Zentrum für Reststoff-Nutzung

von NEUES LAND

Im südoststeirischen Halbenrain wurde das weltweit erste Zentrum für agrarische Reststoff-Nutzung offiziell eröffnet.

„Aus bisher ungenutzten bäuerlichen Reststoffen wie Maisspindeln, Landschaftspflege- und Naturschutz-Heu, Stroh, Getreide- oder Sojaspelzen werden hier besonders umweltfreundliche Wertstoffe aus und für die Region erzeugt“, freut sich Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher über diese außergewöhnliche Leistung der Bauern.

Aus den „Abfällen“ entstehen in Halbenrain drei Kategorien von Wertstoffen: zum einen werden überwiegend Maisspindeln zu praktischen Öko-Düngerpellets für Hausgärten und Blumen sowie zu besonders saugfähiger und trotzdem trockener Katzen-, Pferde- und Nutztiereinstreu verarbeitet. Zum anderen wird aus den umweltfreundlichen Maisspindeln einerseits Biowärme erzeugt, andererseits werden sie gemeinsam mit Stroh zu Pellets und Grits verarbeitet. Schließlich produziert das Zentrum aus ungebrauchtem Landschaftspflege- und Naturschutz-Heu wertvolle Futterpellets für Schweine und teils auch für Wild. Damit können die bisherigen Rohfaserimporte verringert werden, der Rohfaseranteil für Schweine- und Wildfutter kommt somit aus der Region. „Damit können in der Südoststeiermark die Wiesen erhalten bleiben, die ansonsten stark zurückgehen würden“, unterstreicht der Präsident.

Pelletierstraße und Maisspindel-Trocknungsanlage

Das Logistikzentrum besteht aus zwei Hauptkomponenten, einer Pelletierstraße, auf der die ungenutzten agrarischen Reste zu Brennstoffen, Futtermitteln, Tiereinstreu und Spezialdünger verarbeitet werden, sowie einer Trocknungsanlage, die mit Maisspindeln befeuert, Kürbiskerne, Mais, Sojabohnen und Getreide trocknet, um diese Ackerfrüchte lagerfähig zu machen und ihre Qualität zu erhalten. Die Trocknungskapazität liegt bei 14.000 t. „So werden jährlich 250.000 l Heizöl sowie 779.662 kg klimaschädliches Kohlendioxid eingespart“, rechnet Titschenbacher vor.

Die Pelletieranlage hat eine Kapazität von rund 5.000 kg pro Stunde. Seit 1. Oktober wurden bereits 100 t Heu-, Stroh- und Maisspindelpellets sowie 10 t ökologischer Blumen- und Hausgartendünger hergestellt.

Die Investoren dieses Logistikzentrums sind die Südsteirische Pelletierungsgenossenschaft, die im Besitz von acht innovativen südoststeirischen Bauern steht, sowie die Tschiggerl Agrar GmbH, die die Trocknungsanlage betreibt. In Summe wurden bereits 4 Mio. Euro investiert.

Öko-Brennstoff Maisspindeln ideal in waldarmen Regionen

Maisspindel-Pellets und Grits sind nicht nur umweltfreundliche, klimaschonende Brennstoffe, sie erweitern auch das Biobrennstoff-Angebot im ländlichen Raum. „Vor allem in waldarmen Regionen wie im südlichen Murtal ist somit der Umstieg auf umweltfreundliche, moderne Bioheizungen möglich. Das Brennstoff-Potenzial ist groß“, informierte Titschenbacher.

Gezeigt wurden bei der Eröffnung auch revolutionäre Ofentechniken zum Verheizen der Maisspindelpellets und Grits. In der Steiermark haben bisher nur gewerbliche Heizwerke dafür die entsprechende Zulassung. Bei der Nutzung für Privathaushalte und Einfamilienhäuser ist man laut dem LK-Präsidenten „in der Zielgeraden“.

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