Kalter Mai bremst das Wachstum

von Karlheinz Lind

Fehlende Niederschläge undein kalter Mai haben Ackerkulturen wie Mais und Kürbis sowie dem Grünland zugesetzt.

Die Parallelen zum Jahr 2019 sind verblüffend: Wie bereits im Vorjahr gab es in der Steiermark einen außergewöhnlich kalten Mai. „Der Mai 2020 lag um 0,7 Grad Celsius unter dem vieljährigen Mittel und ist der erste relativ kühle Monat seit einem Jahr, seit dem Mai 2019“, bestätigt Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Der Wonnemonat brachte somit fast durchwegs Wetterlagen mit relativ kühler Nord- oder Nordwestströmung.

Kalter Mai

Zwar haben die Niederschläge der vergangenen Tage leichte Entspannung beim Thema Trockenheit gebracht, aber die kalte Witterung wirkt sich auf die Entwicklung einiger Ackerkulturen negativ aus. Arno Mayer, Pflanzenbauexperte der Landwirtschaftskammer Steiermark, dazu: „Dieser kalte Mai hat sich wirklich negativ auf das Wachstum bei Mais ausgewirkt. Im Vergleich zu einem Durchschnittsjahr ist der Mais in seiner Entwicklung rund 14 Tage im Verzug.“ Dies könnte auch zu einem verstärkten Befall durch den Maiswurzelbohrer führen, seriöse Prognosen könne man derzeit jedoch noch nicht erstellten, so Mayer.

Pflanzenbauexperte Arno Mayer

Pflanzenbauexperte Arno Mayer

Auch der Kürbis leidet unter diesen Bedingungen. Mayer weiter: „Hier haben wir dasselbe Problem wie beim Mais. Es fehlt das Wachstum für einen Bestandesschluss.“ Somit haben Unkräuter und Ungräser leichtes Spiel, durch die fehlende Bodenbedeckung kann es auch leichter zu Trockenschäden kommen. Soja und Ackerbohnen hingegen können besser mit tiefen Temperaturen umgehen – hier sind die Bestände meist sehr schön.

Von ihrer besten Seite zeigen sich die steirischen Getreideäcker. Das relativ trockene Frühjahr hat nicht nur das Wurzelwachstum der Winterungen angeregt, auch Krankheits- und Schädlingsbefall sind kaum zu verzeichnen. Hier erwartet Mayer eine zufriedenstellende Ernte: „Die Wintergerste verfärbt sich bereits, Anfang Juli werden die ersten Mähdrescher sicher starten.“

Grünland

Sehr unterschiedlich fielen heuer die Erträge beim ersten Schnitt im Grünland aus. Wolfgang Angeringer, Grünlandberater in der Landwirtschaftskammer, dazu: „Auf seichtgründigen Südhängen gibt es aufgrund der fehlenden Niederschläge bis zu 40 Prozent Ertragsverluste.

Grünlandberater Wolfgang Angeringer

Besonders betroffen sind die Regionen nördlich der Mur, das Grazer Bergland sowie der Osten und Nordosten unseres Landes.“ Auch die Trockenschäden des vergangenen Jahres wirken sich auf die Erträge negativ aus. Angeringer: „Die Heumilchbetriebe sind somit bereits das zweite Jahr in Folge von massiven Ernteausfällen betroffen. Wir versuchen die Betriebsführer zu einem früheren ersten Schnittzeitpunkt zu motivieren, damit es zu einem besseren Wiederaufwuchs kommt.“ In der Weststeiermark sowie rund um Obdach konnten heuer hingegen sehr gute Ernten eingefahren werden.

 

Beitragsfoto: agrarfoto.com

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