Landesforstdirektor Michael Luidold sieht auch die steirischen Eschen durch einen Pilzbefall aus Ostasien massiv gefährdet. Schlägerungen kranker Bäume sollten jedoch unter besonderen Aspekten und mit Achtsamkeit erfolgen.
NEUES LAND: Bereits seit Jahren gibt es in Österreich und so auch im Waldland Steiermark ein vermehrtes Baum-Sterben bei der Esche. Wie kam es zu dieser tragischen Entwicklung?
Landesforstdirektor Michael Luidold: Das Baum-Sterben bei den Eschen wird von einem Pilz mit dem Namen „falsches weißes Stengelbecherchen“ verursacht, der aus Ostasien nach Europa verschleppt wurde und etwa seit den Jahren 2006 und 2007 flächig verbreitet ist. In Ostasien tritt er an der mandschurischen Esche nicht als Schädling auf, bei uns an der gemeinen Esche schon.
NL: Wie erkennt man die Erkrankung bei der betroffenen Baumart?
Luidold: Bei Blatt- und Triebinfektionen zeigen die Bäume einen sehr hohen Totastanteil bis hin zur Verlichtung der gesamten Krone. Die Schadintensität ist dabei fließend und reicht von kaum betroffen bis zum Tod des Baumes. Wurzelinfektionen erkennt man zum einen an abgestorbenen Rindenteilen am Wurzelanlauf, zum anderen zeigt die Krone ein Zurücksterben, wenn die Wurzeln massiv geschädigt sind.
NL: Woran erkennen die betroffenen Grundbesitzer, dass eine Esche gefällt werden muss?
Luidold: In den vergangen Wochen wurde in vielen Medien über das Eschen-Sterben vermehrt berichtet, was zu einer Verunsicherung der Waldbesitzer und der Bevölkerung führte. Leider kam es dadurch schon zu umfangreichen Schlägerungen, auch von gesunden und gering geschädigten Eschen. Eine Fällung empfiehlt sich aber erst ab einem Kronenschädigungsgrad von 70 Prozent. Darüber hinaus ist der Wurzelanlauf zu prüfen, ob hier tote Rindenstellen zu finden sind. Wenn ja, entscheidet deren Größe und das vorhandene Verkehrssicherheitsrisiko, ob eine Entfernung nötig ist.
NL: Wie sollen sich in Zukunft Waldbesitzer verhalten? Wo bekommen sie die notwendige Beratung bei der Beurteilung der Schäden an Eschen?
Luidold: Für die Waldbesitzer gilt: Unbedingt gesunde und wenig geschädigte Eschen erhalten. Jede Esche ist bereits mit dem Krankheitserreger infiziert worden. Jene Bäume, die heute noch gesund sind, kommen mit diesem Krankheitserreger zurecht. Diese Eschen müssen sich vermehren können, weil sie die Resistenz an einen Großteil ihrer Nachkommen weitergeben. Beratung finden Waldbesitzer bei den Forstfachreferaten der Bezirksverwaltungsbehörden sowie beim Bundesamt und Forschungszentrum für Wald. Auf der Internetseite www.esche-in-not.at kann man viele wichtige Informationen auch online abfragen.
NL: In Bezug auf den weltweiten Klimawandel ist ja auch die Zukunft der Fichte in niedrigeren Regionen in Gefahr, hier setzt man vermehrt auf Laubholz. Welche Auswirkungen hätten ein gänzliches Verschwinden dieser wichtigen Laubholzart?
Luidold: Die Esche wird nicht verschwinden, weil Waldbesitzer, Forschungseinrichtungen, Forstgärten, Landwirtschaftskammer und Behörden daran arbeiten, die Esche zu erhalten und bisherige Ergebnisse optimistisch stimmen. Das Holz der Esche wird als Möbel- und Parkettholz geschätzt. Außerdem hat die Esche hohen ökologischen Wert als Lebensraum und Nahrungsquelle für Wildtiere. Alle Anstrengungen für den Erhalt der Esche zu bündeln ist daher außerordentlich wichtig.
Zur Person
Michael Luidold absolvierte nach dem Gymnasium in Stainach ein Doppelstudium an der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) in den Studienrichtungen Forstwirtschaft sowie in Lawinen- und Wildbachverbauung. Seit 1999 arbeitet der gebürtige Ennstaler in der Landesforstdirektion, seit 2011 leitet er diese als Landesforstdirektor.
Foto: Furgler