Bauer der Woche: Christoph Kernbichler

von Karl Brodschneider

Nach der Hofübernahme richtete Christoph Kernbichler den Betrieb neu aus. Er legte ein Gehege für sein Sikawild an und setzt beim Wildfleischverkauf auf die Direktvermarktung.

 

Der Bauernhof der Familie Christoph und Barbara Kernbichler liegt auf 980 Meter Seehöhe und hat eine lange Geschichte. „Bis ins Jahr 1307 lässt sie sich zurückverfolgen“, merkt der 35-jährige Landwirt an. Das ganze Gebiet – es liegt in der Gemeinde Waldbach-Mönichwald – nennt sich Rieglerviertel, der Vulgoname des Hofes lautet Riegler. Die junge Familie mit den beiden Kindern Christopher und Isabel verwendet ihn auch für ihr Logo „Rieglerhof – Wild & Holzhandwerk“. Dieses Logo ziert die Fleischpakete, mit denen Christoph und seine Gattin in die Direktvermarktung gehen.

 

Bio-Sikawild

Sie verkaufen Sikawildfleisch in Bioqualität – entweder ab Hof oder im Lagerhaus in Hartberg sowie in zwei Bauernläden in Waldbach und Birkfeld. „Zwischen 20 und 30 Stück werden es heuer sein“, berichtet der Bergbauer. Pro Monat erlegt er durchschnittlich zwei Tiere. Im Frühjahr bringt ein Tier etwa 15 Kilo Fleisch auf die Waage, im Herbst sind es etwa 25 Kilo.

Erlegt werden die scheuen Tiere – das Sikawild, auch Japanhirsch genannt, ist deutlich kleiner als das Rotwild und ähnelt von der Größe eher dem Damwild – im Gehege. Sie werden noch auf der Weide entblutet, dann aufgebrochen und in die Kühlzelle gehängt. Später wird jedes Teilstück einzeln vakuumverpackt und gelangt so in die Vermarktung. „Man muss die Konsumenten auf unser Produkt neugierig machen. Wir merken, dass sie noch sehr vorsichtig sind, wenn sie zum Sikawildfleisch greifen“, gesteht der Farmwildhalter. „Oft hilft das mitgegebene Rezeptheft des Bundesverbandes Österreichischer Wildhalter. Das ist sehr gut gemacht und nimmt vielen die Scheu, es zu probieren“, so Kernbichler.

Rieglerhof – quo vadis?

Im Zuge der Betriebsübernahme im Jahr 2021 stellte sich für das junge Ehepaar die Frage, wie der Hof weiterhin bewirtschaftet werden soll. Christoph Kernbichler arbeitet seit zehn Jahren als selbstständiger Tischlermeister (Planung, Montage). Sein Bestreben: „Wir wollen weiterhin die Landschaft offenhalten und suchten daher ein Tier, das relativ wenig Arbeitsaufwand erfordert.“ Ursprünglich hatte sein Jägerherz für das Rotwild geschlagen. „Das hat uns aber die Behörde untersagt. So bin ich auf das Sikawild gestoßen. Es ist unkompliziert, etwas kleiner und gutmütig.“

Familie Kernbichler

Christoph Kernbichler mit Gattin Barbara und den zwei Kindern vor dem heimatlichen Rieglerhof in Waldbach.

Nach eineinhalb Jahren lagen endlich alle benötigten Bescheide vor. „Ursprünglich wollte ich es mit zwei bis drei Hektar probieren. Der steirische Landesverband der Wildtierhalter riet mir aber, es gleich ordentlich zu machen“, erzählt der 35-jährige Oststeirer. So ist daraus ein neun Hektar großes Gehege geworden. Die 1.500 Laufmeter-Einzäunung besteht aus zwei Meter hohen Metallsäulen mit Zaungeflecht. Jede fünfte Säule ist einbetoniert. Oben und in der Mitte ist ein vier Millimeter starkes Stahlseil gezogen. Zwei Gerinne durchqueren das Areal, die ausreichende Waldfläche im Gehege dient als Unterstand. Im Jahr 2021 wurden 35 Stück Sikawild, darunter drei Hirsche, eingestellt. Als Biobetrieb darf er aber nur die Hälfte der behördlich genehmigten Stückzahl halten. Der Schlachtraum befindet sich in der früheren Milchkammer. Im alten Stall lagern die Heuballen, die in den Wintermonaten zur Fütterung benötigt werden.

Photovoltaik

Insgesamt umfasst der Rieglerhof 69 Hektar, davon 46 Hektar Wald. Das Grünland außerhalb des Geheges wird teilweise nur einmal im Jahr gemäht (Naturschutzfläche). Auf zwei Stall-Seiten ist eine vertikale Photovoltaik-Anlage mit 23 Kilowatt-Peak angebracht, eine Freiflächen-PV-Anlage mit 82 kWp befindet sich auf einer Hangfläche in der Nähe des Hofareals. Die PV-Ständer bestehen, darauf ist der Tischlermeister besonders stolz, aus eigenem Lärchenholz.

Wenn etwas Zeit für Hobbys bleibt, dann findet der junge Landwirt im Wald oder an einem Gewässer Ruhe. Christoph Kernbichler ist nämlich nicht nur Jäger, sondern auch Karpfen-Fischer.

 

Zur Person

Christoph Kernbichler (35) wohnt in 8253 Waldbach-Mönichwald, Rieglerviertel 15. Er ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. Er ist selbständig als Tischlermeister (Planung, Montage) tätig und führt die im Jahr 2021 übernommene Landwirtschaft mit 69 Hektar, davon 46 Hektar Wald. Sein Betriebsschwerpunkt ist das Bio-Sikawild im neun Hektar großen Gehege samt Fleisch-Direktvermarktung. Kontakt: kernbichlerc@gmail.com, 0664 3632982

 

Beitragsfotos: NL

 

 

 

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