Vielfalt als Überlebens-Chance

von Karlheinz Lind

Experten sind sich einig: Der Klimawandel findet statt. Und sie plädieren für ein weitreichendes Umdenken in der Landwirtschaft.

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Albert Sudy, Meteorologe der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Graz. Foto: kk

Mehr als doppelt so stark wie im globalen Schnitt ist die Erderwärmung bislang in Österreich und damit auch in der Steiermark ausgefallen. Im Jahresmittel sind die Temperaturen seit dem 19. Jahrhundert bei uns um rund zwei Grad Celsius angestiegen. Und gerade diesen Temperaturanstieg sieht Universitätsprofessor Gottfried Kirchengast, Leiter des Wegener Centers für Klima und Globalen Wandel, als Hauptursache für die heurigen Wetterextreme: „Der enorme Frost, Starkregen und zahlreiche massive Hagelunwetter zeigen uns, dass wir uns in einem geänderten Wetterregime befinden. Die höhere Wärme- beziehungsweise Hitzeverfügbarkeit in der Atmosphäre bringt leider auch stärkere Unwetter mit sich.“

Dies bestätigt auch Albert Sudy, Meteorologe der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Graz: „Beim diesjährigen Frost hat es sich eindeutig um ein Jahrhundertereignis gehandelt, das sich eigentlich nicht mehr so schnell wiederholen sollte. An extreme Unwetter werden wir uns in Zukunft jedoch gewöhnen müssen.“ Besonders Starkregen und Hagel, die oft ortsfest stehen, werden enorme Schäden anrichten.

Neuer Forschungsschwerpunkt

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Professor Gottfried Kirchengast, Leiter des Wegener Centers für Klima und Globalen Wandel, in Graz. Foto: kk

Um diese Wetterentwicklung sowie die daraus resultierenden Folgen besser verstehen und einschätzen zu können, hat man sich beim Wegener Center für Klima und Globalen Wandel in Graz auch einen neuen Forschungsschwerpunkt gesetzt. Kirchengast: „Wir analysieren hydrologische Wetterextreme im Klimawandel. Dabei spielen Starkniederschläge aber auch die Gefahr von Dürre-Katastrophen und die damit einhergehenden Schäden eine enorm wichtige Rolle.“ Denn wer wird in Zukunft für diese Schäden finanziell aufkommen? Bisherige Messungen bestätigen, so Kirchengast, dass es Jahr für Jahr mehr Wetterextreme geben wird und die Schadenssumme ständig steigen werde. Derzeit sei das Projekt für die Dauer von fünf Jahren geplant.

Und gerade für die Landwirtschaft haben Klimaerwärmung und somit auch Unwetter, so Kirchengast, weitreichende Folgen: „Auf einem Bauernhof wird man in Zukunft nicht mehr auf eine Produktionssparte alleine setzen dürfen. Man wird ein breiteres Betriebsportfolio benötigen, um wirtschaftlich überleben zu können.“ Nachsatz: Und das auch in Hinblick auf den Klimaschutz. Hierbei könnte es auch zu einer Veränderung des Berufsbildes eines Landwirtes kommen: Neben der Landwirtschaft könnte man auch Energiewirt und schlussendlich sogar Klimaschutzwirt sein. Denn gerade dem Humusaufbau und der damit lebensnotwendigen Kohlenstoffbindung im Boden werde, so der Center-Leiter, in Zukunft noch weit mehr Bedeutung zukommen: „Was derzeit in der Ökoregion Kaindorf in Bezug auf Humusaufbau bereits praktiziert wird, könnte in Zukunft weltweit wichtige und zudem klimatechnisch äußerst positive Effekte mit sich bringen.“ Eine finanzielle Abgeltung pro gebundener Tonne Kohlenstoff wäre zudem eine zusätzliche Einkommensquelle für Landwirte.

Auswirkungen

Über die Auswirkungen des Klimawandels auf die steirischen Regionen sind sich Kirchengast und Sudy einig: „Gerade der Südosten der Steiermark wird in Zukunft vermehrt unter längeren Dürrephasen und heftigen Unwettern zu leiden haben. In den obersteirischen Regionen hingegen wird man mit außergewöhnlich hohen Regenmengen sowie milderen Wintern rechnen müssen.“

Oben: Durch das Ansteigen der Durchschnittstemperaturen werden auch die Unwetter in Zukunft heftiger. Foto: fotolia.com/kristina rütten

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Kulturlandschaft im Juli Foto: agrarfoto.com

 

 

 

 

 

 

 

 

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