Der neue Landesfeuerwehrkommandant Reinhard Leichtfried über entschärfte Bürokratie und die Suche nach Quereinsteigern.
NEUES LAND: Mit welchen Gefühlen sehen Sie Ihre Wahl in diese Aufgabe?
Reinhard Leichtfried: Ich danke für diesen großen Vertrauensvorschuss und freue mich über dieses wirklich hervorragende Abstimmungsergebnis.
NL: Mit welchen Vorhaben gehen Sie nun ans Werk?
Leichtfried: Da gibt es einige, ich möchte zwei herausgreifen. Zunächst einmal müssen wir unbedingt die Bürokratie entschärfen. Es kann nicht sein, dass unseren Kommandanten wegen des ganzen Papierkrams nicht mehr genug Zeit bleibt, um ihre ureigensten Aufgaben zu erfüllen. Zweitens ist die Kameradschaft bei uns ein sehr wichtiger Faktor. Sie funktioniert ausgezeichnet, aber wir müssen weiterhin alles tun, um den Zusammenhalt noch weiter zu stärken.
NL: In der Öffentlichkeit war zuletzt viel vom Thema Dienstfreistellungen bei Katastropheneinsätzen die Rede. Wie sehen Sie das?
Leichtfried: Da gibt es in der Tat einige große Fragezeichen. Das alles wird derzeit auf allerhöchster Ebene behandelt, der Bundesfeuerwehrverband ist sehr um eine Lösung bemüht. Ich möchte allerdings hinzufügen, dass wir einen Weg finden müssen, der für alle Sinn macht. Aber ganz so einfach ist das bei diesem komplexen Thema nicht.
NL: Bleiben wir bei den Katastropheneinsätzen. Die bringen doch viele Freiwillige Feuerwehren mittlerweile echt ans Limit.
Leichtfried: Die Wetterkapriolen sind heuer wirklich zu einer extremen Herausforderung geworden. Im Vorjahr hatten wirim Zeitraum von Jänner bis Juni rund 500 Unwettereinsätze – in diesem Jahr sind es 2500.
NL: Wie gehen Sie mit dieser doch ziemlich bedrohlichen Entwicklung um?
Leichtfried: Wir denken schon längere Zeit darüber nach, wie wir uns für diese immens schwierigen Aufgaben noch schlagkräftiger aufstellen können. Eine wichtige Rolle dabei spielen Schulungen, die vermitteln, wie man sich solchen Katastrophensituationen stellen muss.
NL: Wie sind die Freiwilligen Feuerwehren – vor diesem Hintergrund – personell aufgestellt.
Leichtfried: Wir sind in Sachen Feuerwehr-Nachwuchs wirklich sehr zufrieden und freuen uns über viele junge Leute, die bereits im Alter von zehn Jahren zu uns kommen und dann mit 15 in den Aktivstand übernommen werden. Leider können nicht alle von ihnen bleiben, weil sie eines Tages durch Schule oder Ausbildung ihre Heimatorte verlassen und damit auch uns fehlen.
NL: Wie können Sie diese Abgänge kompensieren?
Leichtfried: Wir brauchen unbedingt Quereinsteiger, Menschen in einem g’standenen Alter, mit festen Berufen und festen Bindungen, die aus großer Überzeugung zur Feuerwehr kommen und auf die wir lange zählen können.
NL: Denkt man auch bei den Freiwilligen Feuerwehren über Zusammenlegungen nach?
Leichtfried: Wir sind zutiefst davon überzeugt, dass alle Standorte erhalten bleiben müssen. Allein die vielen Einsätze der letzten Wochen und Monate haben uns gezeigt, wie dringend wir jeden Einzelnen brauchen. Darüber hinaus dürfen wir nicht vergessen, dass in vielen Orten, in denen es keine Post und keinen Wirt mehr gibt, die Feuerwehr zur letzte verbliebene Anlaufstelle wurde. Für mich ist es unvorstellbar, dass es auch sie nicht mehr geben könnte!
Foto: LFV/Franz Fink