Motivationstrainer Josef Moser stand im Mittelpunkt der „Begeisterungstour“ des Steirischen Bauernbundes. Wie ging’s ihm dabei?
NEUES LAND: Sie haben jüngst im Bezirk Südoststeiermark Ihre lange Tournee kreuz und quer durch die Steiermark abgeschlossen. Es gab Veranstaltungen in zwölf Bezirken mit über 600 Bauernbund-Funktionärinnen und Funktionären. Ihre Bilanz dazu?
Josef Moser: Das große Ziel dieser Tour war zum einen, eine Standortbestimmung des Motivationslevels der Funktionärinnen und Funktionäre abzufragen, und zum zweiten, ihnen neue Ideen und Werkzeuge in die Hand zu geben, die das Arbeiten mit Menschen erleichtern sollen. Meine persönliche Bilanz dazu fällt überaus positiv aus, da die Bereitschaft, sich neuen Sichtweisen zu öffnen überaus hoch war. Für die Verantwortlichen vor Ort war es eine schöne Bestätigung, dass die Teamarbeit funktioniert. Was tatsächlich bei den Mitgliedern ankommt, ließ noch einige Fragen offen.
NL: Sie hatten auf dieser Tour bestimmt auch ganz besondere Erfahrungen und Eindrücke…
Moser: Eine Spielregel war „Jammern verboten“. Es hielten sich alle daran, bis zu dem Punkt „allgemeine Aussprache mit dem Bauernbunddirektor“, wo immer respektvoll- konstruktive Kritik geübt wurde. Was jedoch den Funktionärinnen und Funktionären wie auch der ganzen Bauernschaft zusetzt ist unsere Imagesituation. In manchen Bereichen auch die fehlende Akzeptanz der Gesellschaft.
NL: Sie können als erfahrener Trainer wohl auch Vergleiche ziehen. Wie motiviert sind denn die Bauernbund-Funktionäre im Vergleich zu anderen Interessensvertretern?
Moser: Die Echtheit der Leute, die in den Orten und Bezirken für unseren Berufsstand tätig sind, ist einzigartig. Für andere da zu sein und sich für andere einzusetzen passiert mit einer ungefilterten Freude. Die erlebe ich in anderen Branchen nicht. Jungbäuerinnen und Jungbauern sind innovativ, suchen und wollen Veränderung – aber nur wenn es für sie „Sinn“ macht. Da können wir von ihnen lernen – sie sind motiviert!
NL: Die steirischen Bäuerinnen und Bauern sind mit wahrlich nicht leichten Zeiten konfrontiert. Sie müssen sich Wetterkapriolen, verrückten Märkten und vielen anderen Problemen stellen. Wie schafft man es unter solchen Rahmenbedingungen motiviert zu bleiben?
Moser: Mit Begeisterung für unsere Arbeit. Das ist unser Urinstinkt – und der gibt uns eingebettet in einem familiären Umfeld viel Energie. Information und Wissen sind ein Kapital, das Funktionärinnen und Funktionäre sehr schätzen. Mein Credo lautet daher: Ängste vor der Wahrheit nehmen, transparent informieren um durch Zuhören immer wieder von der Basis lernen.
NL: Wie lautet Ihre wichtigste Botschaft für Funktionärinnen und Funktionäre des Steirischen Bauernbundes, die nicht an den Veranstaltungen teilnehmen konnten?
Moser: Lebensbegleitendes Lernen, bei dem man seine „geistigen Hektar“ vermehrt, ist unverzichtbar für unseren Berufsstand. Man darf nicht ständig Umstände und Verhältnisse beklagen. Viel mehr gilt es, sich aktiv der Gegenwart und den neuen Entwicklungen mit Neugierde und Erfindergeist zu stellen. Vor allem auch das „Anderssein“ der unterschiedlichen Generationen auf unseren Höfen sollte man als absolute Bereicherung empfinden. Ich bin auch überzeugt davon, dass unsere Vorbildwirkung motiviert!
Zur Person
Josef Moser ist Bauer, Trainer für Motivation, Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung und Imageberater. Er ist auf einem Vier-Generationen-Bauernhof mit 30 Hektar Acker und Grünland in Lobimgtal im Bezirk Murtal zuhause. Im Mittelpunt stehen dort AMA-GütesiegelKalbinnenmast, Vitalheuverkauf, Erdäpfel und Freilandschweine.
Beitragsbild: kk