Bauer der Woche: Hans Peter Flicker

von NEUES LAND

Steile Flächen prägen den Betrieb von Hans Peter und Julia Flicker auf der Brandlucken. Der Schafbauer und gelernte Zimmerer beherrscht auch das Bänderzaun- und Schindelmachen. Porträt verfasst von Roman Bruckner.

 

Wenn man das erste Mal auf die Brandlucken kommt und die steilen Wiesen und exponierten Höfe erblickt, dann ist man einfach überwältigt. So eine Berglandwirtschaft erwartet man eher im hochalpinen Bereich, aber nicht 20 Kilometer vom steirischen Hügelland entfernt. Das mögen sicher auch die vielen Touristen, welche die Region besuchen.

Einer dieser Höfe ist der Betrieb der Familie Julia und Hans Peter Flicker vulgo Peter in der Harrisen. Sie haben das Anwesen 2019 von den Eltern Johann und Maria Flicker übernommen. Die junge Familie hat bereits zwei Söhne mit einem und drei Jahren und lebt mit den Eltern auf dem Hof. Hans Peter hat 2017 die Meisterprüfung abgelegt und dabei ein Betriebsentwicklungskonzept erarbeitet, das er in den letzten Jahren konsequent umgesetzt hat.

Steiler, steiler, Flicker

Der Betrieb wird seit 1994 biologisch geführt und umfasst 27 Hektar Dauergrünland auf einer Seehöhe von 1100 bis 1430 Meter. Die Hofstelle liegt auf 1130 Meter. Dazu kommen noch 15 Hektar Wald, der teilweise Schutzwald ist. Der Hof wurde nämlich vor 60 Jahren von einer Lawine zerstört, dabei waren auch zwei Todesopfer zu beklagen. Die Steilheit der Flächen ist enorm. 8,5 Hektar haben eine Hangneigung über 50 Prozent. Nach altem Schema war der Betrieb Bergbauernzone 4, heute sind es 375 BHK-Punkte.

In diesen Steillagen hat der Traktor keine große Bedeutung. Mähtrac, Motormäher und Motorkarren, auch Muli genannt, sind die wichtigsten Maschinen. Die Hälfte der Grünlandfläche wird gemäht und zu Heu und Grassilage verarbeitet. Die andere Hälfte wird beweidet mit Schafen der Rasse Jura Bergschaf beweidet. Das ist erst seit 2015 so. Vorher wurden zuerst Milch- und dann Mutterkühe gehalten.

Kaum Trittschäden

„Die Beweidung der Steilflächen funktioniert mit den Schafen viel besser, weil sie leichter sind und kaum Trittschäden machen“, erklären Vater und Sohn überzeugt. „Außerdem ist der Umgang mit den kleineren Tieren leichter und sicherer“, fügt die junge Bäuerin noch hinzu. Der alte Rinderstall wurde abgerissen und ein großer moderner Schafstall für ungefähr 110 Muttertiere errichtet. Der stationäre Futtermischer legt das fertige Futter auf ein Förderband und dieses transportiert es direkt zu den Schafen. Im Winter wird auch eine kleine Menge Bio-Silomais in die Ration gemischt. Über der ganzen Stall- und Silofläche läuft eine Hallenkran, der quasi den Hoftrac ersetzt.

Vermarktet werden die Lämmer, die männlichen als Fleischlämmer an die Weizer Schafbauern und die weiblichen als Zuchtlämmer an Schafhalter in Kärnten, Steiermark und Niederösterreich. Die Nachfrage ist derzeit groß und der junge Schafbauer ist auch mit den Preisen recht zufrieden. Die Zuchtarbeit ist allerdings anspruchsvoll und wird vom jungen Bauernpaar intensiv betrieben.

Alte Handwerkskunst

Ein weiterer Betriebszweig am Hof ist die Bienenhaltung mit etwa 40 Bienenstöcken. „Das macht weiterhin mein Vater, da möchte ich ihm nicht dreinreden“, sagt Hans Peter Flicker. Der Vater arbeitet im gesamten Betrieb mit und ist auch von den Neuerungen am Hof überzeugt. Tradition bei den „Flickers“ hat die bäuerliche Holzverarbeitung. Für das Bänderzaun- und Schindelmachen sind sie weit und breit bekannt. Hans Peter hat nach der Fachschule Kirchberg den Forstfacharbeiter gemacht und später auch noch den Beruf des Zimmerers in Passail erlernt. Seit der Übernahme konzentriert er sich aber voll auf die Land- und Forstwirtschaft. Das Schindelmachen führt er weiter, allerdings nicht so wie früher mit dem Reifmesser, sondern mit der Säge. Und wenn irgendwo ein Bänderzaun gefragt ist, dann sind Vater und Sohn zur Stelle.

Kein Alltagslärm

Wenn man mit der Familie einen Nachmittag verbringt, hat man das Gefühl, sie sind mit ihrem Hof und ihrem Leben sehr zufrieden. Das Getöse der üblichen Konsumwelt dringt hier nur sehr abgeschwächt herauf. Lediglich die vielen Tourengeher, die im Winter ständig über ihre Wiesen gehen, stören sie ein wenig. Auch der Zusammenhalt ist in der Region noch sehr gut. So ist die Familie Flicker im Gesellschafts- und Kirchenleben fest verankert. Für die Zukunft wünschen sie sich mehr Zeit für die Familie, vielleicht einmal eine längere Urlaubsreise. „Zuerst müssen wir aber mit der Umstellung fertig werden, und das wird schon noch einige Jahre dauern“, meint der erfolgreiche Bergbauer.

Zur Person

Hans Peter Flicker (30) wohnt Harrisen 71, 8172 St. Kathrein am Offenegg. Er ist Zimmereifacharbeiter und Landwirtschaftsmeister. Er führt einen Zuchtbetrieb für Jura Bergschafe. Die Betriebsstandbeine sind die Vermarktung der Zuchtlämmer, der Biohonig aus dem Almenland sowie die Holzschindel- und Bänderzaunherstellung. E-Mail: biohonigschaf@hotmail.com

 

 

 

 

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