Im neuen Buch von Heinz Kopetz geht es um die völlige Änderung des Energiesystems. Dabei spielen auch „Solarbäume“ eine große Rolle.
Im Jahr 2010 schrieb der frühere Direktor der steirischen Landwirtschaftskammer und anerkannte Energieexperte Heinz Kopetz das Buch „Die vermeidbare Energiekrise“. Jetzt folgte ein weiteres Werk und nennt sich „Mit der Kraft der Sonne gegen die Klima- und Energiekrise“. Bei der Buchpräsentation im Steiermarkhof erklärte er, dass er dafür Daten und Fakten gesammelt habe, um daraus die Schlüsse zu ziehen. Sein Resümee ist ernüchternd: „Der Klimawandel ist schon viel weiter fortgeschritten, als wir es wahrhaben wollen. Wir haben schon einen Panzer der Gleichgültigkeit entwickelt und nehmen es gar nicht mehr als so dramatisch war.“ Er erinnert auch an die Klimakonferenz von 2015 in Paris, wo sich alle Länder dazu bekannt haben, den globalen Temperaturanstieg in diesem Jahrhundert auf deutlich unter 2 Grad Celsius, besser noch auf 1,5 Grad Celsius gegenüber den Werten vor der Industrialisierung zu beschränken.
Kopetz nennt im Buch keine Einzelereignisse von Naturkatastrophen, sondern beschreibt globale Entwicklungen. Die Entwicklung des Meeresspiegels ist für Millionen Menschen, die in Küstennähe leben, von existenzieller Bedeutung. Er betrug von 1971 bis 2006 im Schnitt 1,9 Millimeter pro Jahr und erhöhte sich in den letzten Jahren auf 3,7 Millimeter pro Jahr. Dieser Anstieg ist eine Folge des weltweiten Rückgangs der Gletscher in den Bergen und des beginnenden Abschmelzens der Eismasse in Grönland und in der Antarktis.
Temperaturanstieg
In den letzten 140 Jahren betrug der Temperaturanstieg auf der Erde über Land 1,59 Grad Celsius, über den Ozeanen 0,88 Grad Celsius. Eine so rasche Erwärmung ist in der Klimageschichte der letzten 2000 Jahre einmalig. Mit der Erderwärmung gehen aber auch der Verlust an Biodiversität, Wasserknappheit, Zunahme der Wüsten, Rodung der Regenwälder, Bodenerosion und Versiegelung fruchtbarer Ackerboden einher. „Die von den Menschen verursachte Erwärmung ist ein globales Experiment mit unserer Erde, das im Gegensatz zu Experimenten in einem Labor nicht wiederholbar ist“, warnt Kopetz
Das Um und Auf seines Buches sind aber Möglichkeiten, wie man dem Klimakollaps noch entrinnen kann. Für den heute 81-jährigen Kopetz ist klar: „Wir müssen die Ursachen der Erderwärmung besser verstehen lernen.“ Sein Schluss: „Nur wenn der Zufluss an Kohlendioxid in der Erdatmosphäre ausbleibt, also keine fossilen Energieträger mehr zum Einsatz kommen, kann man das stoppen.“
Schlüsseltechnologie
Um die Kohlendioxid-Emissionen – sie beliefen sich in Österreich im Jahr 2019 auf 65,4 Millionen – auf die angestrebten 10,5 Millionen Tonnen im Jahr 2035 zu senken, müssen auf drei Ebenen Programme mit Volldampf betrieben werden. Dabei geht es um die Verringerung des Energieverbrauchs, um den Rückzug aus den fossilen Energien und um den Ausbau der erneuerbaren Energien. Die Bedeutung der Elektrizität für Wärme und Mobilität wird im neuen Energiesystem enorm zunehmen. „Elektrizität ist die Schlüsseltechnologie der solaren Energiewirtschaft“, ist Kopetz überzeugt. „Das heißt aber, wir brauchen hinkünftig viel mehr Strom!“
Bei der Buchvorstellung überraschte Kopetz mit der Vorstellung innovativer Photovoltaiklösungen. Das sind Solarparks im Gebirge mit großflächigen, fast vertikal stehenden Modulen, die vor allem auch im Winter viel Strom liefern. Er nennt sie „Solarbäume“ oder „Photovoltaik-Pappeln“.
Kopetz liefert in seinem Buch eine weitgefächerte Maßnahmenliste zu Themen wie Information, Steuerumbau, Wärme, Elektrizität, Mobilität, Strom und erklärt jeden Vorschlag ausführlich. „In jedem Fall stehen wir jetzt am Beginn eines neuen Systems mit direkter Nutzung der Sonnenenergie“, betont Kopetz.