Viele Fragen rund um die Energiewende

von Karl Brodschneider

Mit seinen drei Energie-Konferenzen trug der Steirische Bauernbund viel zur Aufklärung bei und stellte wichtige Positionen klar.

 

Bei seinen drei Energie-Konferenzen in Lannach, Traboch und Pischelsdorf beleuchtete der Steirische Bauernbund die Hintergründe der aktuellen und künftigen Energie-Situation in Österreich. Die Ausgangssituation ist, dass die Bundesregierung die Abhängigkeit von Energieimporten so rasch wie möglich reduzieren und so auch einen Beitrag zu gesellschaftlich verträglicheren Energiepreisen leisten will. Nur mit einem Umstieg auf erneuerbare und damit regional verfügbare Energieträger kann langfristig eine sichere Energieversorgung erreicht werden.

Auch bei der dritten und letzten Veranstaltung in Pischelsdorf erklärte Landesrat Hans Seitinger, dass die Bedeutung der Bauern als Energiewirte immer größer wird. „Allerdings müssen wir uns bewusst sein, dass damit eine große Verantwortung einhergeht“, sagte Seitinger und nahm zur steirischen Position Stellung. Demnach bekennt sich die Landesregierung zu einem Energiemix mit den vier Säulen Sonne, Wind, Wasser und Biomasse.

Photovoltaik-Sachprogramm

Was die Stromerzeugung aus Photovoltaik-Anlagen betrifft, liegt die Priorität auf Dach-, Deponie- und Brachflächen. Gleichzeitig ist es in der aktuellen Situation opportun, weniger wertvolle Flächen auch für die Energieproduktion nutzbar zu machen, wenn das Grundeigentümerinteresse dafür gegeben ist. Um die Ressource Boden für die Lebensmittelproduktion so effektiv wie möglich zu nutzen, bleiben die beiden hochwertigsten Bodenkategorien laut elektronischer Bodenkarte weiterhin der landwirtschaftlichen Produktion vorbehalten. Alle landwirtschaftlichen Vorrangflächen außerhalb der PV-Sachprogrammes werden zu Ausschlusszonen für Photovoltaik.

Unter diesen Vorgaben wurden im Sachprogramm 962 Hektar an potentiellen Flächen in 39 Gemeinden in der ganzen Steiermark verankert. Wichtig sind dabei eine gute regionale Verteilung sowie die Nähe zur bestehenden Infrastruktur, damit die Photovoltaikanlagen, die errichtet werden, auch tatsächlich an das Netz angeschlossen werden können. Seitinger betonte: „Der Netzausbau zu den landwirtschaftlichen Betrieben hin, auch gemeinsam betrachtet mit dem Breitbandausbau, hat höchste Priorität. Wie überall sind auch in dieser Frage der gesunde Hausverstand und gleichzeitig unsere Generationenverantwortung gefragt, mit Grund und Boden sorgsam umzugehen.“

Netzausbau vorantreiben

Franz Strempfl, Geschäftsführer Energienetze Steiermark, sprach von einer gewaltigen Herausforderung, um die angestrebte Energiewende zu schaffen. Er sagte: „Das Energiesparen ist dafür sowieso die Voraussetzung, aber die Stromerzeugung nur mit Photovoltaik-Anlagen auf Dächern und Deponieflächen ist zu wenig. Wir brauchen auch Freiflächen.“ Derzeit gibt es extrem viele Anfragen nach Einspeisemöglichkeiten. „Aktuell haben wir 27.000 Einspeisepunkte, im Jahr 2030 werden es etwa 125.000 sein.“ Das bedingt einen gewaltigen Netzausbau. Die Energie Steiermark wird dafür bis zum Jahr 2030 zusätzlich 1,5 Milliarden Euro ausgeben.

Der Referatsleiter der Abteilung Energie, Klima und Bioressourcen in der steirischen Landwirtschaftskammer, Christian Metschina, informierte über die einzelnen Teilbereiche der Energieversorgung für die bäuerlichen Betriebe. Entscheidend ist für Metschina aber die Klärung der Frage: „Will der Bauer aktiv als Händler mit Energiedienstleistungen Geld verdienen oder seinen Betrieb maximal energieautark machen?“

Blick auf den eigenen Betrieb

LK-Präsident Franz Titschenbacher riet: „Zuerst soll man den Blick auf den eigenen Betrieb, den Energieverbrauch und die Effizienz legen und daraus die Schlüsse für die landwirtschaftliche Energieerzeugung ziehen.“ Abschließend stellte er fest: „In der Energiewende gibt es nicht nur eine Lösung, sondern sie ist ein Mosaik aus verschiedenen Lösungen. Dafür benötigen wir eine faktenorientierte Diskussion.“ Und eine solche Diskussion gab es auch im Anschluss an die einzelnen Fachreferate. Diskussionsleiter war Bauernbunddirektor Franz Tonner.

 

Beitragsfoto: AdobeStock

Zum Thema passend

Einen Kommentar abgeben