Bei der Erstellung der Themenblöcke der Raumberger Europatage werden die Schüler miteinbezogen. Heuer ging es um Künstliche Intelligenz und Energiewende sowie die Zukunft Europas.
Wesentliche Bausteine des Programms der Europatage in der HBLFA Raumberg-Gumpenstein waren schon im März gesetzt worden. „Damals stellten Schüler und Schülerinnen in einer Klausur Themen zusammen, die alle Generationen bewegen“, ließ Präsident Franz Titschenbacher als Vorsitzender des mitorganisierenden Kuratoriums wissen. Heuer waren es vor allem die Fragen rund um die Zukunft Europas, die Landwirtschaft von morgen sowie neue Züchtungsmethoden, welche am ersten der zwei Veranstaltungstage in kurzen Referaten von namhaften Fachleuten behandelt wurden.
Am zweiten Tag ging es zuerst um die Energiewende. Kurt Leonhartsberger sprach über Energiegemeinschaften. Diese würden energiewirtschaftlich immer relevanter werden und seien für viele Menschen der Anlass, sich mit dem Energie-Thema intensiver auseinanderzusetzen. Allerdings fehlen, so Leonhartsberger, die Netz- und Systemdienlichkeit. Es gebe meist keine Livedaten. Diese seien aber erforderlich, um eine gezielte Verhaltensänderung herbeizuführen.
Das Ziel der österreichischen Bundesregierung, bis zum Jahr 2030 den gesamten Strombedarf aus erneuerbaren Energieträgern zu gewinnen, zweifelte Gerhard Christiner von der Austrian Power Grid an. Schon jetzt habe man aufgrund der unzureichenden Netzinfrastruktur größte Schwierigkeiten, den in Ostösterreich mit den Windrädern produzierten Strom wegzubringen. „Die Energiewende ist unumgänglich, aber die Transformation des Energiesystems braucht weniger Ideologie, weniger Regulatoren und mehr Systemverständnis“, sagte Christiner und kritisierte, dass die Genehmigungsverfahren für neue Umspannwerke und Hochspannungsleitungen bis zu zehn Jahre dauern würden.
Künstliche Intelligenz
Über die Rolle der Künstlichen Intelligenz (KI) ging es im letzten Vortragsblock. Professor Bernhard Knapp von der FH Technikum Wien nahm das Softwareprogramm ChatGPT zur Hand und zeigte, wie binnen kurzer Zeit hochwissenschaftliche Textbeiträge erstellt werden können. „Noch vor drei Jahren hätte man solche niveauvollen Texte nicht für möglich gehalten“, sagte Knapp. „Auch bei Bildern, Sounds und Videos lässt sich nicht mehr sagen, ob sie KI-generiert sind oder nicht.“ Trotzdem lehnte er es ab, ChatGPT als intelligent zu bezeichnen: „Es sind nur Wahrscheinlichkeitsberechnungen der nächsten Worte. Aber in der Zwischenzeit ist es schon ein mächtiges Modell geworden, das auch in der Mathematik oder in der medizinischen Diagnose Verwendung findet.“
Vorstand Ariane Pfleger von der RLB berichtete, dass die Raiffeisenbank KI zum Beispiel im Kundenservice (Chatbox) oder für die Betrugserkennung verwende. „Die Vorteile der digitalen Transformation liegen klar auf der Hand. Online Banking und diverse Apps können die Kunden von daheim aus nutzen“, sagte Pfleger.
Die Möglichkeiten der Verwendung von KI in der Land- und Forstwirtschaft sind jetzt schon riesengroß. Magdalena Waldauer von der HBLFA Raumberg-Gumpenstein zählte Beispiele auf: Gesundheitsmonitoring, Brunsterkennung, Roboter in der Tierhaltung, Informationsbeschaffung etc. Und sie betonte: „Wenn wir von KI reden, sind Komponenten in verschiedenen digitalen Tools gemeint.“
Global Marshal Plan
Der Schluss- und Höhepunkt der diesjährigen Europatage war die Ansprache von Vizekanzler a. D. Josef Riegler, selbst Raumberg-Absolvent. „Wir sind erstmals am Punkt angelangt, wo wir eine globale Schicksalsgemeinschaft geworden sind“, mahnte Riegler und nannte die immer offensichtlicher werdende Klimakatastrophe sowie die vielen Kriegsschauplätze auf der Erde. Für ihn ist der Global Marshal Plan, also die weltweite ökosoziale Marktwirtschaft, die Entwicklungschance für alle Menschen auf dem Globus. Aber ohne ein ethisches Fundament komme diese Lösung nicht vom Fleck.
[© NL, HBLFA Raumberg-Gumpenstein]