Im Interview: Dieter Frei

von Karl Brodschneider

Dieter Frei, der Leiter des Steiermarkhofs und LFI-Geschäftsführer, über das neue Bildungsprogramm und die Lehren aus der Corona-Zeit.

 

NEUES LAND: Die Landwirtschaftskammer Steiermark fährt im Bildungsbereich eine Zwei-Marken-Strategie. Auf der einen Seite das Bildungsangebot des Steiermarkhofs, auf der anderen Seite das LFI-Bildungsprogramm, das sich vor allem an die Bauern und Bäuerinnen wendet. Jetzt liegen die beiden Kursprogramme für das Jahr 2022/23 vor. Was sind die Schwerpunkte und Highlights im Bildungsprogramm des Steiermarkhofs?

Dieter Frei: Schon beim Aufschlagen des Bildungsprogramms fallen die Positionierung des Steiermarkhofs mit der Grünen Linie sowie der Nachhaltigkeitsaspekt der im Steiermarkhof verwendeten regionalen Lebensmittel auf. Da sind wir schon Vorreiter und diese Idee geben wir gerne weiter. Inhaltlich haben wir in unserem Bildungsprogramm vier Schwerpunkte. Im Bereich Persönlichkeitsbildung geben wir zum Beispiel in einem achtteiligen Webinar eine Anleitung zum Glücklichsein. Oder man kann bei uns die Ausbildung zum zertifizierten Resilienztrainer machen. Auch Buchpräsentationen wie zum Beispiel von Raimund Löw oder Christian Wehrschütz stehen auf unserem Programm.

Im Gesundheits- und Ernährungsbereich nehme ich nur ein Angebot aus vielen heraus, nämlich das Thema „Ausgegraben – Süßkartoffel, Yacon und Co“. Das ist heuer erstmalig im Angebot. Im Kreativitätsteil findet sich zum Beispiel der Kurs über Weihnachtsgeschenke aus Stoffesten. Das ist wieder stark im Kommen, vor allem bei den jüngeren Menschen. Und dazu kommen natürlich unsere Ausstellungen und Konzerte. Aktuell ist es gerade die Ausstellung von Renate Rosenbauer. In der Summe sind es rund 200 verschiedene Angebote.

 

LFI-Programm

NL: Und was sind die Schwerpunkte und Highlights im neuen LFI-Bildungsprogramm?

Frei: Uns beschäftigen natürlich das neue EU-Förderprogramm und zahlreiche Schulungen, die damit verbunden sind. Sie finden in Präsenz oder als Webinare statt. Ein großes Thema bei vielen Kursangeboten sind die steigenden Kosten. Dabei sind die Landwirte gut beraten, die Kosten in allen Bereichen genau anzuschauen und auch die Produktpreise entsprechend zu kalkulieren. Spannend sind auch Themen wie Blackout oder Cybersecurity in der Landwirtschaft. Neu im Programm ist die Ausbildung zum Kürbiskernsommelier.

 

NL: Die letzten zweieinhalb Jahre waren wegen der Corona-Pandemie auch im Bildungsbereich eine extrem große Herausforderung. Viele Kurse mussten abgesagt oder konnten nur unter Einhaltung strenger Maßnahmen durchgeführt werden. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht und welche Schlüsse haben Sie gezogen?

Frei: In der Technik haben wir vieles perfektioniert. Aber wir haben gesehen, wie wichtig der soziale Kontakt ist. Das Lernen hat auch etwas mit Motivation zu tun. Wenn sich Personen beim Lernen schwerer tun, erfahren sie in der Gemeinschaft meist eine Unterstützung. Aber das war während der Pandemie oft nicht möglich. Gezeigt hat sich auch, dass alles kurzfristiger geworden ist und dass viele die Online-Kurse sehr gern angenommen haben. Ein Drittel der Kurse wurde über das Internet abgehalten. Das erhöhte auch für jene, die weiter weg wohnen, die Chancen, daran teilnehmen zu können. Überrascht hat uns auch, dass im Online-Bereich bei uns rund 30 Prozent der Teilnehmer aus einem anderen Bundesland gekommen sind. Das bestätigt, dass wir ein gutes und interessantes Angebot haben.

 

NL: Mit welchen Hoffnungen und Ängsten gehen Sie in die nächsten Monate?

Frei: Ich denke, dass die anfängliche Hysterie allmählich verschwindet. Und wir sind als Bildungshaus gut auf die neue Situation vorbereitet. Unsere Seminarräume sind für Präsenz-, Online- und Hybridkurse bestens ausgestattet. Wir bieten ein professionelles Equipment mit HD-Kameras, Mischpult, Monitoren und Mikrofonen.

 

Kurs-Buchungen

NL: Derzeit erleben wir eine sehr starke Inflation. Energiepreise schnellen in die Höhe. Viele müssen den Euro zweimal umdrehen, bevor sie ihn einmal ausgeben. Schlägt sich das auch auf die Teilnahme an diversen Bildungsangeboten nieder?

Frei: Darauf möchte ich mit einem Zitat von John F. Kennedy antworten, der einmal gesagt hat: Es gibt nur eines, was auf Dauer teurer ist als Bildung, nämlich keine Bildung. Ich merke, dass die Teuerungen bei den Menschen noch nicht so stark angekommen sind wie immer gesagt wird. Bei den Buchungen ist diesbezüglich noch nichts zu spüren. Ich denke aber, dass gerade Bildung den Menschen dabei unterstützen soll, die Probleme zu lösen. Natürlich müssen wir selbst auch im Bildungshaus die Kosten anschauen und mögliche Einsparungen ansprechen. 

 

NL: Immer mehr Berufsfelder klagen über Personalnot. Ich denke zum Beispiel an den Tourismus und an den Bildungsbereich. Der Steiermarkhof ist eine Mischung aus beiden. Bekommen Sie diese Personalnot auch zu spüren?

Frei: Im Bildungsbereich haben wir eine starke Kontinuität. Ich bin jetzt 20 Jahre Geschäftsführer, wir haben ein gutes Team und Fluktuation hauptsächlich durch positive Ereignisse, wie Karenzen. Wo wir Mitarbeiter suchen, das ist im Servicebereich.

 

Umbau in Vorbereitung

NL: Im Steiermarkhof steht noch ein großer Umbau an. Der Bettentrakt wird neu gebaut. Wie konkret ist dieser Umbau, was soll gemacht werden, wann geht es los?

Frei: Bei uns war der Umbau schon heuer im Sommer geplant. Im Frühjahr waren aber die Unsicherheiten noch sehr groß, sodass wir uns entschlossen haben, die Ausschreibung erst im Herbst durchzuführen. Wir werden dann im nächsten März mit dem Zimmerumbau starten und diese Arbeiten bei laufendem Betrieb durchführen. Einerseits wird der bestehende Zimmerbereich umgebaut, Stichwort Nachhaltigkeit, und andererseits werden die neuen Bereiche durch konstruktiven Holzbau errichtet werden. Im September 2024 planen wir den Zimmerbereich wieder zu eröffnen. Wir haben dann nach der Fertigstellung 63 neue Holzwohlfühlzimmer, um 10 Zimmer mehr als jetzt. Diese neuen Zimmer runden dann unser Seminarangebot mit unseren 20 Seminarräumen und dem Steiermarksaal ab.

 

Zur Person

Dieter Frei (49) ist gebürtiger Bad Mitterndorfer und studierte an der BOKU Forstwirtschaft. Seit dem Jahr 2000 ist er in der steirischen Landwirtschaftskammer beschäftigt. 2002 übernahm er als Nachfolger von Heiner Herzog die Leitung der Abteilung Bildung. Seit 15 Jahren leitet er den Steiermarkhof, das Bildungszentrum der steirischen Landwirtschaftskammer in Graz. Dieter Frei ist verheiratet, hat zwei Zwillingssöhne und wohnt mit seiner Familie in Hirschegg-Pack.

 

Beitragsfoto: Brodschneider

 

 

 

 

 

 

 

Zum Thema passend

Einen Kommentar abgeben