Mit Weizenkleie kann der Soja-Einsatz in der Schweinefütterung um bis zu 40 Prozent reduziert werden. Rudolf Kainz hat das mit Erfolg getestet.
Für Rudolf Kainz und seine Gattin Christa ist es eine Premiere. Auf ihrem Bauernhof in der südoststeirischen Gemeinde Unterlamm findet eine Pressekonferenz statt. Neben Rudolf Kainz sitzen der Tierernährungsexperte Reinhard Puntigam und Obmann Josef Ober vom Steirischen Vulkanland. „Wir sind auf eine heimische Ressource gestoßen, die Soja in der Schweinefütterung ersetzt“, leitet Ober mit einem Paukenschlag ein. Und er nennt das Zauberwort. Es ist die Weizenkleie.
Abgesichert ist das alles durch das LEADER-Forschungsprojekt „Proteinreduzierte Schweinemast unter Absenkung von Sojaextraktionsschrot und unter Miteinbeziehung von Mühlennebenprodukten“. Dabei geht es darum, wie man mit heimischen Futtermitteln die Mast- und Schlachtleistung bei Schweinen erhält oder gar erhöht. Die Rolle der Familie Kainz ist rasch erklärt: auf ihrem Betrieb fand der Praxistest in den letzten zwei Jahren statt.
Pilotprojekt
„Ich habe aus Neugierde mitgemacht, weil man gesagt hat, dass man damit viel Soja einsparen kann“, legt der Schweinebauer seine Beweggründe auf den Tisch. „Aber schon die ersten Versuche sind gut angelaufen und haben mich motiviert. Allerdings ist schon zu sagen, dass es ständig ein Auf und Ab bei den Rezepturen und Rohfaserträger gegeben hat.“ Der Maststall wurde im Jahr 1993 errichtet und dreimal erweitert, sodass er nun über 1600 Mastplätze verfügt. Im Jahr 2022, also noch vor dem Start des Praxistestes, fuhr monatlich ein LKW mit 24 Tonnen Soja im Hof ein. Aber schon ein Jahr später ist das deutlich weniger geworden.
Dieses Beispiel veranschaulicht, um was es eigentlich geht. „Weizenkleie ist ein wertvolles Nebenprodukt von Brotweizen. Nach dem Mahlen bleiben die Schale und der Keimling übrig. Aber gerade darin befinden sich wertvolle Aminosäuren und Rohprotein. Die Kleie eignet sich gut für die Tierernährung und ist sehr bekömmlich. Zudem unterstützen die Ballaststoffe im Schalenanteil die Tiergesundheit“, informiert der Landwirt. Seine Erfahrungen decken sich mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen: „Mit weit weniger Sojaextraktionsschrot sind optimale Leistungen erzielbar. Die Verwendung von Weizenkleie bedeutet, dass wir damit die Tierernährung mit heimischen Produkten unterstützen. Das Ziel ist, dass wir auf heimische Eiweißprodukte umstellen, welche sich aber für die Landwirtschaft rechnen müssen.“
Große Vorteile
Projektbegleiter Reinhard Puntigam kommt auch auf andere Vorteile zu sprechen. „Der Einsatz von Sojaextraktionsschrot wird durch den Einsatz von Weizenkleie in der Fütterung zu einem Drittel oder mehr verringert. Damit sinken auch die Stickstoff-Emissionen und die Ammoniakbelastung.“ Dieses Faktum ist auch deshalb interessant, weil Österreich bis zum Jahr 2030 die Ammoniak-Emissionen, die hauptsächlich von der Landwirtschaft verursacht werden, um zwölf Prozent senken muss.
Rudolf Kainz berichtet aus der Praxis: „Dass ich jetzt schon zwei Jahre deutlich weniger Rohprotein einsetze, merke ich auch an anderen Dingen im Stall. Die Tiere fühlen sich wohl und ich selbst gehe viel lieber hinein, denn der Geruch ist weitaus angenehmer geworden. Und wenn ich die Gülle ausbringe, stellen die Leute überrascht fest, dass es viel weniger stinkt.“
Vulkanland-Obmann Ober sieht das alles in einem noch größeren Zusammenhang. „Wenn es uns gelingt, dass wir Produkte, die wir importieren, selbst erzeugen, tragen wir zur Stärkung der Regionalwirtschaft bei.“ In der Zwischenzeit machen es im Vulkanland schon 30 Schweinebauern dem Pionier Rudolf Kainz nach und setzen ebenfalls Weizenkleie in der Fütterung ein.
Der Betrieb der Familie Kainz beschäftigt sich aber nicht nur mit der Schweinemast. Christa Kainz bäckt an allen Wochentagen bis auf Dienstag Bauernbrot und liefert das Brot sowie weitere selbsterzeugte Produkte wie Eiernudeln und Käferbohnen an regionale BILLA- und SPAR-Märkte, Lagerhäuser, Bauernläden und regionale Buschenschänken. Zudem gibt es das alles auch im eigenen Hofladen zu erwerben.
Zur Person
- Rudolf Kainz (57)
- Magland 61, 8352 Unterlamm
- Verheiratet mit Christa, zwei Töchter
- Schweinemast, Brot-Direktvermarktung, Ackerbau (Mais, Getreide, Soja, Käferbohne)
- www.kainz.shop