Johannes Jöbstl, Obmann der Steirischen Beerenobstgenossenschaft, über Ernte und Vermarktung von Ribisel, Holunder und Aronia.
NEUES LAND: Die Ernte von Johannisbeeren ist abgeschlossen, die Holunderernte hat gerade begonnen und auch die Aronia steht kurz vor der Ernte. Die Bauern der Steirischen Beerenobstgenossenschaft produzieren auf 1700 Hektar hochwertiges Beerenobst. Wie verlief das Jahr für die Landwirte bei diesen Früchten?
Johannes Jöbstl: Beginnen wir mit der Johannisbeere, denn sie zählt schon seit den 1960er Jahren zu einem fixen Bestandteil der Steiermark. Wir vermarkten derzeit etwa 130 Hektar, hauptsächlich schwarze Johannisbeeren in Bio-Qualität. Leider ist die Ernte etwas hinter den Erwartungen zurück. Nach einer wunderbaren Blüte rechneten wir mit etwa 250 Tonnen, konnten letztendlich aber nur 150 Tonnen ernten. Das liegt hauptsächlich an der Hitzeperiode im Juni, genau zur beginnenden Ernte. Schwarze Früchte vertragen diese extremen Temperaturen sehr schlecht, weshalb wir leider einige Schäden zu verzeichnen hatten.
NL: Wie läuft die Vermarktung der Ribisel?
Jöbstl: Die Preise für Verarbeitungsware sind international sehr tief, weshalb wir nur im hochwertigen Segment überhaupt Chancen haben. International war die Ernte eher schlecht, vor allem in Polen konnte nur etwa die Hälfte eingefahren werden. Davon profitieren wir in der Steiermark. Außerdem haben wir einen langjährigen Südtiroler Kunden, der einen etwas höheren Preis für die ausgezeichnete Ware bezahlt. Leider zählt aber bei den meisten heimischen Kunden Regionalität nicht so viel, dass man das auch finanziell merkt. Am Ende des Tages zählt bei der Mehrheit der Kunden der Preis.
NL: Beim Holunder kündigten sich im Frühjahr bereits Absatzprobleme an. Wie hat sich diese Situation entwickelt?
Jöbstl: In Ungarn hat sich der Holunderanbau in den letzten Jahren vervierfacht, weshalb der internationale Preis für Fruchtsaftkonzentrat sehr angespannt ist. Wir versuchen durch langfristige Verträge Angebot und Nachfrage in Balance zu halten. Das passiert im Ausland leider nicht. 75 Prozent der steirischen Ernte werden für einen hochwertigen Farbstoff verwendet, für den auch vernünftige Erzeugerpreise lukriert werden. Der Rest wird sich leider nicht akzeptabel vermarkten lassen.
NL: Was wurde gegen diese dramatische Situation unternommen?
Jöbstl: Als Entlastung haben wir heuer die mit 110 Tonnen bisher größte Ernte an Holunderblüten durchgeführt. Die Disziplin der Bauern dabei war wirklich hervorragend, unsere gute Infrastruktur half uns bei der zeitnahen Verarbeitung und der Kunde war folglich mit der Qualität sehr zufrieden. Ansonsten kommen Blüten meist aus Wildsammlungen in Osteuropa und haben oft eine nur moderate Qualität. In Summe sollte das für die Bauern eine akzeptable Situation sein. Mittelfristig ist auch ein Wachstum im Farbstoffsegment zu erwarten, weshalb wir den Anteil des steirischen Holunders, der dafür Verwendung findet, hoffentlich steigern können.
NL: Und wie steht es um die Aronia?
Jöbstl: Sie ist prinzipiell eine tolle Frucht und es gibt auch einen guten Markt dafür. Leider stieg der Anbau in den letzten Jahren zu stark, weshalb sie nun unser Sorgenkind ist. Die Ernte wird mit etwa 250 Tonnen ähnlich wie im Vorjahr ausfallen. Auch hier gibt es jedoch international keine Übermengen und wir haben erstmals einen westösterreichischen Neukunden gewinnen können. Daher werden wir mit einem blauen Auge davonkommen. Der Markt wird sich in den kommenden Jahren auch wieder einpendeln.
Zur Person
Johannes Jöbstl ist Obmann der Steirischen Beerenobstgenossenschaft und führt mit seiner Familie einen gemischten Betrieb mit Holunder und Weinbau in Wernersdorf. Eine große Produktpalette, vor allem mit dem weststeirischen Schilcher, zeichnet den Hof aus. Schon lange beschäftigt sich Familie Jöbstl mit Beerenobst, bereits in den 1960er Jahren wurde mit der schwarzen Johannisbeere begonnen. Johannes Jöbstl ist verheiratet und hat vier Kinder.