„Beim Spielen unbewusst lernen“

von Karlheinz Lind

Wald- und Kräuterpädagogin Andrea Rinnhofer über Aufklärungsarbeit, Wissensvermittlung und wie man Kinder für die Natur begeistert.

NEUES LAND: Sie beschäftigen sich intensiv mit der Wald- und Kräuterpädagogik. Wie sind Sie dazu gekommen?

Andrea Rinnhofer: Bereits als Kind hatte ich den großen Wunsch, etwas mit Biologie zu machen. Deshalb entschied ich mich auch für ein Biologie-Studium in Graz, die Diplomarbeit absolvierte ich dann an der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien. Durch meine Einheirat in einen land- und forstwirtschaftlichen Betrieb kam dann auch der wichtige Praxisbezug dazu. Nach der Geburt unserer Kinder gab ich die Arbeit als Beraterin in der Landwirtschaftskammer auf und suchte nach neuen Herausforderungen. Dabei bin ich auf die Ausbildung zur Wald- und Kräuterpädagogin gestoßen. Ich habe beide Ausbildungen absolviert, mich aber verstärkt dem Wald verschrieben.

 

NL: Wer nimmt eigentlich an ihren Kursen teil?

Rinnhofer: Hauptsächlich sind es Kinder im Volksschulalter, die unsere Kurse besuchen. Ihnen wollen wir auf spielerische Weise die Natur näherbringen. Weiters bin ich auch in der Erwachsenenbildung tätig.

 

NL: Ist es schwierig, Kinder für die Natur zu begeistern?

Rinnhofer: Überhaupt nicht! Das Erkunden und Erforschen außerhalb eines Klassenzimmers ist für Kinder etwas Besonderes. Mein großes Ziel ist es, eine Verbindung zwischen der Natur und den jungen Menschen herzustellen. Das heißt, sie müssen sich auch dort bewegen. Das kann schon oft zur Herausforderung werden, denn Kinder können sich in der freien Natur einfach nicht mehr bewegen. Ihnen ist es zum Beispiel oft nicht mehr möglich, über eine Böschung zu klettern. Hier muss man Grundlagen schaffen. Erst dann kann man mit der Wissensvermittlung beginnen.

 

NL: Was wollen Sie bei ihren Führungen erreichen?

Rinnhofer: Eines muss uns klar sein, Kinder von heute wachsen meist in einem ganz anderen Umfeld auf. Deshalb ist es so wichtig, Aufklärungsarbeit zu leisten und Verständnis zu schaffen. Wir Land- und Forstwirte sind ja nur mehr ein geringer Prozentsatz der Bevölkerung. Ich kann ja nur das schützen, was ich kenne, und setze mich für das ein, was ich liebe. Wenn wir das bei den Kindern aus dem urbanen Raum schaffen, haben wir schon ganz viel gewonnen. Wir in der Waldpädagogik legen darauf Wert, dass ein bewirtschafteter Wald absolut nachhaltig ist, denn wir in der Forstwirtschaft sind es gewöhnt, in Generationen zu denken. Die Bäume, die wir heute pflanzen, werden erst unsere Enkel ernten. Da ist es sehr wichtig, an das gesamte Ökosystem zu denken. Der Urwald kann nicht unser Ziel sein.

 

NL: Sie bieten auf ihrem Hof auch „Schule am Bauernhof“ an. Wie läuft das bei Ihnen ab?

Rinnhofer: Viele verstehen darunter das Lernen mit Tieren. Das bieten wir nicht an. Wir haben Almochsen, die im Sommer auf der Weide sind. Es sind Nutztiere, wir haben keinen Streichelzoo. Das will ich auch so vermitteln. Deshalb habe ich mich auf den Wald spezialisiert. Wie bieten aber auch sogenannte Projektwochen an. Da arbeite ich mit einem Milchviehbetrieb und einem Beherbergungsbetrieb zusammen.

 

NL: Gibt es auch Zukunftsprojekte, die Sie realisieren wollen?

Rinnhofer: Es gibt in der Waldpädagogik jedes Jahr neue Herausforderungen, die wir auch behandeln. So versuchen wir etwa zu erklären, warum sich eine Veränderung in der Tierwelt auf die Umwelt auswirkt und vieles mehr. Grundsätzlich geht es aber darum, Emotionen bei den Kinder zu wecken. Dann können sie beim Spielen unbewusst lernen.

Informationen zur Waldpädagogik erhält man auch unter https://www.fastpichl.at/

Beitragsfoto: privat

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