Bauer der Woche: Christoph Zirngast

von Karl Brodschneider

„Wir brauchen jeden Bauernhof!“ Für Christoph Zirngast aus Großklein ist das keine dahingesagte Floskel, sondern eine Feststellung, die er mit großer Dringlichkeit vertritt.

Warum er bereit sei, auf der ÖVP-Liste für die Landtagswahl zu kandidieren, wird Christoph Zirngast gefragt. Seine Antwort folgt auf den Fuß: „Es ist wichtig, dass sich Landwirte verstärkt in die verschiedenen Gremien einbringen und ihre Berufskollegen vertreten.“ Der 42-jährige Südsteirer ergänzt: „Außerdem ist es mir ein Anliegen, dass der Bauernbund auf der Wahlliste gut präsentiert ist.“

Christoph Zirngast ist keiner, der mit polternden Sprüchen auffällt und überzogenen Aussagen auftritt. Er ist auch keiner, der mit seiner Meinung hinter den Berg hält, sondern einer, der Probleme von Grund auf analysiert und – oft im Hintergrund – nach Lösungen und Gesprächen mit den beteiligten Personen oder Gruppen sucht. Wenn er, so wie am vergangenen Wochenende, über WhatsApp in einem Status-Eintrag aufruft, dass das Bauernhof-Sterben aufhören müsse, ist das mehr als ein Wahlkampf-Slogan. Dahinter steckt seine tiefe Überzeugung, „dass wir jeden einzelnen Bauern, jede Bäuerin, jeden Bauernhof dringend brauchen“.

Zu viel Bürokratie

Es ist in vielen Fällen nicht der Produktpreis, der gegen die Weiterführung oder Übernahme der Höfe spricht. Das Kernproblem sind seiner Meinung nach praxisfremde Bewirtschaftungsauflagen und Rahmenbedingungen, welche den Landwirten die Freude an der Arbeit nehmen. Dazu kommt die Bürokratie, „gegen die wir noch viel stärker auftreten müssen“. Zirngast nennt noch einen weiteren Grund: „Das Arbeitsleben als Landwirt oder Landwirtin geht weit über eine 40 Stunden Wochen hinaus und ist in vielen Bereichen eine 7-Tage-Woche ohne lange Urlaube. Viele potentielle Hofübernehmer und Hofübernehmerinnen stehen vor einer schwierigen Entscheidung: Geregelte Arbeitszeiten, 5-Tage-Woche, regelmäßige Freizeit und Urlaub oder betriebsbedingte Arbeitszeiten an jedem Tag, das ganze Jahr über, ohne geregelte Freizeit. Vermehrt wird hier die Entscheidung gegen die landwirtschaftliche Arbeit getroffen.“

Großer Erfahrungsschatz

All diese Beobachtungen fußen bei ihm auf einen großen Fundus an Erfahrungen, die er als Kammerobmann und Bürgermeister tagtäglich macht. Vor vier Jahren übernahm er die Führung der Bezirkskammer Leibnitz. Vor drei Jahren wurde er Bürgermeister der Marktgemeinde Großklein. Eines seiner derzeitigen Projekte deckt sich auch sehr gut mit den Zielsetzungen von Wohnbaulandesrätin Simone Schmiedtbauer, nämlich der Ortskernbelebung. „Wir haben ein großes leerstehendes Gewerbe- und Wohnobjekt mitten im Ort erworben, richten es für Geschäfte und Wohnungen her und gestalten auch rundherum den Dorfplatz neu“, berichtet er. Seine bäuerliche Einstellung kommt zum Vorschein, wenn er sagt: „Mir ist es wichtig, dass wir das Ortszentrum stärken und dass die Bauern rund um die Dörfer genügend Platz für die ungestörte landwirtschaftliche Produktion haben.“

Die einzige Alm im Bezirk

Noch eine führende Position übt der frühere Landjugend-Bezirksobmann, LJ-Betreuer und Umweltberater aus. Er ist Obmann der Weidegemeinschaft Remschniggalm. Das ist die einzige Alm im Bezirk Leibnitz und liegt an der steirisch-slowenischen Grenze. Jährlich werden 65 bis 68 Rinder aufgetrieben. Einige Tiere stammen auch aus dem Betrieb, den Christoph Zirngast mit seinem Partner Martin führt. „Wir haben einen Mutterkuhbetrieb mit zehn Kühen und Fresser-Aufzucht. Das heißt, wir kaufen die Kälber mit 70 bis 80 Kilo Gewicht und verkaufen sie dann mit 250 Kilo als Fresser weiter.“

Südsteirische Erdnüsse

Vielleicht hat Christoph Zirngast mit seinem Partner heuer auch das Tor zu einer neuen Ackerfrucht aufgestoßen. Auf einer Fläche von 0,1 Hektar probierten sie es das erste Mal mit dem Anbau von Erdnüssen. Zu Allerheiligen erfolgte die erste Ernte von 200 Kilo dieser Hülsenfrucht. „Die Ernte war sehr beschwerlich, weil wir alles händisch gemacht haben. Aber für das nächste Jahr planen wir schon eine größere Anbaufläche und wollen uns in anderen Anbaugebieten Tipps für den Anbau und die Ernte holen.“ Eines stimmt ihn aber sehr zuversichtlich: „Unsere Erdnüsse schmecken sehr gut!“

Zur Person

DI Christoph Zirngast (42) wohnt mit Partner Martin in Burgstall 37, 8452 Großklein. Er ist Kammerobmann von Leibnitz, Bürgermeister von Großklein, ÖVP-Ortsparteiobmann, Obmann der Weidegemeinschaft Remschniggalm und VP-Kandidat für die Landtagswahl (Nr. 12 im Wahlkreis 3). Der forst- und landwirtschaftliche Betrieb umfasst 15 Hektar LN und ist ein Mutterkuhbetrieb mit Fresseraufzucht. Kontakt: 0664 602596 4931

 

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