Volles Haus ist beim Sommertheater halbleer

von Karl Brodschneider

Wegen der Coronakrise sagten die meisten Theatervereine ihre Vorstellungen ab, auch im Sommertheater gibt es ganz wenige Angebote.

Am Montagabend ist die Entscheidung gefallen: das Huabn-Theater auf der Brandlucken lädt im Juli und August wieder zu seinem Sommertheater ein. „Eine Absage war unsere allerletzte Option“, gesteht Obmann Friedrich Bauernhofer. „Allerdings wussten wir bis vor kurzem noch nicht, unter welchen Bedingungen das möglich sein könnte.“

Vor wenigen Tagen gab die Bundesregierung die Eckpfeiler für Kultur-Events bekannt. Ab Anfang Juli sind Veranstaltungen bis maximal 250 Teilnehmer, ab Anfang August bis maximal 500 Teilnehmer möglich. Weiters müssen der Ein-Meter-Abstand sowie ausreichend Platz zwischen der Bühne und dem Publikum sein.

Was heißt das für das Huabn-Theater? „Jede zweite Sitzreihe wird herausgenommen, auf die Abstände zwischen den Sitznachbarn wird genau geachtet“, informiert Bauernhofer und ergänzt: „Viele unserer Besucher zählen zur Risikogruppe. Wir wollen ihnen das Gefühl geben, dass wir alles machen, damit sie sich sicher und wohl fühlen können.“

Der Brandner Kaspar

Eigentlich wollte das Huabn Theater heuer das bekannte Volksstück „Der Brandner Kaspar“ aufführen.

Das hat aber seinen Preis. Statt 600 Besucher sind jetzt maximal 250 bis 270 Besucher pro Aufführung möglich. Von der vorjährigen Rekordbesucherzahl von 13.400 Menschen wird man heuer nur träumen können. Und weil man bis zuletzt nicht wusste, ob man überhaupt spielen kann, wird das ursprünglich für heuer vorgesehene Stück „Der Brandner Kaspar“ auf das nächste Jahr verschoben. Stattdessen gibt es eine leicht veränderte Wiederholung des Vorjahresstückes „`s Nullerl“. Das ist in punkto Probenaufwand und Einhaltung der Corona-Richtlinien möglich. Bauernhofer bedauert aber: „Für den Brandner Kaspar hatten wir schon 10.700 Kartenbestellungen. Die müssen wir jetzt alle stornieren.“

Theater am Bauernhof

Theater im Bauernhof

Die zwei Dutzend Aufführungen von Theater im Bauernhof wären heuer sicher wieder alle ausverkauft gewesen. Wegen der Coronakrise wurde die heurige Vorstellung aber abgesagt.

Das Huabn-Theater wird heuer wohl eine der wenigen ländlichen Bühnen in der Steiermark sein, wo überhaupt Theater gespielt werden wird. Das traditionelle Bauernhof-Theater im weststeirischen St. Josef hätte die Komödie „Frühreif“ zum Besten gegeben. 24 Aufführungen waren geplant, die Premiere war im Juni vorgesehen. „Als sich die Coronakrise im März abzuzeichnen begann und große Events der Reihe nach abgesagt wurde, wussten wir, dass es auch uns erwischen würde“, sagt Ehrenobmann Franz Högler. Um sowohl bei den Spielern, Mitarbeitern und Besuchern früh genug Klarheit zu schaffen, wurde die Absage rasch kundgemacht.

Zwei Vorstellungen

Eine andere weithin bekannte Schauspielgruppe durfte zumindest zwei Aufführungen lang das ganz besondere Kribbeln auf den Brettern der Bühne genießen, nämlich jene in Feldkirchen bei Graz. Alle drei Jahre führt sie die Passionsspiele auf. „In der Summe helfen bei den Vorstellungen auf der Bühne, hinter der Bühne und beim Ausschank rund 180 bis 200 Personen mit, die Vorbereitungen setzten schon vor über einem Jahr ein, mit den Proben begannen wir Anfang Oktober 2019“, erzählt Vereinspräsident Christoph Scharl. Wegen der Coronakrise mussten alle weiteren Aufführungen gestrichen werden. Zum Zeitpunkt der Absage waren die 13 Aufführungen fast alle ausverkauft. „Natürlich hat das auch große finanzielle Auswirkungen, denn wir mussten viel Geld in die Vorfinanzierung stecken“, gesteht Scharl.

Zeitgleich mit den Aufführungen in Feldkirchen wäre auch in vielen anderen steirischen Gemeinden in der Fastenzeit Theater gespielt worden. So auch in St. Georgen an der Stiefing. „Diesmal stand ein modernes Stück eines jungen Schweizer Autors auf dem Spielzettel“, lässt Theatervereinsobfrau Rosalinde Jöbstl wissen. Aber die Coronakrise machte den Südsteirern einen Strich durch die Rechnung. „So wird das Stück halt ein Jahr später gespielt“, gibt sie sich zuversichtlich.

Auch wenn die Coronakrise noch lange nicht überwunden ist, zeigt sich Kulturlandesrat Christopher Drexler froh darüber, dass alle Kulturveranstalter jetzt – nach Bekanntgabe grundsätzlicher Regeln durch die Bundesregierung – endlich wissen, wie sie dran sind. „Ich lege Wert darauf, dass wir praktikable Regelungen für die steirische Kunst und Kultur – von der Blasmusik über die Theater bis zum steirischen herbst – bekommen.“

 

Beitragsfotos: Huabn Theater, Theater im Bauernhof

 

 

 

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