Viele leben nur von den Reserven

von NEUES LAND

Der Jungbauer und Funktionär Josef Fischer sieht die Situation am Milchmarkt aktuell sehr angespannt.

NEUES LAND: Wie sehen Sie die derzeitige Situation am Milchmarkt als Funktionär und Milchbauer?

Josef Fischer: Viele Betriebe leben aufgrund des geringen Produktpreises derzeit von ihren finanziellen Reserven. Das ist allerdings sehr schlecht, da vielen dadurch der finanzielle Rückhalt fehlt, um ihren Betrieb in diesen schwierigen Zeiten umzustellen und auch Investitionen zu tätigen. Deshalb geht bei vielen die Motivation und auch die Innovationskraft verloren. Zum anderen muss man auch die Komponente des Tourismus sehen: Alle lieben die „Grüne Mark“ und die schöne Landschaft. Diese wird allerdings von den Bauern gepflegt. Wenn viele von ihnen aufhören, müssen Gelder aufgestellt werden, um die Kulturlandschaft extern zu pflegen. Hier wäre es doch viel gescheiter, wenn man dem Bauern jetzt einen fairen Preis für sein Produkt zahlen würde, um sein Überleben zu sichern.

NL: Wie ist die Stimmung unter Ihren Berufskollegen?

Fischer: Die Stimmung ist sehr schlecht, aber nicht nur unter den Milchbauern, sondern auch im vor- und nachgelagerten Bereich der Landwirtschaft. Nicht nur die Bauernhöfe an sich sind in ihrem Überleben gefährdet, auch unzählige Arbeitsplätze im ländlichen Raum stehen am Spiel. Wenn man aktuell zum Beispiel bei einer Firma anruft, die Melk-roboter produziert, haben viele bereits Angst, dass man sein Gerät wieder an die Firma zurückverkaufen will.

NL: Wir wirkt sich die aktuelle Situation auf Ihren Betrieb aus?

Fischer: Vor fünf Jahren kamen die Gerüchte auf, dass es zum Fall der Milchquote kommen wird. Deshalb habe ich mich damals dazu entschieden, Milch direkt zu verarbeiten und zu Milch- und Käseprodukten zu veredeln. Seit vorigem Jahr haben wir auf Heumilch umgestellt, um eine Qualitätsverbesserung herzustellen und andererseits dem Problem des Maiswurzelbohrers entgegenzuwirken, in dem wir nur noch Grünland haben.

NL: Und wie läuft es?

Fischer: Der Absatz läuft gut. Wir beliefern Privatkunden, Buschenschänke, Gastronomiebetriebe und Verkaufspartner mit unseren Produkten. Da die Nachfrage an Heumilch steigt, sind wir aktuell sogar auf der Suche nach Partnerbetrieben, um den Bedarf decken zu können.

NL: Was geben Sie Ihren Berufskollegen mit und wie könnte diese Situation besser werden?

Fischer: Wir Bauern müssen uns weiterbilden. Innovation und Tatendrang müssen bestehen bleiben, dann bleiben auch wir Milchbauern bestehen. Bio wäre eine Alternative, wir überlegen uns ebenso gerade darauf umzusteigen. Zum anderen bräuchte man einen Schulterschluss der regionalen Molkereien, um gemeinsam als starker Partner bei den Handelsketten auftreten zu können.

 

Zur Person

Josef Fischer ist Landesobmann-Stellvertreter der Steirischen Jungbauern und Mitglied im Landesvorstand des Bauernbundes. Seit fünf Jahren betreibt er Direktvermarktung und seit einem Jahr wurde die Produktion auf Heumilch umgestellt. 2016 holte er den Landessieg in der der Kategorie Schnittkäse.

 

Foto: Fischer

 

 

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