Männer leiden anders

von NEUES LAND

Geht es beim Mann um die Gesundheit, zeigt er sich oft von der schwachen Seite. Für die Anforderungen des Alltags braucht es körperliche und mentale Fitness.

Männer gehen seltener zum Arzt, sind oftmals Vorsorgemuffel, missachten gerne Warnsignale ihres Körpers und empfinden Gespräche über Männerkrankheiten vielfach als Tabuthema. Das wirkt sich direkt auf ihre Gesundheit aus: „Im Vergleich zu Frauen sind Männer doppelt so häufig chronisch krank, mehr als die Hälfte sind übergewichtig und der Anteil der vorzeitig verstorbenen Männer – das heißt unter einem Alter von 65 Jahren – ist nahezu doppelt so hoch als bei Frauen“, konstatiert Barbara Kraus-Neidhart von der Gesundheitsförderung der Sozialversicherungsanstalt der Bauern. Unter den Todesursachen führen Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Lungen-, Dickdarm- und Prostatakrebs die Liste an.

Spätes Handeln

Fit für den Betrieb: Barbara Kraus-Neidhart, Gesundheitsförderung, SVB-Hauptstelle Wien.

Fit für den Betrieb: Barbara Kraus-Neidhart, Gesundheitsförderung, SVB-Hauptstelle Wien.

In Sachen Gesundheit sprechen Männer eine andere Sprache. Der Druck, funktionieren zu müssen, ist dominant. Im Vordergrund steht die Leistungsfähigkeit für Betrieb und Familie. Das „starke Geschlecht“ ist auch schwerer für Gesundheitsangebote zu gewinnen. „Männer sollten sich nicht erst um ihre Gesundheit kümmern, wenn es ordentlich weh tut. Wir gehen oft erst dann zum Arzt, wenn wir fast nicht mehr können“, betont SVB-Regionalleiter Paul Tschuffer. Zeit für Gesundheit sei aber gut investiert, denn Krankheit koste noch viel mehr Zeit.

Eine ausgewogene Ernährung, ein gesunder Lebenswandel und Ausgleichssport sind entscheidende Faktoren für die Abwehr von Krankheiten. „Nebenbei, im Stehen oder Fahren zu essen macht dick, weil man die Menge übersieht, meist viel zu fett isst und trotzdem am Abend das Gefühl hat, nichts Gescheites gegessen zu haben“, so Kraus-Neidhart. „Dabei nimmt man auch zu wenige wichtige Powerstoffe wie Vitamine und Mineralstoffe auf, die Stress besser aushalten lassen und leistungsfördernd wirken.“ Starkes Übergewicht ist ein Risikofaktor für Herz-Kreislauferkrankungen, Alterszucker, Schlaganfälle und Fettstoffwechselstörungen.

Unbewusstes Übergewicht

Vielen Männern ist aber beispielsweise gar nicht bewusst, dass sie zu viele Kilos auf die Waage bringen. 67,9 Prozent sind übergewichtig – das hat die Gesundheitsbefragung der Sozialversicherung der Bauern zutage gefördert. Allerdings schätzen sich 60 Prozent der übergewichtigen Männer selbst als normalgewichtig ein.

Herausfordernd sind auch Erwartungen, Ansprüche und Notwendigkeiten im beruflichen Umfeld: „Die Anforderungen an Bauern als Unternehmer sind vergleichbar mit jenen an Leistungssportler“, sagt Kraus-Neidhart. Gerade auch die Auseinandersetzung mit psychischen Belastungen gehört aus der Tabuzone. Körperliche Arbeiten im Betrieb sind oft einseitig –  die Folgen von langem Stehen im Melkstand oder stundenlangem Sitzen auf dem Traktor können Rückenschmerzen sein. Jeder Fünfte ist davon betroffen. Eine gut trainierte Bauch- und Rückenmuskulatur beugt Kreuzweh und Beschwerden vor.

Plädoyer für Vorsorge: Paul Tschuffer, Leiter des SVB-Regionalbüros Steiermark.

Plädoyer für Vorsorge: Paul Tschuffer, Leiter des SVB-Regionalbüros Steiermark.

Vorsorge wird gerne auf die lange Bank geschoben. „Im bäuerlichen Bereich nehmen jährlich fast doppelt so viele Frauen wie Männer eine Vorsorgeuntersuchung in Anspruch. Auch Männergesundheit braucht regelmäßiges Service, da gibt es einigen Aufholbedarf“, sagt Tschuffer. Die regelmäßige Überprüfung des Impfstatus und der Besuch beim Urologen ab einem Alter von 50 Jahren sollten ebenfalls zur Routine werden. „Was für Frauen das Screening zur Brustkrebsfrüherkennung ist, ist für uns Männer die Prostatauntersuchung. Prostatakrebs zählt zu den häufigsten Krebserkrankungen beim Mann, frühzeitig erkannt sind die Heilungschancen sehr hoch. Also rechtzeitig hingehen, Mann tut sich etwas Gutes“, schließt Tschuffer ab.

Übergewicht

60 Prozent der übergewichtigen Männer schätzen sich laut einer SVB-Befragung als normalgewichtig ein. Für aktive SVB-Versicherte gibt es die Gesundheits-Aktiv-Wochen (GAW). „Fit für den Betrieb – Gewichtsmanagement für Männer“ findet im Jänner 2017 in Bad Tatzmannsdorf statt. Anmeldungen sind noch möglich. Voraussetzung für die Teilnahme ist eine Vorsorgeuntersuchung. Informationen: www.svb.at/Gesundheitsaktionen.

 

Fotos: Fotolia.com/Syda Productions, kk

 

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