Jetzt zählt auch der Krippenbrauch zum immateriellen Kulturerbe. Das Krippenbrauchtum blickt auf eine lange Tradition zurück.
Dass jetzt auch der Krippenbrauch in das nationale Verzeichnis des UNESCO-Übereinkommens zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden ist, macht die Grafendorferin Waltraude Lechner stolz. „Das ist eine besondere Auszeichnung für uns“, erklärt Lechner in ihrer neuen Funktion als Bundesobfrau der Krippenfreunde Österreichs. Seit elf Jahren führt die Österreichische UNESCO-Kommission dieses nationale Verzeichnis. Ob darstellende Künste, Bräuche, Feste, Naturwissen oder Handwerkstechniken – alle Formen des immateriellen Kulturgutes sind immer von menschlichem Wissen und Können getragen.
Das Krippenbrauchtum blickt in Österreich auf eine jahrhundertelange Tradition zurück. Es umfasst insbesondere die Aufstellung der Krippen, die Restaurierung alter und Schaffung neuer Krippen sowie das beliebte Krippenschauen. Im Zentrum jeder Weihnachtskrippe steht der Geburtsstall (Grotte), mit der Heiligen Familie, mit Ochs und Esel. Ausgeübt wird es von breiten Bevölkerungsschichten, denen die Krippe ein religiöses, kulturelles, gesellschaftliches oder künstlerisches Anliegen ist.
Acht Krippenvereine
Garanten für die Bewahrung der vielfältigen Traditionen rund um das Krippenbrauchtum sind die die Krippen- und Schnitzvereine. Davon gibt es in der Steiermark acht (Steirisches Ennstal, Stein an der Enns, Eisenerz, Weißkirchen, St. Anna am Aigen, Oststeiermark, Kaiserwald und Krumegg). Normalerweise herrscht in diesen Vereinen in der Adventzeit Hochbetrieb. „Aufgrund des Lockdowns können wir heuer den Advent genießen“, sagt Lechner, lässt aber ein Bedauern durchklingen. Fast alle Krippenausstellungen und -segnungen sind abgesagt worden. Jetzt hofft sie, dass wenigstens die noch verbliebenen Ausstellungen in St. Anna am Aigen, Eisenerz und Passail stattfinden können. Quasi als „Entschädigung“ bietet der steirische Landesverband auf seiner Homepage www.krippenfreunde-steiermark.at eine Online-Krippenausstellung an.
Heimatliche Krippe
Das Krippenbauen erfreut sich, so Lechner, in der Steiermark steigender Beliebtheit. „Bedingt durch Corona haben die Menschen mehr Zeit, sich darauf zu besinnen“, meint die Bundesobfrau. Bei den Krippen-Arten liegen nach wie vor die sogenannten heimatlichen Krippen ganz vorne. „Die Originale sind aber die orientalischen Krippen, so wie sie meist auch in den Kirchen zu sehen“, klärt Lechner auf. Weitere Ausführungsarten sind zum Beispiel Laternen-, Schnee-, Wurzel-, Schwamm- oder Kastenkrippen. Die Frage der Unterscheidung von Kitsch und Echtem beantwortet sie salomonisch: „Das liegt im Auge des Betrachters.“ Ergänzend fügt sie an: „Es gibt ja auch schon Recyclingkrippen.“
Über den Nachwuchs macht sich Lechner keine Sorgen. „Junge Menschen sind unglaublich geschickt und kreativ. Wenn sie einmal voll dabei sind, dann denken sie an nichts anderes als an das Werden der Krippe.“