Der Betrieb ist klein, die Freude bei der Arbeit mit den Alpakas und Bienen groß. Die ungewöhnliche Bäuerinnen-Laufbahn von Roswitha Zierler aus Passail.
„Wir sind fest davon überzeugt, dass eine kleine strukturierte Landwirtschaft qualitativ hochwertige Produkte herstellen kann und gleichzeitig durch eine nachhaltige Wirtschaftsweise auch die Natur intakt hält!“ Mit diesen Worten beschreiben Roswitha Zierler und Peter Lohr auf ihrer Homepage www.alpbee.at ihre Betriebsphilosophie.
Der Hof in Krammersdorf in der Marktgemeinde Passail ist nicht groß. „Wir haben knapp 3 Hektar Eigenfläche und 2,5 Hektar Pachtgrund“, erzählt die 31-jährige Oststeirerin. Ihr Zugang, daraus ein zufriedenstellendes landwirtschaftliches Einkommen zu erwirken, war für eine Fachjury der steirischen Landwirtschaftskammer Grund genug, ihr kürzlich den Titel „Hofheldin“ zu verleihen.
Zucht und Direktvermarktung
Vor acht Jahren wurde ihr Interesse an den Alpakas geweckt. „Ihre großen Kulleraugen und die Ruhe, die sie ausstrahlen, haben mich sofort in ihren Bann gezogen. Und ich traute es mir zu, künftig mit diesen Tieren zu arbeiten“, gesteht Roswitha Zierler. Schon 2015 wurden die ersten vier Tiere – zwei Stuten und zwei Wallachen – gekauft. Mittlerweile grasen am Betrieb 20 Tiere. Die Zucht ist ein Standbein, der Verkauf der Wollprodukte (Schuheinlagen, Decken, Yogamatten, Alpakawolle, Socken) in Hofläden, auf Märkten und im Online-Shop ein weiteres.
Längst ist die Krammersdorferin schon eine Alpaka-Expertin geworden und bildet sich in diesem Bereich durch den Besuch von Kursen und Fachveranstaltungen ständig weiter. Dabei spielte der Bäuerinnen-Beruf in ihrer Lebensplanung ursprünglich keine Rolle. „Ich maturierte an der HLW Weiz und arbeitete als Lohnverrechnerin“, berichtet die junge Frau. Durch ihren Lebensgefährten Peter entdeckte sie aber immer mehr ihre Freude und ihr Interesse an der Landwirtschaft und machte im Jahr 2015 die Ausbildung zur landwirtschaftlichen Facharbeiterin.
Das „Bee“ im gemeinsamen Marketingauftritt gehört ihrem Peter. Er begann 2011 mit der Imkerei, ist seit fünf Jahren Meister der Bienenwirtschaft und betreut aktuell 120 Bienenvölker. Als spezielle Dienstleistung bietet Peter Lohr Obstbauern ein Bestäubungsservice an.
Frisches Gemüse
Und noch ein Service gibt es am kleinen Betrieb von Roswitha Zierler und Peter Lohr. „Seit dem Vorjahr bieten wir Erntekisten mit frischem Gemüse an und beliefern Gasthäuser und Privathaushalte mit hochwertigem Gemüse“, erzählt die Bäuerin und lässt wissen: „Wir beschäftigen uns viel mit nachhaltiger Landwirtschaft und Kompostwirtschaft. Auf Kompost wächst unser Gemüse besonders gut.“ Übrigens ist so ein Betriebskonzept in der Fachliteratur unter „Market Gardening“ bekannt.
Auch wenn der eigene Betrieb sowie die beiden Kinder Annika (4) und Peter (3) die „Hofheldin“ zeitlich voll beanspruchen, gibt es für die ehemalige Leiterin der Landjugend-Ortsgruppe Arzberg noch etwas, was sie ganz gerne macht. Das ist das Musizieren. Im Musikverein Passail ist die ausgebildete Schlagzeugerin bei Ausrückungen mit der Tschinelle unterwegs. Auch der gemeinsame Familienurlaub ist für sie zum Energie-Tanken ganz wichtig. „Heuer waren wir mit dem Wohnmobil unterwegs. Dabei sieht man viele andere Dinge und schätzt umso mehr, was man daheim alles hat“, so Zierler abschließend.
Zur Person
Roswitha Zierler (31) wohnt Krammersdorf 66, 8162 Passail. Sie betreibt Alpakazucht, Direktvermarktung von Alpaka- und Bienenprodukten und Market Gardening. Ihre Matura legte sie an der HLW Weiz ab, später erwarb sich landwirtschaftlichen Facharbeiterbrief, zudem ist sie zertifizierte Alpakazüchterin. Ihr Lebensgefährte Peter Lohr ist Imker. Gemeinsam haben sie zwei Kinder. www.alpbee.at
Fotos: Brodschneider