Auf seinem Hof in Löffelbach hat der Zuckerrübenanbau schon Tradition. Landwirtschaftsmeister Georg Schuller rechnet vor, wie viele Menschen er allein mit Zucker versorgt. Porträt verfasst von Roman Bruckner.
Zwar ist die Anbaufläche für Zuckerrüben in der Steiermark recht klein, aber es gibt immerhin noch 50 steirische Rübenbauern, welche die österreichische Zuckerindustrie beliefern. Landwirtschaftsmeister Georg Schuller aus der Gemeinde Hartberg-Umgebung ist einer davon. Auf seinem Hof ist die Zuckerrübe eine Traditionskultur. Schon der Großvater hat sie angebaut.
Georg Schuller lebt mit seiner Frau Bernada und zwei Töchtern im Alter von neun und elf Jahren in Löffelbach. Auch seine Eltern und eine Großtante wohnen am Hof und helfen im Betrieb fleißig mit. Der 43-Jährige ist Absolvent der Fachschule Kirchberg und hat den Landwirtschaftsmeisterkurs besucht. Nach der Fachschule hat er den Maurerberuf erlernt und fünf Jahre als Maurer gearbeitet. Dann ist er beim Maschinenring Hartbergerland als Mitarbeiter eingestiegen und ist hier heute noch geringfügig tätig. Seine Hauptaufgabe sind die Montage von Fotovoltaikanlagen und der Betrieb der Heizanlagen. Auch seine Frau Bernada arbeitet im MR-Büro als Teilzeitkraft.
Veredelungswirtschaft
Das Hauptstandbein seines Betriebes ist die Ferkelerzeugung mit durchschnittlich 70 Zuchtsauen. Der Großteil der Ferkel geht an den Ferkelring Hartberg, ein kleiner Teil wird selbst gemästet. Die Tiere leben in Tierwohlstallungen mit Außenklima. Er hat schon vor vielen Jahren beim Stallbau auf Tierwohl gesetzt.
Auf den 24 Hektar Ackerland werden Mais und Getreide für die eigene Fütterung angebaut, dazu kommen noch zwei Hektar Ölkürbis für die Kernölvermarktung und eben sieben Hektar Zuckerrüben. „Die Zuckerrübe ist unsere generationsübergreifende Kultur“, meint der sympathische Familienmensch. Der Vater war schon ein engagierter Rübenbauer und nun ist Georg ist im Vorstand der steirischen Rübenbauerngenossenschaft aktiv.
Zuckerrübenproduktion
Die österreichische Zuckerproduktion hat vor 14 Jahren einen Tiefpunkt erreicht. Damals wurde der EU-Markt für Billigzucker geöffnet, wodurch der Preis je Tonne Rübe auf ungefähr 30 Euro abgesunken ist. Mittlerweile hat sich der Markt wieder erholt. Heute liegt der Preis bei 72 Euro je Tonne. Bei einem Hektarertrag von 80 bis 90 Tonnen ergibt das einen interessanten Deckungsbeitrag. Aber es stecken auch viel Arbeit, Technik und Knowhow in der Kultur.
Gesät wird Anfang April, die Düngungsintensität ist mittel. Der Pflanzenschutz hat es allerdings in sich. Vor allem die Herbizide werden getrennt mehrmals ausgebracht. Georg Schuller spritzt meistens in der Nacht. Das bringt einige Vorteile. Voraussetzung dafür sind aber gute Scheinwerfer und Kippstangen, welche die Fahrgassen anzeigen. Die Ernte erfolgt Anfang Oktober und ist eine logistische Herausforderung. Die Rüben werden auf einer Lagerfläche im Areal der Lagerhausgenossenschaft Wechselgau zwischengelagert. Von dort geht es mit dem LKW in die Zuckerfabrik Leopoldsdorf östlich von Wien. Das ist ein Nachteil, denn die anderen Rübenanbaugebiete in der Steiermark (Grazer Feld, Raabtal und Murtal Aichfeld) haben die Möglichkeit zum Bahntransport, was einiges an Kosten erspart.
„Aus einem Hektar Rübe werden ungefähr 14.000 Kilo Zucker erzeugt. Damit kann ich mit meinen sieben Hektar Fläche bei durchschnittlich 29 Kilo Zuckerverbrauch pro Person rund 3.500 Menschen mit Zucker versorgen“, rechnet der Vollblutbauer vor. Die großen Anbauflächen liegen in Niederösterreich, Oberösterreich und Burgenland. Trotzdem ist es sehr lobenswert, dass diese kleine Gruppe von 50 Bauern die Tradition und die Erfahrung im Zuckerrübenanbau aufrechterhält.
Georg Schuller ist stolz auf seinen Betrieb und seine Arbeit. Er ist lebenslustig, ein verschmitztes Lächeln zeigt seine positive Lebenseinstellung. Es gibt bei ihm kaum ein Jammern. Für die Zukunft wünscht er sich, dass den jungen Bauern und Bäuerinnen das Weiterführen der Betriebe erleichtert wird.
Zur Person
- Georg Schuller (43)
- Löffelbach 19, 8230 Hartberg Umgebung
- 26 Hektar LN, davon 7 ha Zuckerrübe für die Agrana in Leopoldsdorf, 7 ha Wald
- 70 Zuchtsauen im Tierwohlstall
- Direktvermarktung, Kernöl
Beitragsfoto: Bruckner