Bei der Mitteleuropäischen Biomassekonferenz in Graz ging es um die Chancen und Ausbaupotenziale der Biomasse. Die Zeichen dafür stehen gut.
Bioenergie ist weltweit der mit Abstand bedeutendste erneuerbare Energieträger und ein wichtiger Eckpfeiler für den Ausstieg aus fossilen Heizungen, der Defossilisierung der Nah- und Fernwärme sowie der bedarfsgerechten Stromproduktion. „Ohne Bioenergie kann die Grundversorgung der Bevölkerung mit Wärme und Strom bei einem Ausstieg aus Erdgas und Erdöl nicht aufrechterhalten werden“, stellte Franz Titschenbacher als Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes bei der Mitteleuropäischen Biomassekonferenz in Graz klar. Daran nahmen rund 1600 Fachleute aus 37 Nationen teil.
Potentiale
Das Ausbaupotenzial der Bioenergie ist in Österreich groß. Aktuell werden etwa 48 Millionen Tonnen Biomasse in Österreich umgesetzt. Davon werden 13 Millionen Tonnen energetisch verwertet. Dieser Anteil könnte durch effizienten Biomasseeinsatz, Reststoffnutzung in der Landwirtschaft und Industrie sowie durch nachhaltige Intensivierungen auf bis zu 24 Millionen Tonnen erhöht werden.
Für die Aufrechterhaltung der Grundversorgungssicherheit sind bei einem Ausstieg aus Erdöl und Erdgas in Abhängigkeit der Effizienzmaßnahmen 12 bis 17 Millionen Tonnen Biomasse erforderlich. Dies inkludiert den Biomasse-Bedarf für die Heizung und das Warmwasser der Bevölkerung, den
Ausstieg aus der fossilen Fernwärmeerzeugung, die Treibstoffproduktion für die Land- und Forstwirtschaft sowie den Ersatz der fossilen Stromproduktion. Bei Ausnützung der nachhaltig verfügbaren Potenziale in der Land-, Forst- und Abfallwirtschaft stehen weitere 7 bis 12 Millionen Tonnen Biomasse für die Defossilisierung der Industrie, für Grünes Gas und Grünen Wasserstoff zur Verfügung.
Bekenntnis zu Biomasse
Auch Klimaschutzministerin Leonore Gewessler betonte die Bedeutung der Biomasse für die Energiewende. „Eine unabhängige Energieversorgung heißt immer Energiewende. Nur wenn wir die Energie, die wir brauchen, auch selbst produzieren, kann uns niemand mit Energielieferungen erpressen. Das geht etwa, indem wir die heimische Biomasse nutzen, damit unsere Häuser heizen oder klimafreundliches Biogas erzeugen“, so Klimaschutzministerin Gewessler.
Der russische Angriffskrieg in der Ukraine hat verdeutlicht, wie wichtig es ist, von fossilen Energieimporten unabhängiger zu werden. „Unsere aktive Waldbewirtschaftung und Bioökonomie sind der Weg dorthin! Ein bewirtschafteter Wald bindet mehr Kohlendioxid als ein unbewirtschafteter Wald. Zudem ist nachhaltige Holzverwendung aktiver Klimaschutz. Holzprodukte sind Kohlenstoffspeicher und wirken wie ein zweiter Wald. Damit das so bleibt, muss sichergestellt werden, dass die aktive Waldbewirtschaftung weiterhin die Basis für Bioökonomie sein kann und der nachwachsende Rohstoff Holz auch genutzt werden kann“, erklärte Günter Liebel, Generalsekretär des Landwirtschaftsministeriums „Einige Vorschläge, die aktuell in Brüssel diskutiert werden, sind jedoch praxisfremd. Atomstrom bekommt ein grünes Mascherl, Kohlekraftwerke werden wieder aktiviert. Aber die Nutzung von nachwachsender Biomasse soll beschränkt werden – das passt nicht zusammen“, kritisierte Liebel.
Oberste Priorität
„Die Klimakrise ist eine Energiekrise, hervorgerufen dadurch, dass wir uns weltweit zu 80 Prozent aus fossilen Quellen mit Energie versorgen“, erläuterte Universitätsprofessor Tobias Pröll von der Universität für Bodenkultur Wien. Die Umstellung auf eine CO2-neutrale Energieversorgung hat daher oberste Priorität.
Foto: Biomasseverband