LFI Steiermark-Obmann Franz Greinix über neue Schwerpunkte in der Erwachsenenbildung, ein Boom bei online-Kursen und zu viel Bürokratie.
NEUES LAND: In diesen Tagen starten das Ländliche Fortbildungsinstitut (LFI) Steiermark in die neue Bildungssaison. Welche Schwerpunkte werden in diesem Halbjahr gesetzt?
Franz Greinix: Wir beschäftigen uns intensiv mit dem Thema Unternehmensführung. Dieser Bereich wird in der Landwirtschaft immer wichtiger wird. Deshalb haben wir auch einen neuen Kurs ins Leben gerufen. Beim Lehrgang „Agrarmarketing“ handelt es sich um einen Zertifikatslehrgang. Dieser wird vom LFI gemeinsam mit der Universität Graz durchgeführt. In 135 Einheiten werden die Teilnehmer für ihren landwirtschaftlichen Betrieb ein stimmiges Marketingkonzept für Produkte und Dienstleistungen erstellen. Auch betriebswirtschaftliche Aspekte für Kalkulation und Preisgestaltung können die Teilnehmer einfliesen lassen. Auch die Berechnung von internen und externen Kosten bei Vermarktung und Vertrieb finden darin Platz.
NL: Das LFI deckt ja noch viele weitere Bereiche in Sachen Bildung ab. Wo ist der Ansturm besonders groß?
Greinix: Die Themen E-Mobilität, Eigenstromversorgung und Energiemanagement am eigenen Hof sind immer sehr gefragt. Auch ein Kurs für den professionellen Einsatz von Drohnen wird angeboten. In der heurigen Bildungssaison möchten wir den gesamten Bereich Landtechnik wieder stärker in den Vordergrund stellen. Nun gibt es auch wieder Schweißkurse.
Aus einer Hand
Eine spannende Erneuerung gibt es für unsere rinderhaltenden Betriebe. Die von unterschiedlichen Organisationen wie etwa der Rinderzucht oder des Leistungskontrollverbandes angebotenen Kurse werden jetzt über das LFI aus einer Hand angeboten. Natürlich arbeiten wir mit den verantwortlichen Institutionen eng zusammen.
NL: Wie viele Steirerinnen und Steirer nutzen die Dienste des LFI Steiermark?
Greinix: Knapp 34.000 Teilnehmer besuchen über 1200 Kurse pro Bildungssaison. Aus diesem Grund werden von uns je nach Auslastung zwischen 35 und 45 Mitarbeiter beschäftigt. Dies stellt uns organisatorisch vor enorme Herausforderungen, um unnötige Kosten zu vermeiden.
NL: Seit wann besteht das LFI?
Greinix: Das LFI ist die Bildungsinstitution der Landwirtschaftskammer Steiermark und wurde 1972 ins Leben gerufen. Als größte Erwachsenenbildungsstätte der Steiermark sind wir ein gemeinnütziger Verein.
NL: Wie werden neue Bildungsprogramme erstellt?
Greinix: Hier arbeiten wir intensiv mit den Fachabteilungen der Landwirtschaftskammer und mit praktizierenden Landwirten zusammen. Die einfache Frage lautet: Was wird gebraucht? Und darauf reagieren wir natürlich mit unserem Bildungsangebot.
online-Kurse
Derzeit erleben wir einen besonderen Boom bei online-Kursen. Gerade in der spezialisierten Landwirtschaft wird die Zeit immer öfter zum begrenzenden Faktor. Deshalb soll jedoch die Bildung nicht darunter leiden. Bei den online-Kursen kann der Teilnehmer auch nach der Arbeit am eigenen Computer zu Hause seine Schulung absolvieren. Die meisten Nutzer haben wir in den Bereichen Hygiene (Direktvermarktung), UBB (ÖPUL-Maßnahme für Umweltgerechte und biodiversitätsfördernde Wirtschaftsweise). Auch bei der Weiterbildung für den Pflanzenschutz-Sachkundeausweis verwenden viele Landwirte die Möglichkeit der online-Kurse.
NL: Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für die Zukunft?
Greinix: Die Wichtigkeit von Bildung zu thematisieren ist enorm schwierig, da das Ergebnis oft nicht gleich messbar ist. Auch im Bereich der Agrarpolitik kämpfen wir immer wieder um die notwendige Wertschätzung und Unterstützung. Die Bürokratie macht auch vor der Bildung nicht halt.
Zur Person
- Seit 2016 steht Landeskammerrat Franz Greinix dem LFI Steiermark als Obmann vor.
- Als Vollerwerbslandwirt bewirtschaftet der LFS-Stainz-Absolvent mit seiner Familie einen Forstbetrieb mit Mutterkuhhaltung und Biohendlmast auf der Pack.
- Im zweiten Bildungsweg absolvierte Greinix die Forstschule in Bruck, er ist ausgebildeter Förster.