150 junge Bäuerinnen und Bauern diskutierten am Tag der jungen Landwirtschaft in Wien über sensible Agrar-Themen.
150 junge Bäuerinnen und Bauern aus allen Teilen Österreichs kamen gestern nach Wien und nutzten die Gelegenheit zur Diskussion über die Herausforderungen der Landwirtschaft im gesellschaftlichen Kontext. Hochkarätig war die Riege der Ehrengäste, die Stefan Kast, Chef der Österreichischen Jungbauernschaft, willkommen heißen konnte. Mit Bundesminister DI Andrä Rupprechter, Weinbaupräsident Johannes Schmuckenschlager und LK OÖ-Kammervize Karl Grabmayr sowie den Referenten Dr. Ulrich Herzog (Leiter des Bereiches Veterinärwesen im Gesundheitsministerium), DDr. Alois Leidwein (AGES), Daniel Kapp (Chef des gleichnamigen Strategie- und Consulting-Büros), Prof. Bernhard Ludwig (Kabarettist) und Prof. Dr. Werner Beutelmeyer (Market-Institut) konnte man die Diskussion bestmöglich besetzen. „Unser alljährlicher Tag der jungen Landwirtschaft ist ein Fixpunkt im Veranstaltungskalender der Jungbauernschaft, bei dem wir Themen mit Abstand vom agrarpolitischen Alltag diskutieren“ so Kast. „Dieses Jahr haben wir uns den heiklen Bereichen Tier- und Pflanzenschutz angenommen sowie die Veränderungen in der Gesellschaft beleuchtet.“
Kast: „Müssen Standpunkt beziehen und uns der Diskussion stellen“
Obmann Stefan Kast bilanzierte die Kommunikationstätigkeit der bisherigen agrarpolitischen Kommunikation durchaus kritisch: „Die Agrarpolitik hat sich das Heft in Sachen Werbung aus der Hand nehmen lassen. Handelsketten und nicht die Landwirtschaft selbst zeichnen das Bild der Landwirtschaft. Durch die dort gezeigten „Heile-Welt-Bilder“ wird bäuerliche Alltagsnormalität zum Skandal!“
Bundesminister Andrä Rupprechter machte den Anwesenden Mut: „Motivierte Junglandwirtinnen und Junglandwirte sorgen für frischen Wind. Das Mutmacher-Programm macht daraus starken Rückenwind für die gesamte Landwirtschaft. Jetzt heißt es, mit Zuversicht in die Zukunft zu blicken!“
In seinem Referat hob Dr. Ulrich Herzog die positiven Entwicklungen und die hohen Standards im österreichischen Tierschutz hervor. Er skizzierte die europaweiten Veränderungen und Trends im Bereich Tierwohl und konnte somit einen umfassenden Umriss des Themas geben.
Leidwein: „Pflanzenschutzmittel unterliegen strengsten Zulassungsverfahren“
Als zweiter Referent ging DDr. Alois Leidwein ins Rennen. Mit profundem Wissen konnte er bei den Teilnehmern punkten und den Jungbauern einen Einblick über den Themenbereich: „Gefahr und Risiko bei Pflanzenschutzmitteln“ geben. „Diese Mittel müssen strengste Verfahren durchlaufen, um überhaupt zugelassen zu werden“, stellte Leidwein klar.
Daniel Kapp, langjähriger Minister-Sprecher und nun Inhaber des gleichnamigen Strategie- u. Consultingbüros, regte mit seinem Referat die Teilnehmer zum intensiven Nachdenken an. Kein Wunder, ging es schließlich unter anderem um die Frage, wie die zahlreichen NGO´s die heimische Gesellschaft durch gezielte Medienarbeit und dem Einsatz von Emotionen bewegen und verändern. Er ging dabei auch auf die Spendenfreudigkeit der Österreicher ein. Sein Resümee: „There´s no business like NGO business“.
Bereits im Vorfeld gab es großes Interesse rund um den Vortrag von Kabarettist Bernhard Ludwig, bekannt durch seine Kabarettprogramme wie der „Anleitung zur sexuellen Unzufriedenheit“ und der Ernährungsweise „10in2“. Er machte einen Aufriss zum Thema „Anleitung zum lustvoll Leben“, in dem er einerseits Tipps und Tricks zu einer gesünderen Ernährung gab, andererseits mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen aufwartete, die er den anwesenden Jungbauern humorvoll weitergab.
Beutelmeyer: „Artgerechte Tierhaltung und Regionalität werden zu Qualitätsvoraussetzungen“
Mit rhetorischem Geschick und den langjährigen Erfahrungen, die er als Meinungsforscher machte, konnte Prof. Dr. Werner Beutelmeyer die anwesenden Jungbauern begeistern. Sein Vortrag „Keine Zeit für ordentliche Ernährung: Moderne Ernährungsweisen der urbanen High-Speedgesellschaft“ erfüllte die hochgesteckte Erwartungen der Teilnehmer. Beutelmeyer betonte, dass „Sicherheit, Gesundheit und Regionalität die zukunftsrelevanten Faktoren der Ernährung sind.“ Mit detaillierten, punktgenauen Argumenten strich er abermals hervor, dass sich Betriebe den laufenden Veränderungen anpassen müssen. Sein Tipp: „Die Österreicher essen gerne Fleisch, artgerechte Tierhaltung und Regionalität werden dabei zu Qualitätsvoraussetzungen. Auf das müsst ihr achten.“ In der abschließenden Podiumsrunde, zu der auch SPAR-Sortimentsmanager DI Thomas Panzl sowie Garant-Geschäftsführer DI Christoph Henöckl stießen, gab es spannende und kontroversielle Diskussionen. Der gemeinsame Tenor der Referenten: „Jeder muss selber wissen, was er gut und gerne macht. Überlegt euch, für welche Produkte die Konsumenten bereit sind euch ordentlich zu bezahlen.“