Für die Anforderungen der immer stärker werdenden Digitalisierung in der Landwirtschaft existiert am Markt bereits eine Vielzahl an technologischen Lösungsansätzen.
Der Maschinenring Steiermark befasst sich bereits seit geraumer Zeit mit der Digitalisierung in der Landwirtschaft. Ein breites Spektrum betrifft dabei vor allem Maßnahmen, welche unter dem Begriff „Precision Farming“ zusammengefasst werden. Precision Farming hat das Ziel, Wachstumsbedingungen und den Einsatz von Betriebsmitteln wie Dünger, Pflanzenschutzmittel sowie Saat- und Pflanzgut zu optimieren.
Aus diesem Grund wurden Landmaschinen mit teil- oder komplett elektrisch angesteuerten Komponenten ausgestattet, um der Digitalisierung Rehnung zu tragen. Darüber hinaus fand die Satellitentechnologie Einzug in die Landtechnik. Durch eine exakte räumliche und zeitliche Positionierung – vorwiegend über das mobile RTK-Signal – können Bewirtschaftungen detailliert und sehr kleinräumig erfolgen. Wichtig für deren Präzision ist dabei das Zusammenspiel zwischen Traktoren, Anbaugeräten und der Bestimmung der geographischen Positionierung.
Punktgenaue Ausbringung
Die Ausbringung von Betriebsmitteln in unterschiedlichen Mengen über ein Feld verteilt auf Basis von Applikationskarten und Sensortechniken sind in der Landtechnik keine Seltenheit mehr. Die Erwartungen an den Einsatz von Precision-Farming-Technik – sowohl an ihren generellen Nutzen als auch an ihre Benutzerfreundlichkeit – werden allerdings nicht immer erfüllt. Oftmals besteht eine große Lücke zwischen den technischen Möglichkeiten und dem tatsächlichen Aufwand. Aus diesem Grund arbeitet das Maschinenring-Projektteam mit Versuchsbetrieben zusammen, um praxisnahe Erfahrungen für eine zukunftsorientierte, digitalisierte Bewirtschaftung zu sammeln.
Datengrundlage der Digitalisierung
Schon bei der Suche nach einer tauglichen Zonenkarte als Datengrundlage ist zu überlegen, welche Art von Applikationskarte benötigt wird. Für Aussaatkarten erweisen sich oft Karten mit Bodenunterschieden oder Managementzonenkarten – mit mehrjährigen Ertrags- oder Biomassekarten – als ideale Datengrundlage. Biomassekarten eignen sich meist für Düngekarten, wobei auf das möglichst junge Erstellungsdatum zu achten ist. Für Düngekarten können genauso wie bei der Aussaatkarte, Bodenkarten oder Managementzonenkarten herangezogen werden.
Anwender sollen sich bewusst sein, dass jede Zonenkarte als Datengrundlage Vor- und Nachteile mit sich bringt. Je nach Zonenkarte bedeutet die Erstellung mehr oder weniger Aufwand. Außerdem muss die oftmals teure Technik vorhanden sein, um eine Karte erstellen zu können. NDVI-Karten (Normalisierter differenzierter Vegetationsindex, also verschiedene Biomassezustände) sind dagegen einfacher zu erhalten, bergen aber das Risiko von falsch errechneten NDVI-Werten. Asphalt, Dauergrünland, Hecken und ähnliche Objekte in der unmittelbaren Umgebung können hier zu Verzerrungen führen. Anwender sollten daher immer das Kartenmaterial prüfen, ob dieses auch mit den tatsächlichen Gegebenheiten übereinstimmt.
Herausforderungen
Nach dem Finden einer brauchbaren Datengrundlage ist diese aufzubereiten, um in das Traktorterminal eingelesen werden zu können. Hierzu braucht es die richtige Software inklusive Zugangsrechte. Terminal und Softwarestände müssen für diese Auswahl genauestens bekannt sein. In der Karte werden den einzelnen Zonen Aussaat- oder Düngeparameter zugewiesen. Hierbei muss der Anwender definieren, welche Dünge- oder Aussaatmenge auf den einzelnen Zonen appliziert werden sollen. Neben der Mengen-Spreizung für die einzelnen Zonen ist es auch wichtig, sich eine Strategie der Mengenverteilung zu überlegen, zum Beispiel eine bewusst höhere oder niedrigere Düngemenge für die augenscheinliche Hochertragszone.
Zum gewünschten Ziel
Je nach Betrieb können unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt werden. Eine weit verbreitete Überlegung ist es, Betriebsmittel wie etwa Dünger einzusparen. Andere Betriebe wiederum legen den Fokus auf einen Mehrertrag. In Abhängigkeit von Niederschlagsmengen und Temperaturen lassen sich zu gewissen Reifestadien sowohl Betriebsmittel einsparen als auch Mehrerträge erzielen. Es ist jedoch zu erwähnen, dass die Anwender ein detailliertes Wissen über die bewirtschafteten Böden, die verwendeten Düngemittel – hauptsächlich beim Einsatz von Wirtschaftsdüngern – und die pflanzenbaulichen Praktiken benötigen, um einen markanten Mehrertrag bei einem niedrigeren Betriebsmittel-Einsatz erzielen zu können.
Aufwand
Zuerst müssen Anwender herausfinden, ob die für sie verfügbare Technik überhaupt in der Lage ist, eine teilflächenspezifische Bewirtschaftung durchzuführen. Im nächsten Schritt wird eine Zonenkarte als Datengrundlage ausgewählt. Hierbei ist genauestens auf die Zoneneinteilung zu achten. Wie und warum sind die einzelnen Zonen so entstanden? Dadurch lassen sich etwaige Zusammenhänge erkennen. Bevor man also aus der Zonenkarte eine Applikationskarte erstellt, ist die Aussaat- beziehungsweise Düngemenge jeder einzelnen Zone zu bestimmen.
Als Fazit ist festzuhalten, dass bei einer teilflächenspezifischen Bewirtschaftung vor der Aussaat oder Düngung mehr Überlegungen anzustellen sind. Je genauer diese sind, desto umfangreicher gestaltet sich die Vorbereitung – und desto mehr Zeit wird bei der Aussaat beziehungsweise Düngung eingespart.
Tipp: In den Wintermonaten bieten sich Technikchecks an, um die Funktionsweise der Geräte zu testen. So können zum Beispiel Sämaschine und Traktor gekoppelt und das Einspielen einer Test-Applikationskarte ausprobiert werden.
Beitragsfoto: Maschinenring Steiermark