Alte Bausubstanz wird nun wieder jung

von Karl Brodschneider

Die Initiative „Wir beleben unser Land“ will bedrohte Bausubstanz retten und gleichzeitig die lokale Wirtschaft unterstützen.

Viele alte Gebäude in den Ortskernen stehen leer, historische Bauten verfallen. Wohnbaulandesrat Hans Seitinger spricht von etwa 1300 solcher Bauwerke, die dem langsamen Verfall geweiht sind. Dabei stiften gerade sie Identität. „Das große architektonische und kulturelle Potential historischer Gebäude ist ein Schatz“, gibt sich Seitinger überzeugt. „Wertvolle Bausubstanz zu erhalten und wiederzubeleben schafft nicht nur Wertschöpfung in der Region, sondern ist auch klima- und ressourcenschonend!“

Zusammen mit der Raiffeisenlandesbank Steiermark und acht Innungssparten der Wirtschaftskammer startete das Land Steiermark jetzt die Initiative „Wir beleben unser Land“. Bei dieser Aktion – sie ist über einen Zeitraum von zehn Jahren angelegt – geht es um die Revitalisierung von alten, leerstehenden und erhaltenswürdigen Bauwerken. In den vergangenen fünf Jahren sind rund 650 solcher Objekte revitalisiert worden und beherbergen jetzt Wohnungen, Büros, Gastronomiebetriebe, Gemeindeeinrichtungen oder Museen.

Mit dem politischen Willen ist es aber nicht getan. Seitinger weiß: „Es braucht bei historischen Bauten mehr Flexibilität in der Baugesetzgebung.“ Zudem sollten – das ist bisher nicht möglich – auch Wohnbaugenossenschaft künftig historische Bauwerke erwerben können. Und Seitinger weiter: „Wir brauchen Förderungen und Steuerzuckerln für private Investoren, die historische Bauwerke revitalisieren.“ Diesbezüglich ist auch die Bundesregierung gefordert, mit steuerlichen Anreizen dafür zu sorgen, dass sich Sanierungen rechnen.

Unternehmen stärken

Mit im Boot ist die Raiffeisenlandesbank Steiermark. „Es ist eine lohnende Aufgabe, das Wertvolle an Gebäuden für die Zukunft zu sichern. Damit stärken wir nicht nur Unternehmen mitsamt vieler Arbeitsplätze, sondern auch die kulturellen Wurzeln unserer Gesellschaft“, betont Generaldirektor Martin Schaller.

Insgesamt acht Branchen sind im Projekt „Wir beleben unser Land“ miteingebunden. Neben der Bauinnung sind das der Holzbau, die Metalltechniker, Tapezierer, Maler, Steinmetze, das Bauhilfsgewerbe sowie die Innung der Dachdecker, Glaser und Spengler. Sie umfassen in der Steiermark rund 4400 Betriebe mit 25.000 Mitarbeitern.

Fachkräftemangel

Johann Reisenhofer, der Landesinnungsmeister des Bauhilfsgewerbes, betont, dass das Handwerk an und für sich krisenfest sei und auch als Konjunkturmotor auftrete. Hohe Arbeitslosenzahlen wie in anderen Branchen kenne man nicht. Allerdings haben diese Handwerkssparten Nachwuchssorgen und Fachkräftemangel. Reisinger erklärt: „Fünf bis zehn Prozent an Personal könnten sofort eingestellt werden.“ Und er ruft zum Mut zur Lehre und später zur Meisterprüfung auf.

 

Beitragsfoto: Oliver Wolf

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