Herbert Lienhart bewirtschaftet einen vielseitigen Ackerbaubetrieb mit Schwerpunkt Kartoffel im Grazer Feld und kennt das Spannungsfeld zwischen Landwirtschaft und Gewerbe im Grazer Speckgürtel sehr gut.
Das Grazer Feld ist die Ebene rechts und links der Mur von Graz bis Wildon. Mit seinen fruchtbaren Böden ist es seit jeher das Gemüsefeld der Steiermark und vor allem der Stadt Graz. Kartoffel, Kraut und Salat sind die Hauptkulturen. Es gibt aber auch viele Gemüsebauern, die im kleineren Stil die ganze Gemüsepalette für die Grazer Märkte produzieren. Zwischen den Gemüsefeldern wachsen Mais, Getreide und der steirische Ölkürbis. Am besten bekannt in ganz Österreich ist der beliebte Salat der Sorte Grazer Krauthäuptel.
Ein typischer Grazer Feld-Bauer ist Herbert Lienhart aus Wundschuh, der zu den großen Kartoffelproduzenten der Steiermark zählt. Neben den Erdäpfeln, wie er sie lieber nennt, baut er noch Zwiebel, Zuckerrüben, Mais, Triticale und Ölkürbis an.
Kartoffeln als Nummer eins
Die Kartoffeln sind aber eindeutig die Nummer eins für ihn. Er und seine Familie sind mit ihnen das ganze Jahr beschäftigt. Während die Ernte des letzten Jahres noch in bester Qualität ab Hof verkauft wird, beginnt schon der Anbau der Frühkartoffel Anfang März. Das sind fünf Hektar unter Vlies, die jetzt bereits mit Ende Mai geerntet werden. Weitere 15 Hektar werden mit mittleren und späten Sorten etwas später bestellt. Bis auf ungefähr zwei Hektar gehen die wohlschmeckenden Knollen alle an den Lebensmittelhandel (Billa, Spar usw.). Die zwei Hektar werden direkt ab Hof vermarktet, was die Arbeit von Seniorchef Johann Lienhart ist.
Die Zwiebel ist mit drei Hektar eine kleine Sparte. Sie ist aber eine Besonderheit, da in der Steiermark nur sehr wenig Zwiebel feldmäßig produziert werden. Sie gehen ebenfalls an den Lebensmitteleinzelhandel und in die Direktvermarktung.
Die acht Hektar Zuckerrüben sind eine Traditionskultur am Hof. Sie machen nach der Ernte eine Bahnreise nach Niederösterreich. In Tulln steht die größte Zuckerfabrik Österreichs, wo aus der Rübe der kristallklare österreichische Zucker erzeugt wird. Der Mais und das Triticale werden hauptsächlich an eine Biogasanlage in Wildon geliefert, die daraus beste erneuerbare Energie erzeugt. Den Rückstand in Form von Biogasgülle holt sich der Ackerbauer wieder als Dünger für seine Felder. Zum Schluss noch der Ölkürbis. Daraus wird alle zwei Wochen frisches Kernöl gepresst und ebenfalls ab Hof verkauft. Das ist das Geschäft von Oma Lienhart. Sie ist mit ihren 84 Jahren genauso im Einsatz wie ihr 85-jähriger Mann, dazu versorgt sie die Familie während der Woche noch mit guten Speisen.
Arbeit am Feld
Herbert Lienhart ist der Chef über den ganzen Betrieb, aber ohne Unterstützung der Eltern könnte er sich nicht so auf seine Felder konzentrieren und das ist seine Leidenschaft. Am liebsten fährt er jeden Tag hinaus zu den Kulturen, um zu schauen, wie sie wachsen. Der Ackerbau erfordert aber auch viel Technik. Sechs Traktoren von 48 bis 200 PS und viele moderne Maschinen stehen in den Hallen. Eine große und perfekt sortierte Werkstätte zeigt sein Knowhow und sein technisches Geschick. Die Grundlagen dafür hat er vor 30 Jahren in der Fachschule Stainz erworben. Seine Frau Barbara arbeitet derzeit noch in einer Bank. Sie hat aber voriges Jahr den landwirtschaftlichen Facharbeiterkurs gemacht und möchte in der Zukunft die Direktvermarktung übernehmen und ausbauen.
Trotz der vielen Arbeit im Betrieb ist dem Wundschuher die Mitarbeit in der Gesellschaft wichtig. So war er 15 Jahre Gemeinderat und Bauernbundobmann. Weiters ist er bei der Feuerwehr und im Aufsichtsrat der Lagerhausgenossenschaft Graz Land tätig.
Sorgen bereiten dem engagierten Bauern die starke Verbauung des Grazer Feldes. Der Industriegürtel von Graz verbraucht riesige Flächen wertvollsten Ackerlandes. Für die verbleibenden Bauern ist es unmöglich, selbst Grundstücke zu erwerben und die Pachtpreise sind ständig unter Druck. Leider merkt das die Bevölkerung nicht, solange Importe die fehlenden Lebensmittel ersetzen. Erst in Krisenzeiten werden die Menschen merken, dass auf Asphalt und in Hallen keine Erdäpfel wachsen.
Zur Person
- Herbert Lienhart (49)
- Dorfstraße 21, 8142 Wundschuh
- Verheiratet, zwei Kinder
- Ackerbau (Kartoffel, Zwiebel, Zuckerrüben, Getreide, Mais, Ölkürbis) mit ungefähr 60 Hektar im Grazer Feld
- Direktvermarktung von Kartoffel, Zwiebel und Kernöl
- Telefon 0664 3401319
Beitragsfoto: Bruckner