Beim Waldbauerntag hat man sich mit dem „Kraftwerk Wald“ beschäftigt. Verbandsobmann Paul Lang zu dessen Vielfalt und Chancen.
NEUES LAND: Beim Waldbauerntag hat der Begriff „Kraftwerk Wald“ eine wichtige Rolle gespielt. Wie ist er zu verstehen?
Paul Lang: Damit ist die geniale Vielfalt des Waldes gut zu beschreiben. Er produziert jenen Sauerstoff, der unser aller Leben ermöglicht, er liefert den wunderbaren Rohstoff Holz, er ist – wie eine Umfrage bestätigt hat – bei 80 Prozent der Menschen der liebste Erholungsraum und nicht zuletzt auch ungemein wichtiger Teil der zukünftigen Energieversorgung. Allerdings muss man mit dieser Vielfalt auch sorgsam umgehen.
NL: Wie sollte dieser sorgsame Umgang aussehen?
Lang: Wir müssen den Menschen verständlich machen, dass der Wald bewirtschaftet werden muss, um die geschilderte, wertvolle Kraft entfalten zu können. In diesem Sinne kann auch nicht jeder einfach rein, wie’s ihm gerade passt! Daher ist zum Beispiel auch eine generelle Öffnung des Waldes für Mountainbiker nicht denkbar.
NL: Wie erleben Sie das Verständnis dafür, dass der Wald wichtiger Wirtschaftsraum und vor allem auch Eigentum ist?
Lang: Leider ist zu diesem Thema vielfach die Feinfühligkeit abhanden gekommen. Aber auch wir sind gefordert, den Menschen die Kostbarkeit der Wälder noch besser verständlich zu machen.
NL: Mit welchen Botschaften könnte das gelingen?
Lang: Zum Beispiel ist vielen die Tatsache nicht bekannt, dass der Wald der einzige Lebensraum ist, in dem der Mensch auch über längere Zeiträume ganz auf sich allein gestellt überleben kann.
NL: Ein wirtschaftlich bedeutsames Thema für die Waldbauern ist die Energiewende. Wie stehen Sie dazu?
Lang: Es ist natürlich die größte Chance für uns überhaupt. Allerdings bin ich auch überzeugt davon, dass es eines Tages ein Luxus sein wird, Holz zu verheizen. Cellulosefasern aus dem natürlichen Rohstoff Holz gewinnen als High-Tech-Material immer mehr an Bedeutung in verschiedensten Bereichen.
NL: Werden wir da in absehbarer Zeit große Überraschungen erleben?
Lang: Holz bewährt sich jetzt schon in der Autoindustrie und könnte zum Beispiel bald auch im Flugzeugbau eine wichtige Rolle spielen – der Flugzeugrumpf aus Cellulosefasern ist ein konkretes Thema. Weil zu all dem intensiv geforscht wird, entstehen ständig neue Perspektiven – wie etwa auch durchsichtiges Holz als Glasersatz. All das stärkt die Überzeugung, dass unser Werkstoff Holz die besten Chancen auf eine große Zukunft hat.
NL: Sie sind Obmann des Waldverbandes. Wie geht es diesem?
Lang: Bestens. Uns gelingt etwas, von dem die meisten anderen Verbände nur träumen können – es kommen Monat für Monat neue Mitglieder hinzu. Insgesamt sind es damit schon rund 15.000. Diese Größe macht uns stolz und gibt uns die Kraft, die notwendig ist, um Dinge zu erreichen, die ein einzelner Betrieb einfach nicht schaffen kann.
NL: Geht es beim Erreichten in erster Linie um den Holzpreis?
Lang: Der ist natürlich sehr wichtig, aber wir stehen für viel mehr als nur den Holzpreis. Wir vertreten auch in der Gesellschaft wichtige Werte, bieten vielerlei Service an, sorgen für eine große und interessante Palette von mittlerweile 130 Abnehmerfirmen und bedienen unsere Mitglieder mit wichtigen Informationen.
Zur Person:
Paul Lang, Bergbauer auf der Sommeralm mit 40 Hektar Waldbesitz, ist Obmann des Waldverbandes Steiermark und Aufsichtsratsvorsitzender der Waldverband Steiermark GmbH. Der verheiratete Vater von drei Kindern ist erst jüngst gemeinsam mit seinem Sohn in die Bio-Milchviehwirtschaft eingestiegen. Paul Lang hat auch als Hobby-Schauspieler viel Bühnenerfahrung und ist Obmann-Stv. des Brandluckner Huabn-Theaters. Mehr über den Waldverband finden Sie hier.