„Ein dramatisches Zeichen“

von Karlheinz Lind

Spitzenvertreter der Landwirtschaft sind sich absolut einig: Wir müssen uns dem Klimawandel und seinen Folgen stellen!

Dass am letzten Stefanitag mit 16 Grad plus in St. Radegund bei Graz und 14 Grad in Fischbach neue Temperaturrekorde gemessen worden sind, haben viele schon verdrängt. Ebenso dass der heurige Februar in Graz vier Grad wärmer war als sonst. Dagegen dürften die Morgenfröste vom 26. April und 28. April mit bis zu sechs Minusgraden im südlichen Teil der Steiermark aufgrund des gewaltigen Schadens noch Jahrzehnte die Wetter-Chroniken beschäftigen. Und seither sind es zahlreiche Starkregen mit Hagel und Sturm, die fast wöchentlich die Menschen im Lande in Angst versetzen. Erst am vergangenen Sonntag kam es vor allem in der Weststeiermark wieder zu kleinräumigen Überflutungen, Vermurungen und Hagelschäden.

Für LK-Präsident Franz Titschenbacher steht fest: „Wenn man die Häufigkeit der außergewöhnlichen Wetterereignisse in den vergangenen Jahren sowie die Aussagen von Klimaforschern und Wetterbeobachtern studiert, so ist das, was wir jetzt erleben ein dramatisches Zeichen des Klimawandels.“ Besorgt macht ihn vor allem die Tatsache, dass vielen Menschen der Ernst der Lage nicht bewusst ist, weil trotz allem die Regale in den Lebensmittelgeschäften voll sind.“ Nicht nur das: „Die Betroffenheit in der Bevölkerung ist nach extremen Wetterereignissen meist nur von kurzer Dauer.“

In dieselbe Kerbe schlägt Landtagsabgeordneter Anton Gangl, der Vorsitzende der Region Steirisches Vulkanland. „Unwetter hat es immer schon gegeben, aber nicht in dieser Häufigkeit und Heftigkeit. Dazu kommen Perioden mit extremer Trockenheit.“ Gangl bezeichnet den Klimawandel als Kernthema für die ganze Gesellschaft. „In der Regionalentwicklung müssen wir die Fragen der nachhaltigen Bewirtschaftung und des Ressourcenverbrauches viel stärker betonen.“ Als eine konkrete Maßnahme fordert er für die Steiermark einen Wasserwirtschaftsplan, weil sonst große Flächen für den Obstbau, die Gemüse- und Saatmaisproduktion auf Dauer nicht mehr wirtschaftlich zu führen sein werden.

Für Kurt Weinberger, den Vorstandsvorsitzenden der Österreichischen Hagelversicherung, ist angesichts der zunehmenden Wetterextreme ein engmaschigeres Versicherungsnetz das Gebot der Stunde. „Es ist schon lange nicht mehr selbstverständlich, dass unsere Bauern gewinnbringend wirtschaften können, denn 80 Prozent des Ertrages hängen vom Wetter ab!“

Und genau von dieser Wetterabhängigkeit sehen sich auch die Jungen stark beeinflusst. Landjugend-Landesleiterin Marlies Hiebaum: „Auch wir in der Landjugend machen uns über den Klimawandel und die daraus resultierenden Folgen Gedanken. Ein Betrieb in unserer Region hat bereits im Vorfeld mit einer Frostberegnung reagiert. Er konnte heuer einen Teil seiner Apfelernte retten.“

Alternativen

Aus der Sicht des Praktikers müssten alternative Anbautechniken wie zum Beispiel die Direktsaat im Hinblick auf den Erosionsschutz gefördert werden, verlangt der Pflanzenbauexperte der Landwirtschaftskammer, Arno Mayer. „Denn beim Anbau von Reihenkulturen wie Mais, Kürbis oder Soja im oststeirischen Hügelland kann die Erosion verheerende Schäden anrichten.“ Deshalb steht die Landwirtschaftskammer auch im intensiven Kontakt mit dem Wegener Zentrum für Klima und Globalen Wandel. Und dort ist man mit einer neuen Studie zu besorgniserregenden Ergebnissen gekommen: Demnach hat sich in den vergangenen 30 Jahren die Oberflächentemperatur des Mittelmeeres im Sommer um durchschnittlich 1,5 Grad erwärmt. Und das beeinflusst das Wetter vor allem im Südosten Österreichs, Slowenien und Ungarn, wo die Starkregen deutlich mehr werden.

Foto: fotolia.com/Maksim Pasko, by paul

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