Ein neuer Schock

von Karlheinz Lind

Der Maiswurzelbohrer stellt eine enorme Bedrohung für den Maisanbau dar. Jetzt befällt er auch andere Kulturen.

Eine weitere Hiobsbotschaft trifft nun die steirischen Landwirte: Der Maiswurzelbohrer ist nicht nur in Maisfeldern, sondern auch bei verschiedensten anderen Kulturen in Massen anzutreffen. Arno Mayer, Pflanzenbauexperte der Landeskammer Steiermark dazu: „Besorgniserregend ist, dass der Käfer besondere Freude am Steirischen Ölkürbis gefunden hat. Besonders Jungkürbisse werden angefressen (Schabefraß) und dienen somit als Eintrittspforte für Infektionen wie etwa Fäulnis.“

Anscheinend schätzt der der Maiswurzelbohrer den gesamten Feldgemüsebau als Nahrungsquelle. Josef Weber von der Gartenbauabteilung weiß Alarmierendes zu berichten: „Im gesamten Raum Graz ist ein massives Schwärmen von Käfern auf Gemüsefeldern zu beobachten. Diese Käfer fressen den Salat an und machen ihn vermarktungsunfähig.“ Natürlich sei nun eine Bekämpfung nicht mehr möglich, was die Landwirte noch stärker treffe. Für Weber ist dies nun nach dem Preisdruck aufgrund des russischen Importembargos, welches nicht nur Äpfel, sondern auch das Feldgemüse betrifft, ein weiterer Schlag für die heimischen Landwirte.

Durchwachsen

Grundsätzlich hatte man im Maisanbau mit einem durchwachsenen Jahr zu kämpfen. Trotz guter Aussaatbedingungen wurden auf einigen tausend Hektar Maisjungpflanzen vom Drahtwurm stark ausgedünnt. Gleichmäßig verteilt waren Flächen in den Bezirken Graz Umgebung, Leibnitz und Weiz davon betroffen. Weber weiter: „Heuer ist der Maiswurzelbohrer extrem früh geflogen. Betriebe, die erst später mit der Maissaat begonnen haben, müssen starke Schäden hinnehmen.“ Die Insektizidbehandlung mittels Stelzentraktor helfe zwar den Käferbestand zu reduzieren, wird jedoch auch erst im nächsten Jahr durch die verringerte Ablage von Eiern im Boden wirksam. Hilfreich seien die enormen Niederschläge des heurigen Jahres gewesen, da die Maispflanzen durch ihr starkes Wachstum gegenüber einem Maiswurzelbohrerbefall resistenter waren.

Patentrezept

Um der dramatischen Situation Herr zu werden, sei laut Arno Mayer eine Vielzahl an Maßnahmen notwendig: „Erfahrungen aus Amerika haben gezeigt, dass auch Genmais und der Einsatz verschiedenster Pflanzenschutzmittel alleine nicht zur Bekämpfung des Käfers ausreichen.“ Einzig eine gezielte Kulturführung in Kombination mit einer ausgewählten Fruchtfolge könnten den Befallsdruck reduzieren helfen. Rückschlüsse auf die Wirkung des Einsatzes von Belem und Nematoden seien frühestens nach Abschluss der Maisernte zu ziehen. Als geeignete Zwischenfrucht hat sich inzwischen Getreide bewährt. Mayer abschließend: „Heuer wurde in der Steiermark bereits um 20 Prozent mehr Getreide angesät, als im Vorjahr, hier kann der Käfer nämlich nicht überleben. Wir werden uns in Zukunft noch wesentlich stärker mit dem Getreidebau beschäftigen müssen.“

 

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Arno Mayer: „Der Käfer ist überall zu sehen“. Foto: lk

 

Der Zyklus des Maiswurzelbohrers

Der Käfer legt den Großteil der Eier in Maisfeldern ab. Die im folgenden Frühjahr schlüpfenden Larven können sich nur entwickeln, wenn sie junge Maiswurzeln als Nahrung vorfinden. Durch den Larvenfraß werden die Maispflanzen massiv geschädigt. Die fertig entwickelten Käfer beginnen im Juli zu fliegen und fressen an den Narbenfäden und Blättern der Maispflanzen.

 

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Die vom Maiswurzelbohrer befallen Bestände sind äußerst instabil. Ein Gewittersturm reicht aus, um die Ernte zu vernichten. Foto: Österreichische Hagelversicherung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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