Im Interview: Christopher Drexler

von Karl Brodschneider

Landeshauptmann Christopher Drexler will den Klimaschutz mit wirtschaftlicher Dynamik verbinden und setzt stark auf das Miteinander-Reden.

 

NEUES LAND: Sie sind seit 4. Juli als Landeshauptmann der Steiermark im Amt. Haben Sie sich die ersten fünf Wochen schwerer oder leichter vorgestellt?

Christopher Drexler: Die ersten fünf Wochen waren sehr intensive Wochen. Ich finde jeden Tag eindrucksvoll bestätigt, dass das ein völlig neuer Abschnitt in meinem Leben ist. Ich bin noch meilenweit von jeder Routine entfernt.

 

NL: Sie haben in Ihrer Antrittsrede jene Bereiche aufgezählt, denen Sie sich besonders widmen wollen: Klimaschutz, Kinderbetreuung, Bildung, Gesundheit, Pflege, Arbeit, Migration, Ehrenamt, politische Transparenz. Haben Sie davon für sich selbst eine Prioritätenreihung aufgestellt?

Drexler: Es ist ziemlich die Reihung, wie ich sie bei der Antrittsrede genannt habe. Neben all den täglichen Herausforderungen – die sind ja momentan bei uns sehr groß und dazu zähle ich die Pandemie sowie die Folgen des Ukraine-Kriegs, insbesondere die Preissteigerungen im Energiebereich – erfordert der Klimaschutz unsere ganze Aufmerksamkeit. Ich glaube, dass es für uns entscheidend ist, dass wir in der Steiermark einen Weg finden müssen, wo wir Klimaschutz und wirtschaftliche Dynamik miteinander verbinden. Und wirtschaftliche Dynamik heißt für mich auch dynamische Entwicklung der Landwirtschaft, damit das klar ist. Das ist die große Herausforderung, der wir uns stellen müssen und wo ich auch ganz gerne in den Wettbewerb der Regionen eintreten würde. Vielleicht bringen wir es als Steirerinnen und Steirer zusammen, dass wir mit dem Klimaschutz am innovativsten umgehen. 

 

Regierungskoalition

NL: Umsetzen lässt sich vieles aber nur, wenn es dafür politische Mehrheiten gibt. In der Steiermark gibt es derzeit Österreichs einzige schwarz-rote Regierungskoalition. Wie klappt Ihre Zusammenarbeit mit der SPÖ?

Drexler: Ich glaube, dass wir das Glück haben, eine exzellente und vertrauensvolle Zusammenarbeit in der Regierung zu haben. Ich bin davon überzeugt, dass es für eine Regierung wichtig ist, dass sie als ein Regierungskollektiv wahrnehmbar ist. Ich weiß, wovon ich spreche, denn ich habe auch andere Phasen in der steirischen Landespolitik erlebt.

 

NL: Bei der Wahl zum Landeshauptmann haben Sie definitiv ein Nein von den Grünen, der KPÖ, von den NEOS und teilweise von der FPÖ erhalten. Belastet das Ihr Verhältnis zu diesen Parteien?

Drexler: Nein! Ich möchte ja den steirischen Weg der Zusammenarbeit fortsetzen. Das heißt Zusammenarbeit mit dem Regierungspartner und ein wertschätzender Umgang mit der Opposition. Es ist aber völlig logisch, dass die Opposition da und dort nicht mitstimmt. Ich bin aber den Freiheitlichen außerordentlich dankbar für ihr differenziertes Abstimmungsverhalten, weil das auch Ausdruck einer großen demokratiepolitischen Reife ist.

 

NL: In den ersten Wochen als Landeshauptmann haben Sie auch in bemerkenswerten Interviews anklingen lassen, dass Ihre Stimme im Konzert der Bundesländer nicht unbedeutend sein wird. Wie stark wollen Sie sich in der österreichischen Innenpolitik zu aktuellen Themen einbringen?

Drexler: Ich möchte zuallererst ein starker Anwalt der Interessen der Steirerinnen und Steirer sein. Das heißt, wenn Interessen der Steiermark beziehungsweise der Steirerinnen und Steirer in Frage gestellt sind, wird meine Stimme eine starke und laute sein. Konflikte und Konfrontation um der Konfrontation willen wird es mit mir nicht geben.

 

Landesparteitag

NL: Sie sind auch Nachfolger von Hermann Schützenhöfer als ÖVP-Landesparteiobmann und werden Mitte September offiziell in diese Funktion gewählt. Wie wichtig sind für Sie die ÖVP-Funktionäre auf den verschiedensten Ebenen?

Drexler: Ich hoffe zuallererst, dass ich beim Landesparteitag am 16. und 17. September überzeugend zum Landesparteiobmann gewählt werde. Mir sind unsere Funktionärinnen und Funktionäre natürlich wichtig. Zu meinen ersten Aktionen zählen in diesen Wochen, dass ich im Rahmen der Gemeindesprechtage mit den ÖVP-Hauptverantwortlichen in allen Gemeinden ins Gespräch komme. Das ist unendlich wichtig, weil der Erfahrungsaustausch und die Wahrnehmung von unterschiedlichen Perspektiven extrem wichtig sind, wenn man die Hauptverantwortung hat. Als Landeshauptmann auf Landesebene und – wie ich hoffe – als Landesobmann auf Parteiebene musst du die letzte Entscheidung treffen. Um die gut treffen zu können, musst du mit möglichst vielen Menschen gesprochen haben. Insofern sind mir diese Kontakte sehr wichtig.

 

Gemeindesprechtage

NL: Was sind bei den Gemeindesprechtagen die häufigsten Themen oder dienen sie vor allem dem Kennenlernen?

Drexler: Bei dem einen oder anderen geht es ums Kennenlernen, aber sehr viele Verantwortliche kenne ich schon seit langer Zeit. Da ist es dann ein erster offizieller Termin, wo es auch darum geht, einen Überblick zu bekommen, wie die Lage in der jeweiligen Gemeinde ist. Aber auch um einen Überblick zu bekommen, wie vor Ort die Entwicklung auf Landesebene und darüber hinaus gesehen wird. 

 

NL: Ist die Stimmung in den Gemeinden gut?

Drexler: Im Grunde ist die Stimmung geht. Aber es würde niemanden verwundern, wenn ich sage, dass die Stimmung für die ÖVP – insbesondere was die bundespolitische Diskussion betrifft – schon einmal besser war. 

 

NL: Sie sind Landesobmann des Steirischen AAB und waren in Ihrer Jugend auch Landesobmann der Jungen ÖVP. Welche Rolle spielt für Sie der Bauernbund?

Drexler: Zuallererst möchte ich sagen, dass ich selbst seit dem Jahr 2000 Mitglied des Bauernbundes bin. Der Bauernbund ist eine der tragenden Säulen der Steirischen Volkspartei. Ich bin sehr froh, dass ich mit Hans Seitinger als Obmann des Steirischen Bauernbundes eine exzellente Zusammenarbeit habe – ebenso mit Landwirtschaftskammerpräsidenten Franz Titschenbacher und überhaupt mit vielen Funktionären aus dem bäuerlichen Bereich. Das ist mir sehr wichtig und ich freue mich auf eine intensive und fordernde Zusammenarbeit.

 

NL: Inwieweit können die steirischen Bäuerinnen und Bauern damit rechnen, dass auch Sie – so wie Ihr Vorgänger – sich für Ihre Anliegen einsetzen werden?

Drexler: Damit kann man voll und ganz rechnen!

 

NL: Reden oder telefonieren Sie noch hin und wieder mit Ihrem Vorgänger Hermann Schützenhöfer?

Drexler: In den ersten Wochen haben wir nicht nur viel telefoniert, sondern haben uns beinahe jede Woche getroffen. Ich habe 30 Jahre mit Hermann Schützenhöfer zusammengearbeitet. Es wird niemanden überraschen, dass wir weiterhin guten Kontakt pflegen.

 

NL: Es ist anzunehmen, dass er Ihnen bei der Amtsübergabe persönliche Ratschläge mit auf den Weg gegeben hat. Was war für Sie der wichtigste Ratschlag?

Drexler: Es hat eigentlich keine ausdrücklichen Ratschläge gegeben. Aber wenn man 30 Jahre mit jemandem zusammenarbeitet, lernt man natürlich viel. Dazu zähle ich insbesondere den wertschätzenden Umgang mit allen politischen Mitbewerbern, den sorgsamen Umgang mit den Funktionärinnen und Funktionären in der eigenen Partei sowie das stete Streben danach, im Gespräch eine Lösung, einen Ausgleich, einen Kompromiss zu finden. Das ist für mich das Entscheidende!

 

Zur Person

Christopher Drexler (51) ist seit 4. Juli 2022 Landeshauptmann der Steiermark. Er war von 2000 bis 2014 Landtagsabgeordneter, von 2003 bis 2014 auch Klubobmann der Steirischen Volkspartei. Seit 2006 ist er Landesobmann des Steirischen AAB. Seit 2014 gehört er Mitglied der Steiermärkischen Landesregierung und verantwortete in dieser Zeit unter anderem die Bereiche Gesundheit, Pflege, Wissenschaft, Forschung und Kultur. Der gebürtige Grazer ist Vater von vier Kinder. Mit seiner Frau Iris wohnt er in Passail.

 

 

Beitragsfoto: Land Steiermark

 

 

 

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