Der Albtraum geht weiter: Die ersten, massiv geschädigten Maisbestände, verursacht durch die Larven des gefürchteten Maiswurzelbohrers, wurden in der Steiermark bereits gesichtet.
Viele Betroffene haben die tragischen Bilder des Vorjahres noch gut in Erinnerung: niedergewalzte Maisfelder und Maiswurzelbohrer-Käfer, soweit das Auge reichte. Aufgrund der hohen Niederschlagsmengen gestaltete sich auch die Ernte mehr als schwierig. Geringe Hektarerträge und eine außergewöhnlich starke Mykotoxinbelastung waren die Folge.
Im heurigen Frühjahr ließ der frühe Maisanbau wieder Hoffnung aufkeimen. Arno Mayer, Pflanzenbauexperte der Landeskammer Steiermark dazu: „Die Aussaatbedingungen waren optimal und der Saatmais ist vielerorts relativ früh in den Boden gekommen. Gerade dieses Jugendwachstum ist für diese wichtige Kulturart unumgänglich, erfolgt doch die Befruchtung der Maiskolben noch vor dem Hauptflug des Käfers“. Trotzdem sind, so bestätigt Mayer, in den letzten Tagen zahlreiche Maisfelder gesichtet worden, deren Pflanzen von Sturm oder Starkregen zu Boden gedrückt wurden. Mayer weiter: „Gerade in den Regionen rund um Radkersburg und Feldbach konnten vermehrt betroffene Zonen entdeckt werden“. Derzeit schätze man diese auf gut 100 Hektar ein.
Mit dieser brisanten Situation ist auch die Vizepräsidentin der Landeskammer Steiermark und Leiterin der Task Force Maiswurzelbohrer, Maria Pein, konfrontiert: „Seit rund einer Woche fliegt der Käfer auf unseren Maisfeldern. Trotzdem und gerade deshalb müssen wir an unserer Drei-Punkte-Bekämpfungsstragie konsequent festhalten“. Sie besteht aus einer deutlich ausgeweiteten Fruchtfolge, dem Einbringen von Fadenwürmern oder eines Granulates bei der Aussaat und dem Ausbringen von Sexuallockstoffen mittels Stelzentraktor (NEUES LAND berichtete vergangene Woche ausführlich). Die Vizepräsidentin weiter: „Die Praxis zeigt, dass trotz ausgeweiteter Fruchtfolge die Käferpopulation nur verhalten zurückgeht. Die Fruchtfolge als alleinige Bekämpfungsmöglichkeit reicht eben nicht aus“. Dabei nehmen die steirischen Bäuerinnen und Bauern die Lage rund um den Maiswurzelbohrer sehr ernst. Ist doch die Maisanbaufläche von knapp 70.000 Hektar im Jahr 2013 auf gut 50.000 Hektar im heurigen Jahr geschrumpft.
Reduzierte Maiserträge und das Einhalten der Fruchtfolge bringe vor allem die Ver-edelungsbetriebe unter Druck, weiß Styriabrid-Obmann Kurt Tauschmann zu berichten: „Der Maiswurzelbohrer trifft unsere Schweinbauern in der Steiermark besonders hart. Einerseits fehlt der Mais in der Fütterung und andererseits muss in neue Fütterungsanlagen investiert werden, um Getreide ordnungsgemäß zu schroten und zu verfüttern.“
Auch auf seinen eigenen Maisfeldern in der Gemeinde Großwilfersdorf – Tauschmann betreibt selbst einen Schweinemastbetrieb sowie eine Biogasanlage – wurden die Pflanzen teilweise bereits stark in Mittleidenschaft gezogen. Besonders Flächen, auf denen vor zwei Jahren Kürbis, im vorigen Jahr Mais und heuer auch wieder Mais angebaut wurde, seien gefährdet. Der engagierte Schweinebauer vermutet: „Bei der Fruchtfolge würde ich den Ölkürbis eher nicht zu den Pflanzen zählen, die den Maiswurzelbohrer reduzieren, da sich die Käfer dort auch aufhalten. Als echte Alternative sehe ich da nur das Getreide.“
Foto: Hagelversicherung