Martin Kaltenegger, Bauernbund-Spitzenkandidat für den Bezirk Murtal, über Wertschöpfung, zu viele Gesetze und die Energiewende.
NEUES LAND: Der Bezirk Murtal ist im Bereich der Land- und Forstwirtschaft sehr vielfältig aufgestellt. Worauf sind Sie in Ihrem Bezirk besonders stolz?
Martin Kaltenegger: Wir haben sehr viele gemischte Betriebe. Die Sparten reichen vom Ackerbau über die Forstwirtschaft bis hin zur Grünland- und Almbewirtschaftung. Besonders stolz bin ich auf alle Bauern, die trotz der oftmals schwierigen Umstände nicht aufgegeben haben und weiter ihre Höfe bewirtschaften.
Preise passen nicht
NL: Sinkende Erzeugerpreise stellen viele Bäuerinnen und Bauern vor enorme Herausforderungen. Wie würden Sie die derzeitige Situation beschreiben?
Kaltenegger: Es ist äußerst problematisch. Die Fixkosten steigen und die Erträge sinken – die Schere geht somit immer weiter auseinander. Dies betrifft bei uns im Bezirk ziemlich alle Sparten. Doch so dramatisch wie jetzt war es aus meiner Sicht noch nie. Egal ob beim Rundholzverkauf oder in der Viehwirtschaft, die Preise sind einfach nicht zufriedenstellend.
NL: Stichwort Lebensmittelversorgung. Während der Corona-Krise standen und stehen einmal mehr die Leistungen der heimischen Bauern im Mittelpunkt. Wird man dieses positive Image in die Zukunft mitnehmen können?
Kaltenegger: Teilweise wird man es sicher mitnehmen können. Leider ist zu befürchten, dass die Konsumenten nach der Krise wieder in ihr altes Verhaltensmuster zurückfallen. Rabattschlachten im Lebensmitteleinzelhandel sind bei Kaufentscheidungen meistens im Vordergrund. Erst als die Grenzen im ersten Lockdown geschlossen wurden, hat man gesehen, die wichtig die eigene Produktion ist. Vom Image können die Bauern aber nicht leben.
NL: Oft klagt man in der Agrarbranche über ein hohes Maß an Bürokratie. Wie sehen Sie die Situation, wie könnte Abhilfe geschaffen werden?
Kaltenegger: 1000 Gesetze müssen weg. Das hat Bundeskanzler Sebastian Kurz bei seinen Amtsantritt gefordert. Bezüglich Verwaltungsreform herrscht daher ein enormer Handlungsbedarf. Diese Vielfalt an Verordnungen und Gesetzen macht uns das Leben sehr schwer. Auch die vielen Verwaltungsebenen verschärfen die Situation einer zu großen Bürokratie.
NL: Sie engagieren sich besonders im Bereich Forst- und Almwirtschaft. Wofür möchten Sie sich als zukünftiger Obmann der Bezirksbauernkammer besonders einsetzen?
Kaltenegger: Holzimporte müssen stark reduziert werden. Auch die Zuwendungen und Prämien für die Rinder- und Almwirtschaft müssen steigen. Ich trete somit für eine wolfsfreie Steiermark und mehr Selbstbestimmung in der Bewirtschaftung ein. Gerade der Wolf könnte die steirische Almwirtschaft massiv gefährden.
NL: Sie sind selbst praktizierender Land- und Forstwirt. Wo sehen Sie die heimische Landwirtschaft in zehn Jahren?
Kaltenegger: Da möchte ich die Themen Klimawandel, Energiewende und die Lebensmittelversorgung nennen. Es wird an uns liegen, Teil der Lösung zu sein. Doch das Wichtigste: Es muss sich der Anteil in der Wertschöpfungskette für die Bauern erhöhen. Sie sollen diesen Teil erhalten, der ihnen zusteht. In Hinblick auf ein Ende des fossilen Zeitalters werden nachwachsende Rohstoffe stark an Bedeutung gewinnen.
NL: Sie stellen sich am 24. Jänner 2021 der Kammerwahl. Mit welchem Ziel?
Kaltenegger: Gerade in der Rinder- und Forstwirtschaft muss sich die Wertschöpfung für unsere Bäuerinnen und Bauern wieder erhöhen.
Zur Person
- Martin Kaltenegger bewirtschaftet in St. Johann am Tauern einen Forst- und Grünlandbetrieb mit Fischteichen.
- Auch die Jagd spielt am Betrieb eine wichtige Rolle.
- Der 50-jährige vertritt bereits seit zehn Jahren als Landeskammerrat die Interessen der Bauern in der Region.
- Nun kandidiert er als Bezirkskammerobmann im Bezirk Murtal.
Beitragsfoto: Bergmann