Der Südsteirer Franz Handl ist ein Idealist für Tierwohl und Bodenfruchtbarkeit. Neben Schweinen der Rasse Schwäbisch Hällisches Landschwein hat er auch Galloway-Rinder.
Der Betrieb von Franz Handl liegt im südsteirischen Maisbaugebiet in der Gemeinde Allerheiligen bei Wildon. Bei der Anreise durch dieses intensive landwirtschaftliche Gebiet fallen einem die vielen großen Schweineställe mit den dazugehörigen Hallen und Siloanlagen auf. Man erahnt, dass hier sehr viele steirische Schweine erzeugt werden, aber man sieht sie nicht, da alles in geschlossenen Ställen erfolgt.
Der Hof der Familie Handl schaut ganz anders aus. Die Vielfalt des Betriebes widerspiegelt sich in den Gebäuden, der Bepflanzung und den überall sichtbaren Tieren. Ein bisschen romantisch, aber kann man davon leben? „Ja“, sagt Franz Handl, „aber nur mit Direktvermarktung und erhöhten Preisen.“
Nach der Schule
Der Hof hat sich nicht immer so unterschieden. Bis vor 20 Jahren war der Betrieb unter der Führung von Franz Handl senior genauso intensiv geführt wie die anderen Schweinebetriebe in der Region. Dann kam Franz Handl junior in die damalige Landwirtschaftliche Fachschule Alt-Grottenhof und lernte dort eine ganz andere Sicht der Landwirtschaft, mit Bio und Direktvermarktung, kennen. Die drei Jahre dort haben ihn sehr geprägt und wieder zu Hause am Hof hat er bald begonnen, zusammen mit den Eltern den Hof zu verändern. Damals stellte sich die Frage: Größer werden oder in den Nebenerwerb gehen? Der junge Bauer entschied sich für keines von beiden, er wählte die Direktvermarktung von Schweinefleischprodukten. In dieser Zeit lernte er seine heutige Ehefrau Bettina kennen, die ihm seither tatkräftig zur Seite steht. Gemeinsam entschieden sie sich für den biologischen Landbau, der 2015 begonnen wurde.
Biolandbau
Franz ging dann noch einen Schritt weiter. Der Schweinestall mit eingestreutem Auslauf, der den Richtlinien des Biolandbaus entspricht, war ihm noch zu wenig. Im Jahr 2013 errichtet er eine 1,7 Hektar große Schweineweide für Zuchtsauen und der Mast ihrer Ferkel. Das ist sicher die höchste Form des Tierwohls in der Schweinehaltung, sie ist aber auch sehr teuer und arbeitsintensiv. Als zweite Schiene werden daher weiterhin 50 Mastschweine mit zugekauften Bio-Ferkel in einem Strohstall gehalten, da nicht alle Konsumenten den höheren Preis für die Weidehaltung zahlen wollen. Im Jahr 2019 kamen dann auch noch die Rinder zurück auf den Hof, seither grasen 18 Galloways gemütlich auf den eigenen Wiesen.
Die Fütterung aller Tiere erfolgt ausschließlich über die eigene Fläche. Mais wird nur bei der Stallhaltungsvariante eingesetzt, sonst dominieren das eigene Getreide, Heupellets und die Ackerbohne als Eiweißkomponente.
Alle Tiere werden auswärts geschlachtet und am eigenen Betrieb verarbeitet und vermarktet. In der Verarbeitung ist Franz ebenfalls sehr konsequent und ökologisch. Das fängt schon bei der Rassenwahl der Schweine an. „Für mich liefert das Schwäbisch Hällische Landschwein gekreuzt mit Duroc die beste Fleischqualität“, ist der Südsteirer überzeugt. Die Tiere werden länger gemästet und mit höherem Gewicht geschlachtet. In der Verarbeitung werden nur biologische Zusatzstoffe wie Gewürze verwendet, auf Pökelsalz wird verzichtet. Auch die längeren Reifezeiten tragen zur natürlichen Geschmacksentwicklung bei.
Direktvermarktung
Vermarktet werden Frischfleisch, Selchfleisch, verschiedenste Würste und Aufstriche. Dies geschieht vor allem im eigenen Hofladen, der von Donnerstag bis Samstag geöffnet ist. Dazu gibt es noch einen 24-Stunden Laden. Zu den Fleischprodukten gibt es noch Getreideprodukte, Säfte, Kernöl, Eier und Erdäpfel, alles aus eigener Erzeugung. Dazu Franz Handl: „Viele Kunden kommen von weit her, weil sie von der hohen Qualität begeistert sind. Sie kaufen lieber teurere Produkte, bei denen es den Tieren gut geht und essen dafür nicht so oft Fleisch.“ Viele bestellen auch aus ganz Österreich über das Internetportal „nahgenuss.at“.
Für die Zukunft wünscht sich der Familienvater, dass aus den Nahrungsmitteln wieder Lebensmittel werden und die Menschen auch bereit sind, einen gerechten Preis dafür zu bezahlen. Für die Landwirtschaft fordert er einen nachhaltigeren Umgang mit dem Boden, damit auch seine drei Söhne und deren Kinder und Enkelkinder solche Lebensmittel aus eigener Bodenfruchtbarkeit genießen können.
Zur Person
- Franz Handl (42)
- Verheiratet mit Bettina, drei Söhne
- 8412 Allerheiligen bei Wildon 46
- 20 Hektar Acker und Grünland, 11 Hektar Wald
- Biobetrieb mit Schweine- und Rinderhaltung auf der Weide
- Ackerkulturen: Getreide, Mais, Ackerbohne, Kürbis, Erdäpfel
- Vermarktung: Hofladen und über www.zukunftsbauer.at
Beitragsfoto: Bruckner