Einen kleinen Bauernhof neu denken. Mit dieser Devise aktivierten Christina Thir und ihr Mann den verpachteten Betrieb wieder und wollen mit mehreren Standbeinen Fuß fassen. Porträt von Roman Bruckner.
Christina Thir und ihr Mann haben einen kleinen Hof in Neustift bei Riegersburg geerbt. Zuerst haben die beiden Bankangestellten den Hof nur als schönen Platz zum Wohnen gesehen. Erst nach der Geburt der Kinder haben sie eine Vision entwickelt, was sie mit den fünf Hektar machen könnten.
Christina Thir wurde 1983 geboren und wuchs auf einem kleinen Hof in Auersbach auf. Nach Abschluss der Handelsakademie begann sie in der Raiffeisenbank Feldbach zu arbeiten. Dort hat sie auch ihren späteren Ehemann Bernhard kennengelernt. Nach zehn Jahren in der Bank hat das Familienleben so richtig losgelegt. Zuerst wurde am alten Hof ein neues Wohnhaus errichtet und bald darauf kam der erste Sohn Johannes zur Welt. Später folgten noch Mathias und Isabella. Von da an blieb die junge Mutter zu Hause und war mit den Kindern, dem Haus und dem Garten voll ausgelastet.
Ein echter Neubeginn
Mit der Verantwortung für die Kinder nahm das Interesse an gesunder Ernährung, eigenen Lebensmitteln und intakter Umwelt stark zu. Darauf entschloss sich die junge Familie unter Mithilfe der Eltern des Ehemannes, die verpachteten Gründe wieder zu bewirtschaften. Aber was tun? „Wir wollten etwas aufbauen, das längerfristig Bestand hat und auch den Kindern später zugutekommt“, erklärt die sympathische Oststeirerin.
So haben sie auf Bio umgestellt und zuerst eineinhalb Hektar Streuobst und dazu noch eine besondere Obstspezialität mit Minikiwis in einer Spalieranlage unter Hagelschutznetz angelegt. Und weil ihr die Bäume im Griechenland-Urlaub so gut gefallen haben, wurde auch noch eine Fläche mit Olivenbäumen bepflanzt. Auf der restlichen Fläche werden Getreide und Ölkürbis angebaut. Die Streuobstbäume brauchen zehn Jahre, die Minikiwis sieben Jahre und „bei den Oliven weiß man noch nicht, wie lange es dauert, bis sie alle einmal tragen“. Die Ernte ist noch sehr überschaubar. Am meisten werden Minikiwis an Geschäfte und das Genusshotel Riegersburg geliefert.
Brot und Gebäck
Das Hauptstandbein des Betriebes ist heute die Erzeugung und Vermarktung von Brot, Gebäck und Germmehlspeisen. Dafür hat sich die junge Vulkanländerin eine schmucke Backstube eingerichtet, in der sie drei bis vier Mal die Woche bäckt. Grundmaterial ist das eigene Getreide, gebacken wird mit zwei Elektrobacköfen. Ihre Besonderheit sind die lange Teigführung mit Natursauerteig und der reduzierte Hefeeinsatz. Im Laufe der Jahre hat sie eine Könnerschaft entwickelt, die sich in der ganzen Region herumgesprochen hat. So wird sie oft für Hochzeiten, Agapen und verschiedenste Feiern engagiert, um besonders gutes und individuelles Gebäck zu liefern. Der größte Abnehmer ist aber der SB-Genussladen beim nahen Weingut Lorenzer.
Stolze Landessiegerin
Der Höhepunkt ihrer Backkarriere war aber der heurige Landessieg bei der Steirischen Brotprämierung in der Kategorie pikantes Kleingebäck mit ihrem Kornspitz. „Es war immer ein geheimer Wunsch von mir, einmal einen Landessieg zu machen“, gesteht sie stolz. Dadurch nimmt die Motivation noch mehr zu und sie kann sich gut vorstellen, die Backstube weiter auszubauen, wenn die Kinder sie weniger brauchen. Dann wünscht sie sich aber unbedingt einen Holzbackofen dazu.
Wenn man am Thirhof herumspaziert, ist man begeistert von der Schönheit und Harmonie, die hier von mehreren Generationen im Einklang mit der Natur gelebt wird. Für die Zukunft hat sie daher wenig Wünsche, wichtig ist ihr, dass das Bewusstsein für gesunde Ernährung in der Bevölkerung zunimmt und dass weniger Lebensmittel weggeworfen werden.
Zur Person
Christina Thir (41) wohnt in Neustift 21, 8313 Riegersburg. Sie ist verheiratet mit Bernhard und Mutter von drei Kindern. Sie ist Brotsommeliere, Seminarbäuerin und eine große Könnerin bei der Zubereitung von Brot und Gebäck. www.thirzuliebe.at
[© Bruckner]