Bäuerin der Woche: Stefanie Niederl

von NEUES LAND

In der Coronazeit hat Stefanie Niederl zusammen mit ihrer Schwester mit der Direktvermarktung mittels Lebensmittelautomaten begonnen – mit Erfolg. Porträt verfasst von Roman Bruckner.

 

Mit „Pink Lady“ ist in diesem Fall nicht die neue Apfelsorte gemeint, sondern die junge aktive Bäuerin Stefanie Niederl aus Obergnas. Die Farbe Pink hat es ihr angetan. Überall in ihrer Firma ist sie zu sehen. Sie und ihre Schwester Christina nennen sie sich „die Hofschneider Dirndln“. Ihr Ziel ist die Vermarktung von gesunden, hochwertigen und regionalen Lebensmitteln. Im Pandemiejahr 2020 haben sie ihre Firma gegründet und im Laufe eines Jahres sechs Automaten aufgestellt, natürlich in der Farbe Pink. Einer steht in Gnas, einer in Wildon und vier in Graz.

Arbeitsteilung

Hofschneiderdirndln Bus

Die „Hofschneiderdirndln“ bieten in ihren sechs Lebensmittelautomaten über 80 Produkte von mehr als 40 verschiedenen Direktvermarktungsbetrieben an.

Der Absatz geht gut. Mittlerweile beschäftigen die beiden Schwestern sogar eine Hilfskraft. Die Automaten werden in der Woche drei Mal befüllt, vor den Feiertagen sogar täglich. Die Produktvielfalt ist groß, es kommen immer wieder neue Spezialitäten dazu. Die bäuerlichen Produzenten liefern zum Hof in Obergnas und die coole Unternehmerin bestückt dann die Automaten. Schwester Christina wohnt in Graz. Sie macht das Marketing und die Kundeninformation. Es gibt jede Woche einen Newsletter und mittlerweile auch einen Onlineshop mit Zustellung. Die Rückmeldung von den Kunden ist vor allem in Graz sehr positiv. Viele sind umweltbewusst und bringen jedes noch so kleine Gläschen ins Leergutfach.

Frühere Mästerbetreuerin

Am schön gelegenen, sehr gepflegten Hof in Obergnas gackern 35.000 Masthühner. Das Futter wird alle paar Tage von der Firma Gsellman, die in Sichtweite liegt, selbst geholt. Nach fünf Wochen tierfreundlicher Mast auf Stroh werden sie an die Firma Titz geliefert, bei welcher Stefanie auch einige Jahre als Mästerbetreuerin gearbeitet hat. Im Hühnerstall hilft die Mutter tatkräftig mit. Neue Entwicklungen in der Hühnerstall-Einrichtung werden oft getestet. Die Eltern betreiben nämlich eine Stalleinrichtungsfirma für die Hühnerbranche, die auf einem eigenen Hof in der Nähe liegt.

Der Ackerbau ist Männersache. Ihr Partner Christoph Steinbauer, Lehrer in der Fachschule Kirchberg, und ihr Vater setzen dabei stark auf nicht wendende Bodenbearbeitung, Begrünung und Humusaufbau. Zusammen sind Stefanie und Christoph ein perfektes Team. Der Bauernsohn aus Anger kann gut mit der geballten Frauenpower der Hofschneiderdirndln umgehen und hilft gern, wenn Not an der Frau ist.

Seminarbäuerin

Die fleißige Südoststeirerin ist auch begeisterte Seminarbäuerin. Am liebsten arbeitet sie mit Kindern, sie zeigt ihnen die Lebensmittel und kocht auch mit ihnen. „Es ist wichtig, dass die Kinder regionale Lebensmittel schätzen und wissen, wie sie hergestellt werden“, betont die Eggenberg-Absolventin. Manchmal ist sie überrascht, wie viel manche aus dem agrarischen Bereich schon wissen. „Unlängst hat ein Gruppe Zehnjähriger alle Getreidearten gekannt und auch gewusst, wann sie angebaut werden“ erzählt sie. „Das ist aber nicht der Normalfall, trotzdem schön.“ 

Die 30-Jährige hält auch Kochkurse, womit wir auch zu ihrem Hobby kommen. Viel Freizeit hat sie bei all ihren Aufgaben nicht. Aber Kochen ist ihr sehr wichtig, gerne kocht sie auch zusammen mit Christoph. Die Zwei leben gemeinsam mit Oma am Hof, Opa ist leider im letzten Dezember verstorben. Er war bis zum Schluss bei allen Arbeiten am Hof dabei und hat mit viel Liebe die Blumen und die Gartenanlage gepflegt. Der Lieblingsplatz von Stefanie Niederl befindet sich im Wald hinter den Stallungen. Es ist ein stilles Plätzchen, wo auch ihre Tante schon gern gesessen ist. Dort kann sie abschalten, die Natur genießen und Pläne für die Zukunft schmieden. 

 

Zur Person

Stefanie Niederl (30) wohnt in Obergnas 12, 8342 Gnas. Zusammen mit ihrer Schwester Christina betreibt sie die Firma „Hofschneiderdirndln“ mit sechs Automaten. Der land- und forstwirtschaftliche Betrieb umfasst 24 Hektar Ackerland, 8 Hektar Wald und 35.000 Hühnermastplätze. Angebaut werden Mais, Getreide, Sojabohnen und Ölkürbis. www.hofschneider-dirndln.at

 

[© Roman Bruckner]

 

 

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