Heuwirtschaft ist die ursprünglichste Form der Milcherzeugung. Heumilchkühe bekommen frische Gräser und Kräuter im Sommer sowie Heu im Winter. Nina Schwarz ist Heumilch-Bäuerin. Porträt von Roman Bruckner.
Auf dem Betrieb vulgo Wieser wird seit langer Zeit silofreie Milch an die Obersteirische Molkerei geliefert. Mit ihrem Mann Johannes setzt Nina Schwarz diese Tradition fort. Es wird Heumilch für die Fima Hofer erzeugt – und das besonders klimafit mit einem zusätzlichen Projekt gemeinsam mit 15 anderen Biobauern.
Der Hof liegt am Rande des fruchtbaren Aichfeldes in der Gemeinde Sankt Margarethen bei Knittelfeld. Der Ortsteil Mitterbach ist ein langes, sanft ansteigendes Tal, das von saftigen Wiesen und Weiden gesäumt wird. Aus dem Gras wird das wertvolle Bioheu gewonnen, das die ganze Winterfütterung darstellt. „Es ist jedes Mal eine Herausforderung, die großen Heumengen in guter Qualität in den Stadel zu bringen“, erklärt die 32-Jährige. Sie kam vor fünf Jahren auf den Hof, vor zwei Jahren wurde geheiratet und bald darauf kam Sohn Philipp auf die Welt. Derzeit leben vier Generationen am Hof – neben den Schwiegereltern auch noch die Großeltern des Ehemannes.
Nina Schwarz ist im Ort in einer nicht bäuerlichen Familie aufgewachsen, ist aber heute eine begeisterte Bäuerin. Sie möchte trotzdem ihren schon elf Jahre lang ausgeübten Beruf in einer Bank nach der Karenz wieder halbtägig beginnen. Das Arbeiten mit vielen Menschen gefällt ihr einfach. Die Arbeit am Betrieb ist für sie ein guter Ausgleich. Nach dem Gymnasium hat sie die HAK absolviert und vor zwei Jahren dann den einjährigen berufsbegleitenden Agrarbasislehrgang in der Fachschule Kobenz als Facharbeiterin abgeschlossen. Ihr Mann arbeitet halbtägig in einem Sägewerk.
Stressige Heuernte
Daheim dominieren die Rinderherde und der Wald das Arbeitsgeschehen. Wenn es aber Zeit zum Mähen ist, dann hat das Heu den absoluten Vorrang. Es gibt eine Kaltbelüftung, trotzdem sind meist drei Tage zur Trocknung am Feld notwendig. In dieser Zeit herrscht Stress. Viele Hände werden gebraucht, das Wetter muss auch mitspielen. Deshalb ist die Entscheidung, wann es los geht, besonders wichtig. Mehrere Wetterdienste werden parallel beobachtet, und auch die Erfahrung der älteren Generation fließt ein. Die Maschinenarbeit machen die Männer, sogar der 91-jährige Opa fährt noch mit dem Traktor. Für die Handarbeit auf den Steilflächen helfen auch noch Geschwister und die Eltern der Bäuerin mit. Wenn das Heu in den Belüftungsboxen liegt, brummt die Belüftung noch einige Tage und die Familie kann sich im eigenen Swimmingpool von den Strapazen erholen. In der Vegetationszeit sind die Milchkühe beinahe täglich auf der Weide. Die Kälber sind das ganze Jahr auf der eigenen „Huabn“ und das Jungvieh über dem Sommer auf einer gepachteten Bergweide.
Die Hauptaufgabe der fleißigen Bäuerin ist derzeit das Melken. „Ich liebe das Arbeiten mit den Tieren. Daher möchte ich auch später, wenn ich wieder in der Bank arbeite, wenigstens am Abend das Melken beibehalten“, erzählt die engagierte junge Obersteirerin.
Kochen und backen
Bei so einem ausgefüllten Arbeitstag bliebt nicht viel Zeit für Hobbies. Sie kocht und bäckt sehr gerne, darüber freuen sich alle in der Familie. Eine große Leidenschaft für sie ist das Reisen. In Zukunft möchte sie Urlaube eher im Inland verbringen und auf die Wünsche ihres Sohnes und möglicher Geschwister ausrichten. Wenn Zeit bleibt, läuft sie auch gern oder macht im Winter Skitouren. Auf ein Vorbild angesprochen, nennt sie Christina Bauer. „Sie kocht und bäckt im Internet und macht das meiner Meinung nach sehr authentisch. Überhaupt finde ich Frauen toll, die etwas aufbauen, egal in welcher Branche, die zeigen, dass Kinder und Karriere vereinbar sind. Genau das will ich als Bäuerin auch schaffen“, erklärt Christina Schwarz.
Zur Person
Nina Schwarz (32) wohnt in Mitterbach 35, 8720 Sankt Margarethen bei Knittelfeld. Sie ist verheiratet mit Johannes und Mutter eines Sohnes. Der Hof ist ein Bergbauernbetrieb (165 BHK-Punkte, Bio, 27 Hektar Grünland, 43 Hektar Wald, 20 Milchkühe Rasse Holstein Friesian, 20 Jungrinder, Heumilcherzeugung und Projektteilnehmer Klimafitte Landwirtschaft).
[© Bruckner]