Oliver Kröpfl, Vorstand der Steiermärkischen Sparkasse, über die Pandemie, stark gestiegene Spareinlagen und Zukunftspläne der Bank.
NEUES LAND: Wie schätzen Sie angesichts der Pandemie die Situation der heimischen Wirtschaft ein?
Oliver Kröpfl: Ich denke, dass es der großen Mehrheit der Unternehmen gut gelingen wird, nach Corona wieder an ihre Erfolgsgeschichte anzuknüpfen. Aber man muss auch realistisch bleiben. Nicht alle Unternehmen werden es schaffen. Das trifft besonders auf jene zu, die vielleicht schon vor Corona in einer schwierigen Lage waren.
NL: Welches Zeugnis stellen Sie der Österreichischen Bundesregierung bei der Krisenbewältigung aus?
Kröpfl: Die Regierung hat 2020 sehr entschlossen gehandelt und die nötigen PS auf die Straße gebracht. Für das heurige Jahr bin ich ein wenig skeptischer. Das bezieht sich nicht auf die Wirtschaftshilfen und Wirtschaftsmaßnahmen. Aber es ist für jeden erkennbar, dass das Corona-Management insgesamt etwas holprig ist, speziell was die Planungssicherheit für die Unternehmen angeht.
Sparen wieder sehr beliebt
NL: Inwieweit hat sich die Coronakrise auf das Spar- beziehungsweise Bezahlverhalten der Steirer und Steirerinnen ausgewirkt?
Kröpfl: Die Menge der digitalen Zahlungsvorgänge ist weiter angestiegen. Dieser Trend war in den letzten Jahren schon immer da und hat sich in der Coronazeit noch einmal verstärkt. Trotzdem ist das Thema Bargeld für die Menschen nach wie vor wichtig. Beim Sparen verzeichneten wir eine Sparquote auf Rekordniveau. Wir haben 2020 wieder einen Zuwachs im fast zweistelligen Prozentbereich verzeichnet.
NL: Können Sie uns noch etwas zum Jahresergebnis 2020 sagen?
Kröpfl: Wir sind gerade dabei, den Jahresabschluss zu erstellen und gehen davon aus, dass wir ein zufriedenstellendes, sehr solides Ergebnis 2020 haben werden. Wir sind sehr zufrieden damit, dass wir im Bereich von Investitionsfinanzierungen unsere Kunden gut begleiten konnten. Wir hatten selten ein Jahr, wo wir so viele positive Kunden-Feedbacks erhalten haben wie 2020. Das alles stimmt uns sehr optimistisch, dass es uns gelungen ist, unsere Marktposition im Jahr 2020 zu verbessern.
NL: Apropos Marktposition: wo steht die Steiermärkische Sparkasse?
Kröpfl: Natürlich gibt es von Kundensegment zu Kundensegment Unterschiede. aber man kann vereinfacht sagen, dass wir je nach Kundensegment in der Steiermark auf der ersten oder zweiten Marktposition stehen.
Beziehung Landwirtschaft
NL: Steiermärkische Sparkasse und Landwirtschaft – wie würden Sie diese Verbindung beschreiben?
Kröpfl: Die Steiermärkische Sparkasse ist eine Bank, die in der Region sehr verwurzelt ist. Das zeigt sich ja auch darin, dass wir noch über 100 Filialen in der Steiermark betreiben und auch keinen Kahlschlag planen, was dieses Filialnetz betrifft. Wenn man in den regionalen Wirtschaftsräumen als Bank eine relevante Rolle spielen will, dann ist es ganz klar, dass die Landwirtschaft ein zentraler Partner sein muss. Unser Ziel ist, dass wir 2021 und in den Folgejahren hier flächendeckend stärker werden wollen. Wir sehen, dass es im Bereich der Landwirtschaft viele innovative junge Landwirtinnen und Landwirte gibt, die noch einiges vorhaben. Wir wollen uns ganz stark als Partner für diese innovativen Landwirte anbieten. Bei manchen Themen wie dem steirischen Wein haben wir schon eine lange Tradition. In anderen Bereichen sind wir nicht so sichtbar gewesen. Daher ist es jetzt wichtig, diese Lust an der Zusammenarbeit mit den Landwirten zu kommunizieren und das tun wir momentan.
Zur Person
Oliver Kröpfl wurde 1976 geboren und wuchs in Fehring auf. Nach seinem Studium zum Doktor der Rechtswissenschaften erfolgte 2000 sein Einstieg in die Steiermärkische Sparkasse. 2013 wurde er Leiter des Generalsekretariats der Steiermärkischen Bank und Sparkassen AG und 2018 Vorstandsmitglied, zuständig u.a. für Kommerz, Werbung und Immobilien.
Beitragsfoto: Thomas Raggam