Nach zwei mageren Theater-Jahren präsentiert sich die Steiermark heuer wieder als spielfreudiges Sommer-Theaterland. In St. Georgen am Kreischberg finden – so wie vor 100 Jahren – wieder die Passionsspiele statt.
Die Premiere der heurigen Aufführung des Brandluckner Huab`n Theaters geriet zum Aufmarsch der VP-Landespolitiker. Nebst mehreren Abgeordneten und Bürgermeistern fanden auch Landeshauptmann Christopher Drexler und sein Vorgänger Hermann Schützenhöfer den Weg zum höchstgelegenen Sommertheater-Spielort in der Steiermark. Aufgeführt wird heuer die Posse „Einen Jux will er sich machen“ in der Regie von Reinfried Schieszler. Auf der Brandlucken wird an jedem Mittwoch, Freitag und Sonntag gespielt und das insgesamt 20 Mal. Bei jeder Aufführung sieht man Busse, welche die Theaterfreunde aus der ganzen Steiermark herankarren. In der Summe sind es gut 10.000 Menschen, die Hauptdarsteller Landeskammerrat Paul Lang in der Rolle des Weinberl und das ganze Team in prächtiger Spiellaune erleben.
Längst wird das Huab`n Theater nicht nur für das Sommertheater genützt. Im Juni wurde von hier ein ORF-Radiofrühschoppen ausgestrahlt. Am 21. August gibt es ein Konzert mit der Gruppe „Hollerstauden“ und am letzten November-Wochenende wird zum Brandluckner Advent geladen.
Theater im Bauernhof
Auf 100 Jahre Vereinsgeschichte blickt die Theaterrunde-Volksbühne St. Josef zurück. Sie zählt damit zu den ältesten, noch aktiven Volkstheatergruppen in der Steiermark. Ihre bemerkenswerte Erfolgsgeschichte begann im Jahr 1973. Damals fand beim „Zedlschneiderhof“ erstmals ein Freiluft-Theaterstück statt. Zehn Jahre später übersiedelte man zum „Weißhof“. Nach zahlreichen Umbauten bietet sich dem Publikum nun ein Flair zum Wohlfühlen und zum Genießen; dazu gehören auch eine gute Jause, eine Schilchermischung und genügend Zeit zum Miteinander-Plaudern.
Bis dato besuchten schon 230.000 Menschen die Aufführung vom „Theater im Bauernhof“. Fünf Vorstellungen sah man schon im ORF. Nach zwei Jahren Corona-Pause gibt es heuer das Lustspiel „Liebe und Blechschaden“ unter der Regie von Christian Ruck. Insgesamt stehen 18 Aufführungen auf dem Programm.
Der Floh im Ohr
Ein erfahrener Theatermacher, nämlich Alfred Haidacher, leitet heuer erstmals die Frohnleitner Theatergruppe. Auf der Hauptplatzbühne wird die turbulente Verwechslungskomödie „Der Floh im Ohr“ dargeboten. Im Juli gibt es noch fast ein Dutzend Aufführungen. Die Premiere war in der Vorwoche und ein voller Erfolg.
„Volkslustspiele“ sind mit Geheimnissen und Wirrungen gespickt, bis schlussendlich doch ein Happy End das Publikum beglückt. Diese Regel trifft auch beim Sommertheater der Kulturinitiative Kürbis Wies zu. In der Schlosstenne Burgstall wird der Schwank „Das sündige Dorf“ gegeben. Die beiden Regisseure Julia Krasser und Peter Eisner haben das Stück aus den 1920er-Jahren gekürzt und wohl auch von einigen Klischees entstaubt. Musik und Gesang werden live interpretiert. Die letzte Aufführung ist am 23. Juli.
Am Kohlbauerhof der Familie Taucher in Eggersdorf bei Graz bringt das Hoftheater Höf-Präbach heuer das Stück „Der Bauer als Millionär“ in einer Inszenierung von Hanspeter Horner zur Aufführung. Die Premiere ist am 22. Juli. Insgesamt gibt es neun Vorstellungen.
Passionsspiele
Am 23. Juli ist die Premiere. Da findet die erste von insgesamt sieben Aufführungen der Passionsspiele in St. Georgen am Kreischberg statt. Heuer steht ein besonderes Jubiläum an, denn die Spiele sind seit 1922, also seit 100 Jahren, belegt. In den 1920er- und 1930er-Jahren fanden sie auf einem Feld im Ortsteil St. Lorenzen statt. Durch den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs kam die Tradition allerdings zum Erliegen. Vor gut 25 Jahren wurden die Passionsspiele vom örtlichen Theaterverein wiederentdeckt und wiederbelebt. Der historische handschriftliche Kurrenttext wurde transkribiert und in einer modernisierten Neufassung auf die Bühne gebracht. Seit 1998 wird die Passion Christi in mehrjährigen Anständen inszeniert und hat sich inzwischen als erfolgreiche Kulturveranstaltung in der Region etabliert.
In diesem Jahr gibt es einen Generationenwechsel, denn erstmals führt Zoe Hauer Regie. Die junge Gemeindebürgerin hat in Wien Theater-, Film- und Medienwissenschaften studiert und den Traditionsstoff noch einmal bearbeitet. Sie setzt die allegorischen Figuren der sieben Todsünden ein, eine Hommage an die Blütezeit des historisches Volksschauspiels. Unterstützt wird sie von einem Organisationsteam, dass sich aus Routiniers und jungen Mitstreitern zusammensetzt. Nachdem die Passion 2017 in der Kreischberghalle zu sehen war, wandert sie nun wieder an ihren angestammten Platz vor der Pfarrkirche St. Georgen.
Die Rolle des Jesus spielt wie vor fünf Jahren Gregor Autischer. Der Hohepriester Kajaphas wird von Pfarrer Thomas Mörtl verkörpert. Seinen Zugang dazu erklärt er so: „Die Passionsspiele sind für mich interessant, weil sich die Frage stellt, wie man die Passion den Menschen näherbringen und auch in den Alltag mitnehmen kann.“
Regisseurin Zoe Hauer hat sich auch vorgenommen, die Frauenfiguren stärker sichtbar zu machen. „Im Lukas-Evangelium steht zum Beispiel, dass sich im Gefolge Jesu Christi auch viele Frauen befunden haben, was wir auch in der Inszenierung aufgreifen wollen“, sagt Hauer.
Beitragsfotos: Rene Vidalli, Huab`n Theater, Passionsspiele St. Georgen a. K.