Die Ferkelaufzucht bildet die Grundlage am Betrieb Loidl in St. Margarethen an der Raab. Wie Richard Loidl und seine Gattin Monika auf den Tierwohlstall gestoßen sind. Porträt verfasst von Roman Bruckner.
Genau so will Richard Loidl seinen Stall sehen, nämlich als innovatives Projekt für die Zeit, wenn Vollspalten nicht mehr möglich sind und die Ammoniakbelastung gesenkt werden muss. Er betont aber, dass er nicht gegen die derzeitige Schweinehaltung polarisieren will. Er ist überzeugt, dass in Österreich qualitativ hochwertiges Schweinefleisch produziert wird, mit dem die Konsumenten sehr zufrieden sind.
Der 41-jährige Landwirtschaftsmeister bewirtschaftet mit seiner Familie und seinen Eltern einen kombinierten Schweinehaltungsbetrieb in St. Margarethen an der Raab. Mit seiner Frau Monika, die außerlandwirtschaftlich teilzeitbeschäftigt ist, betreut er die 150 Zuchtsauen am Hof mitten im Ortsgebiet. Die Ferkeltaufzucht und der Tierwohlmaststall liegen am Rande des Industriegebietes umgeben von den eigenen Feldern. Die junge Familie hat drei Kinder, zwei Buben und ein Mädchen. Der älteste Sohn ist 13 Jahre alt und arbeitet auch schon im Betrieb gerne mit, nächstes Jahr möchte er die Fachschule Hatzendorf besuchen. Der Papa absolvierte die landwirtschaftliche Handelsschule in Grottenhof Hardt. Danach sammelte er bei einem halbjährigen Praktikum in Irland internationale Erfahrungen in der Schweinehaltung.
Weitreichender Beschluss
Die Ferkelerzeugung ist die wirtschaftliche Grundlage des Betriebes. Nur ein Teil der Ferkel wird im eigenen Betrieb gemästet. Vor zehn Jahren hat er mit seiner Frau beschlossen, in die Mast zu investieren. Sie wollten aber etwas Besonderes, etwas Innovatives machen und sind auf den Tierwohlstall gestoßen. Damals gab es in der Steiermark nur wenige Beispiele dafür. So haben sie in ganz Österreich Betriebe besucht. Von der Beratung SBS und der Firma Schauer wurden sie dabei bestens unterstützt. Letztlich fiel ihre Wahl auf ein Modell der Firma Schauer. Ab 2017 wurde geplant und 2020 konnte der neue „emissionsarme Tierwohlstall“ bezogen werden.
Der Außenklimastall ist auf zwei Seiten offen, er hat in der Mitte einen Treibgang, an dem rechts und links die Buchten liegen. Jede Bucht besteht aus drei Zonen (Liege-, Fress- und Mistbereich). Der Liegebereich liegt im Warmen und kann sogar beheizt werden. Durch eine Schwenktüre können die Schweine immer in die Kaltbereiche. Der Liegebereich ist mit Stroh eingestreut, das Einstreuen erfolgt automatisch. Der Fressbereich ist befestigt, nur der Mistbereich hat Spalten, ungefähr 20 Prozent der Buchtenfläche.
Eine gute Stallluft
Das System funktioniert sehr gut, die Schweine sind reinlich und koten nur im Mistbereich. Der engagierte Schweinfachmann geht aber täglich durch alle Buchten, um das Stroh bestens zu verteilen. Auffallend ist die gute Luft im Stall. Es ist kein Ammoniak zu spüren. Dafür verantwortlich ist die vorbildliche Trennung von Kot und Harn unter dem Spaltenboden, wo ein Schrapper alle drei Stunden den Kot abschiebt.
Der Stall entspricht den strengsten Tierwohlauflagen der AMA, die TW 100 genannt werden. 100 Prozent mehr Platz, gentechnikfreie Fütterung, Kupierverzicht, Kastration nur mit Narkose und weich eingestreute Liegeflächen. Um das Fleisch besser als Genussprodukt vermarkten zu können, werden nur Edelschwein-Duroc-Kreuzungen gemästet.
Die Vermarktung erfolgt über die Firma Spar unter der Marke „Vulkanland Duroc“. Der Mehrpreis je Schwein ist ausreichend für den Betrieb, es rechnet sich. „Unser Fleisch ist hochwertig, wird aber vom Konsumenten nicht so angenommen, wie wir erwartet haben“, klagt der Südoststeirer. Es gibt nur eine kleine Käuferschicht, die sich dafür interessiert und den höheren Preis in Kauf nimmt. Hier wären die NGO’s gefragt, dass sie ihre Medienpräsenz zur besseren Bewerbung einsetzen. Nicht nur das Fordern von den Bauern, sondern diese auch unterstützen, könnte ein Weg sein.
Privat ist Richard ein richtiger Familienmensch. Sein liebster Platz ist im Garten hinter dem Haus, wo er viel Zeit mit Familie und Freunden verbringt. Dort grillt er auch gerne, natürlich Fleisch vom Vulkanland Duroc. Er ist auch ein begeisterter Flügelhornspieler in der St. Margarethner Blaskapelle.
Für die Zukunft wünscht er sich, dass man die Schweinebauern nicht andauernd attackiert, sondern in Ruhe arbeiten lässt. Der Tierwohlbereich sollte sich mit der Konsumentennachfrage mitentwickeln, sonst könnte es passieren, dass dann das Billigfleisch aus dem Ausland eingeführt wird. Ein anderes Modell wäre, wenn der Staat, der die höheren Auflagen fordert, auch für die Mehrkosten aufkommt.
Zur Person
Richard Loidl (41) wohnt in 8321 St. Margarethen an der Raab 37/2. Er ist verheiratet mit Monika, sie haben drei Kinder. Er ist Geschäftsführer vom Schweinemastring Gleisdorf, Styriabrid-Vorstandsmitglied und Bezirkskammerrat. Der Betrieb umfasst 30 Hektar Acker mit Mais, Gerste und Kürbis, 7 Hektar Wald, 150 Zuchtsauen und einen Tierwohlstall für 400 Mastschweine. Die Fleisch-Vermarktung erfolgt in allen Spar-Filialen unter der Marke Vulkanland Duroc.
Beitragsfoto: Bruckner