Der Klimawandel lässt in der Landwirtschaft ganz neue Ideen und Produkte zum Thema werden. So auch den Amaranth.
Auf neues und spannendes Terrain begibt sich seit dem vorigen Jahr die Firma Alwera in St. Ruprecht an der Raab. Das Spezialunternehmen für Vertragsanbau hat 2016 erstmals Kultur-Amaranth ins Programm aufgenommen. Alwera-Versuchstechniker Christoph Hartinger: „In der Steiermark kann der Amaranth eine durchaus interessante Alternative im Ackerbau sein. Die aus Südamerika stammende Pflanze braucht ein trockenes und warmes Klima. Dazu eignen sich nicht nur Standorte in Niederösterreich und im Burgenland.“
Er ist auch deshalb interessant, da er sehr geringe Ansprüche an die Nährstoffversorgung stellt. Hartinger: „Üblicherweise wird diese Kulturart in biologischer Wirtschaftsweise mit einem Reihenabstand von rund 45 Zentimetern mit einer Einzelkornsämaschine angebaut.“ Die Herausforderung dabei sei, so der Experte, die extrem kleinen Samen genau abzulegen. Liegt doch das 1000-Korn-Gewicht knapp unter einem Gramm. Meist verwendet man zur Aussaat Einzelkorn-Sämaschinen, wie sie etwa bei der Zwiebelsaat verwendet werden. Dabei sind die Löcher der Saatscheibe nur rund 0,8 Millimeter groß.
Als Anbauzeitpunkt hat sich laut Christoph Hartinger die erste Maiwoche bewährt: „Ist genug Feuchtigkeit für das Keimen vorhanden, kann bei genauer Saatgutablage ein gleichmäßiger Feldaufgang erreicht werden.“ Als typische Hackfrucht kann der Amaranth ab einer Wuchshöhe von sieben bis zehn Zentimetern gestriegelt werden. Danach sollte die Kultur mehrmals gehackt werden.
Hartinger zu den Versuchsergebnissen 2016: „Durch die regelmäßigen Niederschläge im August und das nachfolgende beständige Wetter konnte der Amaranth im vergangen Jahr sein komplettes Potential ausspielen. Es wurden Hektarerträge bis zu 2900 Kilogramm eingefahren.“ Mit den Deckungsbeiträgen sei man sehr zufrieden. Laut Hartinger könne man derzeit noch keine Prognose für das Jahr 2017 in Bezug auf den Flächenbedarf bei Amaranth abgeben: „Bei dieser Kulturart spielt die Vermarktung eine große Rolle. Haben wir die passenden Partner gefunden, kann die Anbaufläche durchaus auch auf 30 bis 40 Hektar steigen.“
Quinoa
Einen herben Rückschlag erlitt man bei der Alternativpflanze Quinoa, einem Urgetreide, das ebenfalls aus Südamerika stammt. Durch das sehr feuchte Frühjahr und einen nachfolgenden Befall mit Erdflöhen musste der Großteil der Versuchsflächen umgebrochen werden. Hartinger lässt sich jedoch nicht entmutigen: „Wir können noch nicht sagen, ob sich diese Spezialkultur für den Anbau in unserer Region eignet. Wir werden heuer die Versuche natürlich weiterführen.“
Alternativen
Amaranth stammt aus den Andengebieten Südamerikas. Er stellt dort ein wichtiges Grundnahrungsmittel dar. Amaranth findet bei uns Verwendung als Zusatz für Müslis oder als Beilage. Auch werden die Körner dieser Kultur in Mischbroten, Teigwaren und Spezialgebäck sowie in diversen Snacks und Diätprodukten zugesetzt. Ein besonderer Vorteil ist die Freiheit von Gluten und der hohe Eiweiß-, Fett-, Ballaststoff- und Aschegehalt.
Quinoa gehört zu den Gänsefußgewächsen. Es kommt ebenfalls aus Südamerika und wurde dort schon vor etwa 6000 Jahren angebaut. Die Hauptanbaugebiete lagen in den Anden, oftmals in über 4000 Metern Höhe, in denen Getreide wie Weizen oder Roggen längst nicht mehr wachsen. Für die Bewohner der Anden war Quinoa aufgrund ihres geringen Anspruchs an Klima und Boden ein wichtiges Grundnahrungsmittel.
ZU UNSEREN BILDERN: Unter der Leitung von Christoph Hartinger, Versuchstechniker der Firma Alwera, wurde Bio-Kultur-Amaranth angebaut. Trotz des feuchten Frühjahres entwickelten sich die Bestände gut. Bei der Ernte mit Mähdrescher und Getreide-Tisch konnten Erträge bis zu 2900 Kilogramm pro Hektar erreicht werden. Fotos: agrarfoto.com, Alwera (2)