Bäuerin der Woche: Monika Schuller

von NEUES LAND

Im Juni spülte eine Flutwelle Tausende Puten aus den Stall. Die Betroffenheit bei Monika Schuller und ihrem Gatten Helmut war sehr groß, ebenso der finanzielle Schaden. Porträt von Roman Bruckner.

 

Das Jahr 2024 ist für die oststeirische Bäuerin Monika Schuller und ihre Familie ein schweres. Zuerst gab es die Flutkatastrophe mit 5000 ertrunkenen Puten, dann die Missernte bei den Kartoffeln. Trotzdem denken sie nicht ans Aufgeben. Der Stall ist wieder gefüllt und die Kartoffelkunden halten zu ihnen.

Der Betrieb der Familie Schuller ist auf zwei Gemeinden aufgeteilt. Ein Teil befindet sich im Ortsteil Lechen in der Gemeinde Grafendorf, der andere im Ortsteil Unterlungitz in der Gemeinde St. Johann in der Haide. So sind sie eine Art Pendler, weil sie täglich zweimal die sieben Kilometer von einer Hofstelle zur anderen fahren. In Lechen dominiert der Ackerbau mit den Kartoffeln als wichtigster Direktvermarktungszweig. In Unterlungitz steht der Putenstall, außerdem gibt es hier weitere Ackerflächen.

Von St. Lorenzen nach Grafendorf

Monika Schuller ist heute 51 Jahre alt und seit 1999 mit ihrem Mann Helmut verheiratet. Sie haben zwei Kinder, Tochter Anja und Sohn Daniel, der den Hof einmal übernehmen soll. Dafür ist er bereits bestens ausgebildet. Er hat wie der Papa die Fachschule Kirchberg absolviert, dann die HBLA Wieselburg mit Matura. Monika Schuller – sie kommt von einem kleinen Bauernhof in St. Lorenzen am Wechsel – hat in einer Handelsakademie maturiert. Ihr Plan war es damals nicht, unbedingt Bäuerin zu werden. Durch die Liebe ist sie in Grafendorf gelandet, hier ist auch ihre Freude an der Landwirtschaft gewachsen. „Ich arbeite sehr gerne mit den Puten, helfe gern am Feld und das Kartoffelvermarkten ist sowieso mein Geschäft“, erzählt die heute begeisterte Bäuerin. Dazu engagiert sie sich als Gemeindebäuerin und als Schriftführerin beim Bauernbund. Das liegt in der Familie, ihr Mann ist ja der Bauernbundobmann. 

Der Betrieb war ursprünglich ein gemischter Rinderbetrieb mit Kartoffelvermarktung. Vor ungefähr 20 Jahren ergab sich die Übernahme eines Putenbetriebes von einem kinderlosen Onkel des Mannes. Es werden 6400 Puten gemästet. Diese kommen als Eintagsküken und brauchen 14 Wochen als weibliche und 21 Wochen als männliche Tiere bis zu einem Mastendgewicht von 10 beziehungsweise 20 Kilogramm. Das Abfangen der 4000 männlichen Tiere, die doppelt so schwer sind, ist eine Knochenarbeit. Es müssen oft über 80.000 Kilo verladen werden. Abnehmer der Puten ist die Firma Wech aus Kärnten. „Meine Aufgaben im Stall sind die Kontrolle sowie die Krankheitsvorsorge und -behandlung“, erklärt die Fachfrau. Sie kann viel über ihre Tiere erzählen, zum Beispiel dass sie keine roten Leiberl mögen. Wenn sie das vergisst, geht im Stall ein unheimliches Geschimpfe los.

Der zweite Betriebszweig sind die Speisekartoffel, die zur Gänze selbst vermarktet werden. Ihr Job ist die Vermarktung samt Zustellung. Im Juni bei den Frühkartoffeln ist sie täglich unterwegs, später dann nur mehr ein bis zweimal die Woche. Es kann auch am Hof eingekauft werden. Dazu gibt es noch eigenes Kernöl. „Unsere Kunden sind treu und haben Verständnis, wenn wir eine schlechte Ernte haben, so wie heuer“, spricht sie den Konsumenten ein Lob aus.

Als die Flut kam

Die heurige Katastrophe begann am 8. Juni. In kurzer Zeit fielen extrem hohe Regenmengen. Der Lungitzbach wurde zu einem reißenden Fluss. Als Helmut Schuller die Flutwelle sah, fuhr er sofort zum Stall, der direkt am Bach liegt. Dort erwischte ihn die Flutwelle voll. Er konnte aus dem Traktor nicht mehr aussteigen und nur mehr geschockt zuschauen, was sich dann abspielte. Die Stalltore wurden aufgedrückt und die meisten Puten davongeschwemmt und dadurch getötet. „Ich war wie gelähmt und hatte keine Ahnung, was ich tun soll“, erzählt er heute noch tief betroffen. Die Feuerwehr, Freunde und Nachbarn retteten, was noch zu retten war.  Insgesamt verendeten 5000 Tiere. Der wirtschaftliche Schaden ist enorm. Als Entschädigung gab es 30 Prozent des Tierwertes aus Mitteln des Katastrophenschutzfonds. Von den Versicherungen kam nichts.

Heute blicken Monika Schuller und ihr Mann mit Wehmut zurück. Gleichzeitig sind sie dankbar für die viele Hilfe, die ihnen entgegengebracht worden ist. Das ist sicher auch ein Grund, dass sie wieder Puten eingestallt haben und weitermachen wollen, natürlich in der Hoffnung, dass wieder bessere Jahre kommen.

Zur Person

Monika Schuller (51) wohnt in Lechen 21, 8232 Grafendorf. Sie ist verheiratet mit Helmut und Mutter von zwei Kindern. Die Betriebsschwerpunkte sind der Ackerbau mit 25 Hektar (Kartoffel, Kürbis, Mais und Speiseroggen) und die Tierhaltung mit 6400 Mastputen konventionell. Dazu kommen 6 Hektar Wald. Kontakt: 0664 4851663

 

[© Bruckner]

 

 

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