen, was aus der Region angeboten wird, von den Beeren bis zu den Schwammerln. Die Speisekarte liest sich wie ein Potpourri aus regionalen Spezialitäten, denn selbstverständlich wird die Herkunft der Produkte auf der Speisekarte ausgelobt.

Die Pierers sind stolz darauf, für die gute Ware auch einen ordentlichen Preis zu zahlen, denn schließlich sollte jeder in der Wertschöpfungskette einen fairen Anteil bekommen. „Der Gast ist gerne bereit einen ordentlichen Preis zu bezahlen, wenn die Qualität stimmt“, spricht Alfred Pierer aus Erfahrung. Diese Philosophie hat sich leider im Großhandel noch nicht durchgesetzt.

Projekt „Respekt“

Für die Pierers ist aber auch das Miteinander auf der Alm ein großes Anliegen. „Grundbesitzer, Bauern, Gastronomie und Gäste müssen unter einen Hut gebracht werden. Wir leben alle vom Tourismus, wollen aber keinen Massentourismus, sondern Qualität bieten und können mit einer nachhaltigen Bewirtschaftung eine gute Basis für die nächsten Generationen schaffen“, ist Alfred Pierer überzeugt, dass unter anderem der aktuell laufende Prozess „Respekt“ genau in die Richtung der Lenkung der Touristenströme und der gegenseitigen Rücksichtnahme geht und er bedankt sich  bei den Almenland-Vordenkern Ernst Hofer und Obmann Erwin Gruber, die mit Weitblick, Kreativität und Verantwortung das Almenland belebt haben. Die Pierers hoffen nun, dass bald auch die allseits beliebte Almparty jeden Dienstag auf der Latschenhütte wieder veranstaltet werden darf.

Beitragsfoto: kk

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