Stefan Zwettler, Leiter der Forstabteilung der Landwirtschaftskammer, über den Holzmarkt, Trends und positive Zukunftsaussichten.
NEUES LAND: Die Corona-Krise hat auch die steirischen Forstwirte hart getroffen – sinkende Rundholzpreise waren die Folge. Wie sieht es derzeit am Markt aus?
Stefan Zwettler: Neben der Corona-Krise haben die enormen Schadholzmengen in Mitteleuropa und die damit verbundenen Importströme zu einem massiven Preisverfall beim Rundholz geführt. Das Blatt hat sich im Herbst des Vorjahres gewendet. Die Lagerstände der Säger haben sich schlagartig geleert. Die Preise steigen. Das momentane Zeitfenster am Holzmarkt ist positiv zu werten und sollte, wo es die Schneelage zulässt, für die Holzernte genutzt werden. Koppelprodukte wie Energie- und Faserholz stehen weiter unter Druck.
NL: Hatte diese unzufriedenstellende Preissituation Auswirkungen auf die Waldarbeit? Wurden Nutzungen zurückgestellt?
Zwettler: Ja, deutlicher Beleg dafür sind die Einschlagsstatistiken der letzten Jahre. Im Jahr 2019 hat sich der Einschlag auf 3,94 Millionen Festmeter reduziert, die Auswertung für 2020 liegt noch nicht vor, die Mengen werden sich aber ähnlich darstellen wie 2019. Seit dem Jahr 2013 ist ein kontinuierlicher Rückgang der Holzmengen aus den heimischen Wäldern zu verzeichnen. Damals kamen noch rund 5 Millionen Festmeter auf den Markt. Das Holznutzungspotential in der Steiermark liegt bei guten Marktpreisen, außerhalb großer Schadereignisse bei rund 6,5 Millionen Festmeter Rundholz.
NL: Unter dem Deckmantel des Klimawandels verlangen Umwelt-NGOs europaweit immer öfter, dass der Wald weniger Holz liefern soll und teilweise sogar als Rohstofflieferant ungenutzt bleibt. Wie sehen Sie diese Forderungen?
Zwettler: Diese ideologisch motivierten Hochrisikokonzepte würde unsere Bemühungen, den Klimawandel in den Griff zu bekommen und bis 2040 die Klimaneutralität zu erreichen, massiv konterkarieren. Es würde das Paradoxon eintreten, dass der wichtige Kohlenstoff-Speicher und Energieträger Holz durch Unmengen an fossil basierten Rohstoffen ersetzt werden müsste. Nicht zuletzt wäre das ein massiver Eingriff in die Eigentumsrechte unserer Waldeigentümer.
NL: Themenwechsel. Verfolgt man die internationale Presse, so soll sich Europa auf dem Weg zum Holzbau-Kontinent befinden. Wie sehen Sie die Chancen dafür?
Zwettler: Diese Entwicklung muss mit aller Kraft weiter vorangetrieben werden. Hohe Fachexpertise, innovative Impulsgeber und hohe internationale Anerkennung im Holzbau zeichnen die Steiermark aus. Wir haben den Rohstoff, der mit steigender Nachfrage an Wert und Preis gewinnt.
NL: Auch im heurigen Winter gab und gibt es wieder Wetterextreme mit hohen Neuschneemengen und Sturm. Wird sich der Schadholzanteil erhöhen?
Zwettler: Bis jetzt zeichnen sich keine dramatischen Bilder ab. In den mittleren Lagen sind einzelne Wipfelbrüche durch Nassschnee zu verzeichnen.
NL: Welche Rat möchten Sie abschließend den steirischen Waldbauern noch geben?
Zwettler: Der Rohstoff Holz wir in den nächsten Jahren und Jahrzehnten einen enormen Nachfrageboom erfahren. Gleichzeitig zeichnet sich am Horizont ein Hoffnungsschimmer ab, was rückläufige Schadholzmengen in Europa betrifft. Jetzt gilt es, in die Waldpflege zu investieren. Für die Steiermark stehen dazu aus dem Waldfonds für die nächsten vier Jahre rund 20 Millionen Euro an Fördermittel zur Verfügung. Ab Februar 2021 können diesbezüglich Ansuchen gestellt werden.
Zur Person
- Der ausgebildete Förster Stefan Zwettler absolvierte das Forstwirtschaftsstudium an der BOKU in Wien.
- Nach seinem Einsatz als Forstreferent in der Landwirtschaftskammer Tirol übernahm er 2006 die Leitung der Forstabteilung in der LK Steiermark.
- Zwettler ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er ist auch ein begeisterter Jäger.
Beitragsfoto: LK-Musch