Der Obmann der Steirischen Apfelstraße, Franz Meißl, zum „Tag des Apfels“ über Wertschöpfung, Innovationen und die süße Richtung.
NEUES LAND: Viele steirische Apfelbauern haben nicht gerade leichte Zeiten hinter sich – zwei Jahre hintereinander massive Frostschäden. Wie geht es der Apfelstraße vor diesem Hintergrund?
Obmann Franz Meißl: Dennoch wirklich gut. Sie hat sich über die Jahre hinweg hervorragend entwickelt, die Besucherzahlen steigen kontinuierlich und es zeigt sich immer deutlicher, dass sich die Zusammenarbeit von bäuerlichen Anbietern, dem Tourismus und der Gastronomie bestens bewährt. Hier wird spürbar, wie sehr wir einander brauchen. Die Apfelstraße ist auch ein wichtiger wirtschaftlicher Impuls für die Region, denn Betriebe, die sich in der Ab-Hof-Vermarktung engagieren, schaffen eine deutlich bessere Wertschöpfung und sind weniger krisenanfällig.
NL: Hatten die Frostschäden auch Auswirkungen auf die Apfelstraße?
Meißl: Leider ja. Im vergangenen Jahr dachten aufgrund der Medienberichte gar nicht so wenige Leute, dass bei uns durch die Folgen der Frostkatastrophe nichts oder nur wenig los sein kann. So haben sogar einige Gruppen deshalb ihre Besuche storniert. Und das, obwohl es für unsere Gäste stets volles Programm gab. Für die Konsumenten hatten wir jedoch genügend Äpfel zur Verfügung und vor allem zahlreiche großartige Apfelprodukte verschiedenster Art in bester Qualität. In diesem Jahr sieht die Situation Gott sei Dank deutlich besser aus aus. Erfreulicher Weise ist der Ernteertrag letztlich erheblich besser ausgefallen als ursprünglich befürchtet, er liegt so etwa zwischen 60 und 70 Prozent von Durchschnittsjahren. Und die Angebotspalette ist einmal mehr absolut beeindruckend.
NL: Sie haben von Produktvielfalt auf der Apfelstraße gesprochen. Zeichnen sich da in nächster Zeit auch Überraschungen ab?
Meißl: Die haben wir Jahr für Jahr, weil von den Bäuerinnen und Bauern wirklich großartige Innovationsarbeit geleistet wird – es entsteht auf diese Weise viel Neugier und Lust. Positive Überraschungen traue ich in Zukunft unter anderem dem steirischen Apfelwein zu, der sich zu einer unglaublichen Qualität entwickelt hat, die dem klassischen Wein um nichts mehr nachsteht.
NL: Um beim Thema Innovationen zu bleiben: Zeichnen sich auf der Apfelstraße Veränderungen ab?
Meißl: Gleich doppelt – denn viele der 25 Mitgliedsbetriebe investieren immer wieder kräftig , um noch besser zu werden und auch wir stecken in einem Erneuerungsprozess. Erstens wollen wir für unsere große Vielfalt so etwas wie einen neuen roten Faden finden und zweitens denken wir auch intensiv darüber nach, wie wir bei der Kundschaft noch stärker ankommen könnten.
NL: Sie selbst führen in Puch bei Weiz das wahrscheinlich apfeligste Wirtshaus der Steiermark. Wie sieht’s dort aus?
Meißl: Wir sind tatsächlich extrem apfellastig. Das beginnt dabei, dass man in Betten aus Apfelholz schlafen kann, die alle die Form eines Apfels haben. Unsere Zimmer tragen Apfelnamen und in der Küche greifen wir auf weit über 100 Apfelrezepte zurück.
NL: Und was sind die kulinarischen Apfel-Renner?
Meißl: Nicht ganz überraschend ist und bleibt der Apfelstrudel ein Hit, bei uns kommen aber auch Apfelsaucen zu Fleischspeisen und die Apfelsuppe sehr gut an. Tendenziell geht alles aber eher in die süße Richtung.
Zur Person
Franz Meißl führt eine Gastwirtschaft im Apfeldorf Puch bei Weiz mit über 130-jähriger Tradition. Er ist seit der Gründung des Vereines Steirische Apfelstraße vor 31 Jahren an vorderster Front dabei und seit sechs Jahren dessen Obmann. Meißl ist verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Kindern.