Karl Obenaus, Obmann des Landespferdezuchtverbandes, über die wachsende Bedeutung der Tiere für die steirische Wirtschaft.
NEUES LAND: Welche Rolle spielen die Pferde bei uns?
Karl Obenaus: Zunächst einmal aus historischer Sicht eine sehr große Rolle – sie waren früher einmal auf jedem Hof als Arbeitstiere unverzichtbar. Besonders Haflinger und Noriker haben eine große Tradition in unserem Land. Ab den 1970er-Jahren sind dann Warmblut-Pferde hinzugekommen, mit denen wir tolle Erfolge feiern können.
NL: Es gibt auch eine Renaissance der steirischen Traditionspferde. Worauf ist das zurückzuführen?
Obenaus: Die Noriker sind als Freizeit- und Sporttiere sehr beliebt geworden – mittlerweile gibt es große und wichtige Turniere, bei denen sie im Mittelpunkt stehen. Außerdem handelt es sich um die Rasse mit den meisten Farben – was züchterisch für viele zur reizvollen Herausforderung geworden ist. Man konzentriert sich auf ganz besondere Farbtöne. Auch die Haflinger sind sehr gut unterwegs und haben sich in den letzten Jahren stark zum vielseitigen Reitpferd entwickelt. Sie bewähren sich für Anfänger, in der Familie, aber auch im Sport.
NL: Stichwort ,Sport‘. Welche Rolle spielt er in der steirischen Pferdezucht?
Obenaus: Der Sport ist natürlich ein wichtiges Thema, aber 98 Prozent der bei uns gezüchteten Tiere bereiten Menschen in ihrer Freizeit eine große Freude. Das ist auch der Grund, warum wir sehr auf die Umgänglichkeit der Pferde achten – sie rückt immer mehr in den Vordergrund.
NL: Gibt es überhaupt noch Arbeitspferde?
Obenaus: Sehr wohl – unter ganz schwierigen Bedingungen setzt man immer noch auf das Pferd. Das ist für uns auch äußerst wichtig, weil wir sehr darauf bedacht sind, dass Tradition und Brauchtum nicht in Vergessenheit geraten. In diese Richtung bieten wir mittlerweile sogar eigene Kurse an.
NL: Wie wichtig ist das Pferd als Wirtschaftsfaktor in der Steiermark?
Obenaus: Immens wichtig. In der Steiermark gibt über 10.000 Pferde – mit steigender Tendenz – über 1000 sind eingetragene Zuchtstuten. Dementsprechend gibt es einen unglaublich großen Markt rund um das Pferd und all seinen Bedürfnisse. Das reicht von den Dienstleistungen der Tierärzte bis zum Sattel, der für Reiter natürlich unverzichtbar ist.
NL: Und wie sieht die Bedeutung aus agrarischer Perspektive aus? Obenaus: Auch die ist mehr als beachtlich. Für all die genannten Tiere brauchen wir zunächst einmal Futterflächen in einer Größenordnung von über 5000 Hektar. Darüber hinaus sind zwischen 300 und 400 Bauernhöfe als Einstellbetriebe tätig – was für sie existenziell großes Gewicht hat.
NL: Baut die Begeisterung für das Pferd nicht auch Brücken zur Landwirtschaft?
Obenaus: Sehr starke sogar. Menschen, die Pferde halten, achten natürlich sehr auf die Beziehung zum Tier und sind deshalb oft am Einstellbetrieb. Dort stehen sie auch mitten drin im bäuerlichen Leben und werden zu hervorragenden Multiplikatoren für unsere Anliegen.
NL: Zuletzt gab es große Aufregungen rund um die rechtlichen Rahmenbedingungen für Einstellbetriebe.
Obenaus: Es geht um die Abgrenzung zwischen Landwirtschaft und Gewerbe und eine höchst unbefriedigende, sehr komplexe Situation, die daraus entstanden ist. Wir werden in nächster Zeit die steirischen Betriebe über den genauen Stand der Dinge informieren.
Zur Person:
■Karl Obenaus ist Obmann des Landespferdezuchtverbandes Steiermark und Bauernbund-Hauptbezirksobmann von Graz-Stadt.
■Der verheiratete Vater von drei Kindern bewirtschaftet eine Fläche von 28 Hektar, betreibt den Pferdehof Obenaus in Graz-St. Veit und hält auch Schweine