Herausforderungen in der Versorgung mit regionalen Lebensmitteln sind bewältigbar, so der Tenor beim Lebensmittel-Versorgungsgipfel im Landhaus.
Auf Einladung von Landesrat Hans Seitinger fand im Rittersaal des Grazer Landhauses ein Lebensmittel-Versorgungsgipfel statt. Dabei ging es um die Sicherstellung der Lebensmittelversorgung durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Fälle. Gemeinsam mit Landesrätin Ursula Lackner sowie Vertretern der Landwirtschaft, aller großen Erzeugerorganisationen, der Verarbeitungsbetriebe und des Handels wurden Maßnahmen zur Sicherstellung der regionalen Lebensmittelversorgung in der Steiermark besprochen.
Eine zentrale Rolle bei der Versorgung der Steirerinnen und Steirer in der Corona-Krise mit heimischen Lebensmitteln kommt den Erzeugerorganisationen zu, denn sie sichern die Lieferungen an die Handelsketten. Verstärkte Personenhygienemaßnahmen und betriebsinternes Personalmanagement tragen dazu bei, dass das Risiko von Coronavirus-Fällen in Produktions- und Verarbeitungsbetrieben und der damit verbundenen Folgewirkungen, minimiert werden. „Der Handel kann die Versorgung sicherstellen, wenn die Zulieferung funktioniert”, unterstrich Handels-Spartenobmann Gerhard Wohlmuth. „Die steirischen Erzeugerorganisationen können derzeit noch eine Versorgungsgarantie abgeben“, zog Seitinger ein positives Resümee aus dem Versorgungsgipfel. Landesrätin Ursula Lackner unterstrich: „Das Treffen war wichtig. Es wurden alle bisher getroffenen Maßnahmen zum Schutz vor Ansteckung beziehungsweise zur Verbreitung des Virus in Zusammenhang mit der Aufrechterhaltung der Lebensmittel-Versorgung diskutiert und der Informationsfluss verdichtet. Die steirischen Bauern, Erzeugerorganisationen und Verarbeitungsbetriebe wie auch der Handel gehen mit engagiertem Einsatz auf die sich nun stellenden großen Herausforderungen zu, damit die regionale Versorgungssicherheit im Lebensmittelbereich aufrechterhalten werden kann.“
Heimische Lebensmittel
Im Zuge des Gesprächs wurde etwa thematisiert, dass nicht nur der Versorgungsgrad mit Lebensmitteln von Bedeutung ist, sondern ebenso die Veredelung und Vermarktung dieser Produkte im Inland. „Insbesondere im Hinblick auf die zentrale Stellung der Verarbeitungsbetriebe für die Versorgungssicherheit ist es umso wichtiger, dass in diesem Bereich Stillstände vermieden werden”, betonte der Agrarlandesrat. Wertvolle Informationen lieferte dazu der stellvertretende Landessanitätsdirektor Thomas Ameger, der zahlreiche offene Fragen beantwortete und erläuterte, wie neuralgische Punkte bestmöglich geschützt werden könnten.
Als „Trumpfass bei der Versorgung“ bezeichnet Seitinger die Direktvermarkter und Hofläden, denn gerade in Krisenzeiten bieten diese eine sichere Versorgung, die weitgehend unabhängig von äußeren Einflüssen ist.
Zur Sprache gebracht wurde aber auch die Abhängigkeit von den internationalen Agrarmärkten. Derzeit werden Agrargüter in der Größenordnung von rund 12 Milliarden Euro importiert und in derselben Größenordnung exportiert. Insbesondere in Krisenzeiten sei der Eigenversorgung die höchste Priorität einzuräumen, wurde betont. Seitinger sagte dazu: „Die Wertehaltung unserer steirischen Bäuerinnen und Bauern, deren Organisationen und Unternehmen ist davon geprägt, Notsituationen nicht zum persönlichen Vorteil zu nutzen. Jedoch sollten sich alle darauf besinnen, auch in guten Zeiten den unbezahlbaren Wert einer nachhaltigen bäuerlichen Familienlandwirtschaft und deren Produkte zu würdigen und zu schätzen. Diese Krise soll zu einem nachhaltigen Umdenken beitragen.”
Festgehalten wurde auch, dass in Zukunft noch mehr darauf geachtet werden muss, dass vom Saat- beziehungsweise Erbgut bis zum Teller der gesamte Lebensmittelkreislauf zunehmend autark in Österreich zu bewerkstelligen sei, um Abhängigkeiten weitestgehend zu vermeiden. Lackner wies auf die langfristig positive Perspektive hin: „Die aktuelle Situation schärft bei vielen Menschen das Bewusstsein für die Bedeutung der regionalen Betriebe und ihrer Produkte. Dieses Bewusstsein gilt es über die Corona-Krise hinaus zu erhalten und zu festigen!“
Hamsterkäufe
Keine Sorgen bereitete den Teilnehmern am Versorgungsgipfel aktuell die Kühllogistik innerhalb Österreichs. Für Kopfzerbrechen sorgen allerdings die Hamsterkäufe, denn sie bringen den Lieferrhythmus und den eingeübten Versorgungstakt aus dem Gleichgewicht. Es gilt aber auch, die Bevölkerung von einem besonnenen, solidarischen Vorgehen beim Einkauf zu überzeugen. Lackner und Seitinger appellierten daher „von Hamsterkäufen Abstand zu nehmen“.
Konkret wurden daher unter anderem folgende Punkte als wichtige Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Lebensmittel-Versorgungssicherheit definiert:
● Einrichtung einer Koordinationsstelle für Lebensmittelversorgung im Amt der Steiermärkischen Landesregierung in den nächsten Tagen.
● Verstärkte Hygienemaßnahmen in allen Bereichen der Versorgung
● Ein betriebsinternes Personalmanagement soll durch das getrennte Arbeiten mehrerer Teams die Aufrechterhaltung des laufenden Betriebs gewährleisten.
● Die neuralgischen Punkte der Lebensmittel-Lieferkette sollen identifiziert und im Sinne von systemkritischer Infrastruktur behandelt werden.
„Die gute Zusammenarbeit zwischen Bauern, Erzeugerorganisationen, Verarbeitungsbetrieben und dem Handel in dieser herausfordernden Zeit verdient besondere Anerkennung. Gemeinsam werden wir diese Krise meistern“, so Seitinger abschließend.
Beitragsfoto: Foto Fischer