Der Obmann der steirischen Krenbauern, Martin Kern, zu den „scharfen steirischen Wochen“, Klimawandel, Investitionen und mehr.
NEUES LAND: Wie geht’s denn dem steirischen Kren?
Martin Kern: Bei den Konsumentinnen und Konsumenten kommt er sehr gut an – er erfreut sich zunehmender Beliebtheit, was wohl damit zusammenhängt, dass er sehr gesund ist und mit seiner Schärfe auch ganz im kulinarischen Trend liegt. Auf der anderen Seite waren wir in diesem Jahr mit sehr unterschiedlichen Rahmenbedingungen konfrontiert und haben den Klimawandel stark zu spüren bekommen. Manche Gegenden – wie etwa der Raum Bad Radkersburg – hatten erheblich unter Trockenheit zu leiden. Unterm Strich sind aber durchschnittliche Ertragsmengen herausgekommen.
NL: Die Anbauflächen in der Steiermark werden von Jahr zu Jahr größer. Kann man diese Entwicklung als positives Signal werten?
Kern: Steirischer Kren g.g.A. wird von 84 Landwirten in der Südoststeiermark auf rund 380 Hektar Fläche angebaut. Wir haben allerdings in den letzten vier Jahren 80 Hektar neu dazu bekommen – das ist aus meiner Sicht für eine Spezialkultur schon ziemlich viel. Ich sehe deshalb auch die Gefahr auf uns zukommen, dass das Angebot zu groß wird und die Vermarktung nicht mehr mithalten kann. Wenn wir noch mehr ausweiten, muss uns auch klar sein, dass dies auf die Preise drücken könnte!
NL: Zum Stichwort Vermarktung – wie sehen da die Strukturen aus?
Kern: In der Mehrzahl wird Vertragsanbau mit fixen Abnehmern betrieben. Es gibt aber auch eine steigende Anzahl von Direktvermarktern, die mit vielerlei neuen Ideen immer wieder für gute Ideen und Impulse sorgen. Das ist deshalb so wichtig, weil es uns auf diese Weise natürlich gelingen kann, mehr Wertschöpfung zu erzielen.
NL: Gibt es bei den zahlreichen neuen Kren-Ideen ein Beispiel, in das sie besondere Hoffnungen setzen?
Kern: Wie schon gesagt, gibt es erfreulich viele interessante Produkte, von denen man sich einiges erwarten kann. Stark forciert wird derzeit das Krenpulver, das bei den Konsumentinnen und Konsumenten besonders gut ankommt.
NL: Wie sehen Sie die wirtschaftliche Situation der Betriebe, die auf den Kren setzen?
Kern: Die ist nicht zufriedenstellend. Unsere Produktionskosten sind zuletzt unter anderem auch durch steigende Kollektivvertragslöhne ordentlich in die Höhe gegangen, aber die Preisentwicklung war nicht so, dass wir diese Mehrkosten auffangen hätten können. Vor allem verdienen wir zu wenig, um notwendige Investitionen durchführen zu können.
NL: Um welche Investitionen geht es da?
Kern: Vor allem um Bewässerungsanlagen, die durch den Klimawandel notwendig geworden sind. Investitionen wie etwa diese sind derzeit einfach nicht drin – womit wir aber dem Wetterrisiko voll ausgesetzt bleiben.
NL: Der steirische Kren hat seine Hochsaison bekanntlich rund um Ostern. Was spricht dafür, das ganze Jahr mehr davon zu konsumieren.
Kern: Neben seiner reizvollen Schärfe auch die Tatsache, dass er doppelt so viel Vitamin C enthält wie die Zitrone. Um diese Jahreszeit ein entscheidender Vorteil!
NL: Noch eine persönliche Frage: Wie sind Sie zum Kren gekommen?
Kern: Meine Eltern haben bereits mit der Kren-Produktion begonnen. Ich bin stolz darauf, dass ich diese weiterführen darf.
Zur Person
Martin Kern – verheiratet und Vater von zwei Kindern – ist Obmann der Steirischen Krenbauern. Er führt gemeinsam mit seiner Gattin Michaela in Mettersdorf am Saßbach einen Betrieb mit 30 Hektar. Auf zwei Hekar wird Kren angebaut. Kern ist auch im Vorstand von Styriabrid und Bauernbund-Ortsgruppen-Obmann.